Begehrt und immer seltener – der „Zivi“

Wehr- und Zivildienst werden auf sechs Monate verkürzt. Darunter leiden Einrichtungen, die auf die sogenannten Zivis angewiesen sind.

Wuppertal. Frösche, Kröten und Co. werden es in Wuppertal im kommenden Frühjahr schwerer haben: Die Umweltschützer der Station Natur und Umwelt (STNU) befürchten, nicht gut für den Amphibienschutz aufgestellt zu sein - die Molche müssen wohl ohne Ersatzdienstleistenden-Hilfe über die Straße gelangen.

In anderen Einrichtungen werden Rentner seltener in den Genuss kommen, ab und zu beim Spaziergang begleitet zu werden. Grund ist die Verkürzung des Wehr- und Zivildienstes. Die Einrichtungen, die auf die jungen Helfer, die Ersatzdienst ableisten, angewiesen sind, befürchten, dass wegen der erneuten Verkürzung im Januar keine Zivildienstleistende (Zivis) mehr zu bekommen sind.

Abgesehen davon, dass ein Zivi, der nur sechs Monate eingesetzt ist, eher einen Praktikantenstatus einnimmt, als dass er eine tatsächliche Hilfe ist, sieht Peter Noltze von der STNU ein gravierendes Problem: Er und Stefan Ostrowsky, der bei der Stadt für die Ersatzdienstleistenden zuständig ist, befürchten, dass der bisherige Turnus, das heißt die kontinuierliche Besetzung der Stellen, durch die Verkürzung erheblich unterbrochen wird.

Abiturienten und andere Schulabgänger beginnen nämlich meist umgehend nach ihrem Abschluss den Zivildienst, sprich im Sommer. Der Dienst wäre folglich im Januar beendet. "Niemand weiß, ob für die Stellen ab Februar genug Zivildienstleistende zur Verfügung stehen", sagt Noltze. Er geht von einer Zeit der Nichtbesetzung bis Juli aus - die STNU beschäftigt eigentlich bis zu zwölf junge Helfer. "Ich befürchte, dass wir die anstehenden Aufgaben nicht bewerkstelligen können", sagt Noltze, der für Februar nur eine Bewerbung hat.

Bereits früher hatten Einrichtungen, die Zivis im Bereich der "menschennahen Dienstleistungen" einsetzen, darauf hingewiesen, dass die verkürzte Dienst-Zeit eine Verschlechterung der Betreuung bedeute. "Es ist wichtig, dass Kranke, Senioren oder Behinderte eine kontinuierliche Beziehung zu den Zivildienstleistenden aufbauen", sagt Oliver Baicco, vom Paritätischen Wohlfahrtsverband in Wuppertal.

Von den sechs Monaten Dienst bliebt nach Abzug von Urlaub, Seminaren und Einarbeitung maximal eine de facto Arbeitszeit von vier bis fünf Monaten übrig. "In der Zeit kann kein Vertrauen zwischen Betreutem und Zivi aufgebaut werden", sagt Baiocco.

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