Konzert Philharmoniker verbinden Musikfans

Musiker von Bayer gastierten in der Stadthalle. Singer-Songwriter Arthur Horváth sang einige Lieder.

 Arthur Horváth bot ein perfektes Zusammenspiel mit den Philharmonikern.

Arthur Horváth bot ein perfektes Zusammenspiel mit den Philharmonikern.

Foto: Fischer, Andreas

Manchmal kann auch ein Sturm zusammenführen und Musikfans aus zwei Städten in einer Halle vereinen. So geschehen am Mittwochabend beim Konzert der Bayer-Philharmoniker in der Historischen Stadthalle. Im Publikum fanden sich neben Besuchern aus Wuppertal auch etliche Gäste aus Leverkusen. Der Grund: Das ursprünglich für den vergangenen Sonntag angesetzte Konzert der Philharmoniker in Leverkusen war wegen des Unwetters „Sabine“ abgesagt worden. Besitzer dieser Karten durften sie deshalb in Wuppertal einlösen.

Das war auch deshalb eine gute Lösung, weil der Tenor des Konzerts ohnehin einen starken Leverkusen-Bezug hatte. So wurde die Veranstaltung von Radio Leverkusen präsentiert, zudem trat mit Arthur Horváth ein Singer-Songwriter auf, dessen „Radio Leverkusen Heimathymne“ ebenfalls erklang. Ansonsten präsentierte sich das Programm durchaus mit internationalem Anspruch und einer soliden thematischen Bandbreite. Die Bayer-Philharmoniker unter Leitung von Bernhard Steiner spielten sich durch drei Programmblöcke: zunächst gab es Filmmusik, dann ein gesangliches Zusammenspiel mit Arthur Horváth und zum Abschluss die Adaption von Pophits in klassischem Gewand.

Volle akustische Breitseite nach dem Motto „Die Kraft sei mit Dir!“ wurde gleich zum Auftakt gefahren. Drei Stücke aus „Star Wars“ stimmten die Bayer-Philharmoniker an: die Titelmelodie, das Yoda-Thema und den „Imperial March“. Das kam schon ziemlich mächtig daher und setzte auf eine akustische Achterbahnfahrt mitsamt Spannungsmomenten. Deutlich ruhiger wurde es im Anschluss, als Solist Detlef Tewes, Leiter des Bayer-Mandolinenorchesters, gemeinsam mit den Bayer-Philharmonikern das „Love Theme“ aus dem Mafia-Drama „Der Pate“ spielte.

Der meiste Applaus erklingt
im letzten Drittel des Konzerts

Ruhig und nachdenklich waren auch die Texte, die der aus Leverkusen stammende Musiker Arthur Horváth zum Besten gab. Horváth wurde von Moderator Thomas Wagner unter dem etwas sperrigen Label „meistverkaufter unabhängiger Singer-Songwriter“ in Deutschland vorgestellt. Vier Songs stellte der in Rumänien geborene Horváth vor. In seinem schlichten Jeans-Look und einer eher zurückhaltenden Bühnenshow setzte der 45-Jährige vor allem auf Stimme und Stimmungen, wobei die Texte bisweilen etwas flach wirkten – andererseits sind die echten Weisheiten im Leben ja auch immer von einer gewissen Banalität und Schlichtheit. Mitunter ging allerdings die Stimme von Horváth vor dem Hintergrund der philharmonischen „Übermacht“ etwas unter.

Für Lacher sorgte zudem die „Heimathymne“ auf Leverkusen, die Horváth sang, sparte der Text doch durchaus nicht mit Selbstironie und kulminierte in dem Refrain: „Unsere Stadt, unsere Welt, unsere Heimat, die uns irgendwie gefällt.“ So viel Understatement kam auch in Wuppertal gut an. Zumal Horváth im Vorfeld bereits den Lokalpatriotismus der hiesigen Besucher gekitzelt hatte. „Ich habe mich heute in diese Halle verliebt“, sagte er mit Blick durch den großen Saal der Stadthalle.

Den meisten Applaus und Jubelrufe ernteten die Bayer-Philharmoniker dann im letzten Programmdrittel des Abends, in dem Songs gespielt wurden, die sich die Hörer von Radio Leverkusen gewünscht hatten. Auf dem Wunschzettel standen „Viva la Vida“ von Coldplay, „Thunderstruck“ von AC/DC, „Perfect“ von Ed Sheeran und „Bohemian Rhapsody“ von Queen. Das klassische Orchester wurde dabei verstärkt von Musikern mit Gitarre, E-Bass und Schlagzeug, die etwas versteckt am Rande des Orchesters gruppiert wurden. Vor allem bei den Gitarrenriffs des AC/DC-Cover drang die akustische Unterstützung dann aber unüberhörbar in den Vordergrund.

Nicht zuletzt die zahlreichen jüngeren Besucher waren von den Adaptionen angetan. Die Bayer-Philharmoniker konnten beweisen, dass man auch „als semiprofessionelles Sinfonieorchester“ (so die Selbstbeschreibung) gängiges Popmaterial in klassisches Gewand transferieren kann. Wobei die fehlende Vokalpartie mitunter eine Leerstelle ließ, die nur schwer zu füllen war: Wer „Bohemian Rhapsody“ in instrumentaler Variante hört, denkt zumindest immer die Stimme von Freddie Mercury hinzu. Da können sich Bläser und Streicher noch so mühen, diesen Part zu ersetzen.

Das Publikum dankte gleichwohl mit stehenden Ovationen – nachdem es zuvor mit einem Evergreen als Zugabe belohnt wurde, der seit Radio-Gedenken die Brücke zwischen Klassik- und Popmusik in einem Lied vereint: „Music“ von John Miles. Da durfte das Publikum dann auch im Takt kräftig mitklatschen -– eine Tätigkeit, die ansonsten in einem Klassikkonzert eher unüblich ist.

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