Baumsterben Baumbestand im Wuppertaler Zoo ist in Gefahr

Wuppertal · Am Rosenmontag blieb der Wuppertaler Zoo wegen des Sturms geschlossen. Die vielen alten Bäume sind Fluch und Segen zugleich.

 Diese Luftaufnahme zeigt den dichten Baumbestand um die Elefantenanlage.

Diese Luftaufnahme zeigt den dichten Baumbestand um die Elefantenanlage.

Foto: Sondermann

Am Rosenmontag blieb der Grüne Zoo Wuppertal aus Sicherheitsgründen ganztägig geschlossen. Weil Sturmtief Bennet nicht nur die Karnevalisten mächtig durcheinander wirbelte, sondern die Gefahr bestand, dass Bäume umstürzen und Äste durch die Gegend fliegen könnten, wurden die Zookasse erst gar nicht geöffnet. Die Schließung wegen der Sturmböen ist aber kein Einzelfall. Immer öfter bleibt der Zoo über Stunden oder ganze Tage geschlossen, weil sich die extremen Wetterlagen häufen. Der überwiegend alte Baumbestand im Grünen Zoo ist bei Sturm und Wind besonders anfällig, und der Erhalt des Gesamtbildes der historischen Parkanlage ist zu einem ernsthaften Problem geworden.

Die oft mehr als 120 Jahre alten Bäume sind für den Zoo Fluch und Segen zugleich. 1879 wurde der Zoo nach Plänen des Gartenarchitekten Heinrich Siesmayer als Park und Ausflugsort im Grünen für die Stadtbewohner angelegt. Zunächst wurden dort nur wenige Tiere in Käfigen gehalten. Die Parklandschaft entwickelte sich im Verlauf der Jahrzehnte prächtig, die Unterhaltung des Baumbestandes ist inzwischen nur noch mit einem großen Aufwand möglich. Mehr als 2000 belaubte und unbelaubte Bäume müssen regelmäßig kontrolliert werden, sonst wird es in Zukunft häufiger Tage geben, an denen die Anlage mit allen Tierhäusern geschlossen bleibt.

Vor vergleichbaren Problemen in einer noch größeren Dimension steht die Stadt in der Verantwortung für die öffentlichen Parks und Grünanlagen sowie die Straßenbäume. Der Klimawandel macht im gesamten Stadtgebiet Baumarten zu schaffen, die verstärkt durch den Befall von Schädlingen und Pilzen betroffen sind. Von einem Baumsterben in der Stadt kann zwar noch keine Rede sein, aber in den kommenden Jahren werden einige Baumarten aus dem Stadtbild verschwinden. Andere Baumarten, die besser mit den Bedingungen zurecht kommen, werden schon jetzt angepflanzt.

Zoodirektor Arne Lawrenz hofft, dass möglichst viel vom Baumbestand im Zoo erhalten bleibt. „Die Pflege erfordert viel Sachverstand und Erfahrung. Da die Stelle des Garten- und Forstmeisters aufgrund des Fachkräftemangels nicht besetzt ist, ist zurzeit ein externes Unternehmen im Einsatz, um Kronen zu schneiden und Totholz herauszunehmen, das Besucher gefährden könnte. Die Pflege des Baumbestandes ist von der Bedeutung her inzwischen fast gleichwertig mit der Betreuung der Tiere“, sagt Lawrenz. Planmäßig ist der Zoo ganzjährig geöffnet und nur am 1. Weihnachtstag geschlossen. Sturmbedingte Schließungstage schlagen sich negativ in der Besucherstatistik nieder.

Es gibt kaum mehr Baumarten, die keine Probleme bereiten

Um Verständnis bittet Lawrenz die Zoobesucher, wenn doch einmal ein Baum gefällt werden muss. „Wir haben alle Bäume bestimmt, gesichtet und aufgelistet, denn einen Kahlschlag wollen wir vermeiden“, sagt der Zoodirektor. Allerdings musste zuletzt eine Buche am Gehege der Kängurus gefällt werden, die vom Brandkrustenpilz befallen war.

Maßgebend für Stadt und Zoo sind die von der Forschungsgesellschaft für Landschaftsentwicklung und Landschaftsbau (FLL) erarbeiteten Richtlinien, die von den Gerichten bei Haftungsfragen herangezogen werden. „Es gibt kaum mehr Baumarten, mit denen wir keine Probleme haben. Fällen ist immer die letzte Option“, sagt Michael Kaiser, Leiter der Abteilung Grünflächenerhaltung der Stadt.

Das Eschentriebsterben ist nur eines von vielen Problemen. Zahlreiche Platanen, die als idealer Straßenbaum galten, musste die Stadt wegen Pilzbefalls fällen. Fichten leiden unter dem Borkenkäfer, Kastanien unter der Miniermotte, Ulmen unter dem Ulmensplintkäfer und Linden unter der Trockenheit. „Auch die Rubinien sind nicht mehr für den Standort Wuppertal geeignet“, sagt Kaiser. Den bereits genannten Brandkrustenpilz schätzt er als besonders aggressiv ein. „Innerhalb von drei Monaten kann an einer Buche ein dicker Ast abgestorben sein.“

Wie im Zoo wächst der Arbeitsaufwand, um Parks und öffentliche Anlagen ganzjährig offenhalten zu können. „Wir müssen daher immer mehr Aufgaben extern vergeben, wobei die betreffenden Firmen auf nicht absehbare Zeit stark ausgelastet sind“, so Kaiser. Bei den Baumpflanzungen werde die Stadt neue Wege einschlagen und verstärkt auf Baumarten setzen, die sich besser an den Klimawandel anpassen.

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