Bedrohung im Dienstzimmer: Wie sich die Justiz wappnet

Staatsanwaltschaft: Weil Beleidigungen und Drohungen zunehmen, steuert die Behörde nun mit einem Kurs in Selbstverteidigung gegen.

Wuppertal. In Begleitung zweier Sicherheitsbeamter betrat der Mann das Amtszimmer von Anna Müller (Name von der Redaktion geändert). Es ging um eine Geldstrafe, die er in Raten zahlen wollte. Als die Justizbeamtin der Bitte nicht nachkam, wurde der Besucher aggressiv. "In dem Fall waren noch zwei Wachtmeister dabei. Wäre der Mann auf mich zugesprungen, hätte er durchaus Zeit gehabt, mich zu attackieren", erzählt die 38-Jährige von der Begegnung mit dem aggressiven Straftäter im Mai dieses Jahres.

Vorfälle dieser Art nehmen zu, bestätigt Rechtspfleger Klaus Kramp: "Die Hemmschwelle ist niedriger geworden." Damit die Beamten und Angestellten der Staatsanwaltschaft in Zukunft sicherer auf gefährliche Situationen reagieren können, nehmen 18 Mitarbeiter der Behörde am Seminar "Sicherheit für Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft Wuppertal teil". Vorbeugung, verbale Abwehr und Deeskalation bilden die Säulen des Trainings, das auch Techniken zur Selbstverteidigung beinhaltet. Solche Notwehrmaßnahmen sind selten, aber manchmal erforderlich. Dabei steht für die Mitarbeiter der Justizbehörde im Vordergrund, sich aus dem Griff eines Täter zu befreien und so schnell wie möglich zu flüchten, damit das hausinterne Sicherheitspersonal eingreifen kann.

Bisher ist es in der Hofaue 23 (ADAC-Haus) noch nicht zu körperlichen Übergriffen gekommen. Doch die allgemein gestiegene Gewaltbereitschaft - auch gegenüber der Polizei - sei ein gesellschaftliches Phänomen, sagt Oberstaatsanwalt Wolf Baumert. "In den Fällen, die ich beobachtet habe, waren die betroffenen Mitarbeiter weiblich und die Täter männlich", so der Behörden-Sprecher. So sind es in der Mehrzahl Frauen, die sich für das Seminar angemeldet haben.

Trainer Marc Wiesemann zeigte ihnen am Dienstag nicht nur Abwehrtechniken, sondern auch Bewegungsübungen. "Häufig hat ein Opfer keinen festen Stand oder stürzt", sagt der 37-Jährige. Dann habe ein Täter leichtes Spiel. Vom Seminar erhoffen sich die Teilnehmer aber nicht nur sportliche Tipps, sondern auch mehr Selbstsicherheit im Dienst.

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