Produktion Bayer produziert künftig Curevac-Impfstoff in Wuppertal

Update | Wuppertal · Das Unternehmen Bayer steigt an seinem Standort in Wuppertal in die Produktion von Corona-Impfstoff der Firma Curevac ein.

 Der Bayer-Standort in Wuppertal produziert demnächst Impfstoff.

Der Bayer-Standort in Wuppertal produziert demnächst Impfstoff.

Foto: dpa/Oliver Berg

Das Tübinger Unternehmen Curevac ist noch auf dem Weg zur Zulassung seines MRNA-basierten Impfstoffs. Für 2022 sollen 160 Millionen Dosen bei Bayer in Wuppertal hergestellt werden, womöglich kann die Produktion bei rechtzeitiger Zulassung bereits Ende dieses Jahres liefern.

Laut Stefan Oelrich, Vorstandsmitglied bei Bayer und Leiter der Division Pharmaceuticals, würden im zweiten Jahr der Produktion in Wuppertal noch deutlich größere Mengen für eine Produktion möglich. Wuppertal sei ganz entscheidend als Standort, sagte Oelrich. Grundvoraussetzung für diese Möglichkeit sei, dass man die pharmazeutische Produktion schon bei Bayer im Unternehmen habe, endproduziert werde nun künftig in Wuppertal. „Wir werden künftig noch stärker auf diesen Standort setzen“, sagte Oelrich in einer Schalte mit Curevac-Vorstand Franz-Werner Haas, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) unmittelbar vor dem politischen Impfgipfel an diesem Montag.

Spahn betonte, er wolle Deutschland zum Hauptstandort in der Welt für MRNA-basierte Impfstoffe machen und garantierte die Abnahme der Curevac-Impfstoffe durch den Bund. Selbst wenn kurzfristig jetzt andere, bereits zugelassene Impfstoffe in hohen Mengen aufgekauft würden, sei die Produktion des Curevac-Impfstoffs wichtig. „Wir werden Impfstoffe brauchen über den Sommer hinaus.“ Noch sei unklar, ob es Auffrischimpfungen brauche. „Zum Zweiten kann es möglich werden, durch Mutationen, dass ein Impfstoff auch angepasst werden muss.“ Neben diesen längerfristigen Perspektiven seien kurzfristige Verbesserungen wichtig, die an diesem Montag auf dem geplanten Impfgipfel besprochen werden sollen. Haas betonte, der eigene Impfstoff könne auch eine Grundlage dafür sein, auch möglichen weiteren Pandemien Herr zu werden.

„In Gesprächen mit der Bundesregierung ist deutlich geworden, dass die Verfügbarkeit von Impfstoff weiter erhöht werden muss, auch für zukünftige Varianten des Virus. Wir bei Bayer stellen zusätzliche Impfstoffe zur Verfügung. Wir unterstützen Curevac auch durch Fachwissen und etablierte Infrastruktur. Wir haben das Knowhow bei der Entwicklung von Biotecprodukten“, sagte Oelrich. „Auch, wenn wir nicht selbst in die Entwicklung eines Impfstoffs eingestiegen sind.“

Bayer unterstütze Curevac bereits bei der Entwicklung und Bereitstellung des Impfstoffkandidaten sowie bei lokalen Aktivitäten in ausgewählten Ländern. Bayer helfe bei der operativen Studiendurchführung, bei regulatorischen Aufgaben, Aktivitäten in der Pharmakovigilanz, bei medizinischen Informationen und Lieferkettenleistungen ein und werde Unterstützung in Ländern innerhalb der Europäischen Union sowie ausgewählten weiteren Märkten leisten.

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet kündigte an, schnelle Genehmigungsverfahren zu ermöglichen, vor allem durch das dritte Entfesselungspaket der Wirtschaft durch die Landesregierung seien gleichsam halbierte Verfahren die Garantie, diese „Produktion in Wuppertal“ möglich zu machen. „Wir können zu DEM Standort in der ganzen Welt werden. Unsere Verfahren müssen jetzt so sein, dass bei uns sehr schnell investiert werden kann“, sagte Laschet.

Haas sagte: „Zum Ende des Jahres werden wir mehrere hundert Millionen Dosen zur Verfügung haben.“ Bayer plant, das Curevac-Versorgungsnetz sowie die Gesamtkapazität mithilfe des Fertigungsnetzwerks von Bayer weiter auszubauen. „Der erste Impfstoff aus dieser Erweiterung ist möglicherweise bereits Ende dieses Jahres verfügbar“, sagte Oelrich. Um das zu erreichen, werden nun zügig das eigene Produktionsnetzwerk einschließlich des Standorts in Wuppertal aktiviert.

Der Impfstoff von Curevac befindet sich derzeit noch in der dritten Testphase, nach Unternehmensangaben nehmen daran 36.000 Probanden teil. Eine Zulassung wird für die kommenden Monate erwartet.

Curevac, seit August an der US-Technologiebörse Nasdaq notiert, arbeitet wie der deutsche Konkurrent Biontech mit einem Wirkstoff auf Basis von Messenger-Ribonukleinsäure (mRNA), die auch als Boten-RNA bezeichnet wird. Bei mRNA-Impfstoffen werden keine Krankheitserreger oder deren Bestandteile benötigt wie bei herkömmlichen Impfstoffen. Vielmehr werden einigen wenigen Körperzellen mit dem Impfstoff Teile der Erbinformation des Virus als RNA mitgegeben - geliefert wird so der Bauplan für einzelne Virusproteine, die auch als Antigene bezeichnet werden. Das Unternehmen hofft auf eine Zulassung Mitte des Jahres oder im dritten Quartal. Anfang Januar hatte Curevac die Zusammenarbeit mit dem Pharmariesen Bayer bekanntgegeben, um die Entwicklung zu beschleunigen. Die Bundesregierung beteiligte sich im Sommer 2020 für 300 Millionen Euro mit 23 Prozent an Curevac.

Im Geschäftsjahr 2019 erzielte Bayer mit rund 104 000 Beschäftigten einen Umsatz von 43,5 Milliarden Euro. Die Investitionen beliefen sich auf 2,9 Milliarden Euro und die Ausgaben für Forschung und Entwicklung auf 5,3 Milliarden Euro.

(kup/AFP)
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