WZ Exklusiv Die Baukosten für Engels-Zentrum explodieren

Wuppertal · Die Stadt rechnet für den Verbindungsbau zwischen Museum und Engels-Haus mit 40 Prozent mehr und spricht von einer sehr ernsten Situation.

 Schon jetzt steht fest, dass der Kostenplan auf der Baustelle im Engelsgarten nicht aufgeht.

Schon jetzt steht fest, dass der Kostenplan auf der Baustelle im Engelsgarten nicht aufgeht.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Die Kosten für den Verbindungsbau zwischen Engels-Haus und Museum für Frühindustrialisierung explodieren. Nach neuesten Berechnungen geht die Stadtverwaltung nach Informationen der Westdeutschen Zeitung von einem Plus in Höhe von 40 Prozent aus. Das sind vier Millionen Euro. Ursache sind zu etwa gleichen Teilen einerseits die allgemeinen Baukostensteigerungen und andererseits Änderungen gegenüber den ursprünglichen Architektenplänen.

Bisher waren für das moderne, lichte Bauwerk Kosten von zehn Millionen Euro angenommen worden. Die Steigerung schlägt schwer ins Kontor. Denn sie muss allein von der Stadt finanziert werden.

Auf Anfrage der WZ bestätigt Stadtkämmerer Johannes Slawig die Kostenexplosion. „Das ist eine sehr ernste Situation“, sagt er. Und das gilt nicht nur für die Kosten, sondern auch für den Faktor Zeit. Denn das neue Historische Zentrum soll im Laufe des nächsten Jahres eine Hauptrolle spielen, wenn es gilt, den 200. Geburtstag von Friedrich Engels zu feiern. Der Philosoph, der Freund und Unterstützer von Karl Marx ist in Barmen in eine wohlhabende Unternehmerfamilie geboren worden. Seine Familie lebte in dem Haus, das zum Historischen Zentrum gehört.

Für Oberbürgermeister Andreas Mucke ist der Verbindungsbau ein wichtiges Projekt für die Stadt. Deshalb lassen Slawig und er im Laufe der Woche Informationen zusammentragen. Sie sollen besagen, was genau die Kostensteigerung von bis zu 40 Prozent verursacht und an welchen Stellen so korrigiert werden kann, dass die Steigerung geringer ausfällt.

Die Mehrkosten sind
nur zum Teil beeinflussbar

Nach Informationen der WZ gibt es unter anderem Hinweise darauf, dass das Bauwerk zu klein berechnet worden ist. Allein das soll nun zu Mehrkosten von einer Million Euro führen, die möglicherweise über eine Regressforderung ausgeglichen werden könnten.

Nicht variabel sind aller Voraussicht nach die fast 300 000 Euro für ein Regenrückhaltebecken. Das war zunächst nicht geplant und ist Folge des Starkregens vom vergangenen Jahr, der auch in Barmen einige Straßen überflutet hat. Die Gebäude am Engelsgarten sind nicht weit genug von der Wupper entfernt.

Gegen die zwei Millionen Euro Mehrkosten, die allein von der Baupreissteigerung verursacht werden, gibt es kein Rezept. Überhaupt ist die Entwicklung der Baukosten für Städte wie Wuppertal ein Damoklesschwert. Üblicherweise rechnen Fachleute in Zeiten, in denen die Nachfrage das Angebot übersteigt, mit Steigerungsraten von bis zu sechs Prozent im Jahr.

Angesichts eines Vorlaufes von drei Jahren deckt sich das auch mit den Mehrkosten für das Historische Zentrum. Das ist für Wuppertal insofern bedeutend, als dass die Stadt in den nächsten zehn Jahren allein 450 Millionen Euro in Schulbauten investieren will. Die geplante Summe durfte durch den allgemeinen Preisindex auf einen Wert weit jenseits der 500 Millionen Euro anwachsen.

Jeder Euro mehr muss im
Haushalt eingespart werden

Für Stadtkämmerer Slawig ist das eine Herausforderung. Denn jeder Euro mehr für Bauleistung muss an einer anderen Stelle des städtischen Haushaltes eingespart werden. Das gilt auch für die zu erwartenden bis zu vier Millionen Euro für das Historische Zentrum. An dessen Bau beteiligt sich erstmals in Wuppertal die Tourismus-Abteilung des NRW-Wirtschaftsministeriums. 4,5 Millionen Euro fließen aus Düsseldorf nach Wuppertal. Vorausgesetzt, das Projekt wird auch umgesetzt.

Für Wuppertals Kulturdezernenten Matthias Nocke (CDU) sind die Nachrichten aus dem Engelsgarten ernüchternd. Das Historische Zentrum spielt im Programm des Engelsjahres eine wichtige Rolle. Aber: „Das Programm steht, es ist finanziert und wir haben sogar noch etwas eingespart für Marketingaktionen“, sagt Nocke.

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