Barmer DRK-Schwestern: 100 Jahre im Dienst der Nächstenliebe

1913 gründete das Deutsche Rote Kreuz eine Schwesternschaft in Barmen. Am gestrigen Donnerstag feierte sie ihr Jubiläum im Mutterhaus an der Rudolfstraße.

Barmen. Ein liebevoll mit Blumen und Kerzen geschmückter Aufgang war die passende Einstimmung auf die Warmherzigkeit, mit der die DRK-Schwesternschaft ihren Dienst an den Bürgern der Stadt verrichtet. In Barmen leistet sie diese Arbeit seit 100 Jahren und lud am Donnerstag zur Feier der Gründung in ihre Räume an der Rudolfstraße ein.

Zu den Begrüßungsformeln auf Russisch, Polnisch, Spanisch, Arabisch, Marokkanisch, Türkisch, Ukrainisch, Kroatisch und Koreanisch gesellte sich dabei eine seltsame Sprache, die vor 100 Jahren lebendiger war als heute: Barmer Platt. Das, so sagte Oberbürgermeister Peter Jung, sei ihm als Cronenberger so gut wie unverständlich.

Hinter der angeblichen Unvereinbarkeit der Wuppertaler Stadtbezirke, die so oft bemüht wird, steckte eine historische Wahrheit. In Elberfeld war bereits 1873 eine Schwesternschaft des Deutschen Roten Kreuzes gegründet worden. Barmen folgte erst 1912 — ein Jahr nach der Einweihung der Städtischen Krankenanstalten Barmen am 27. Juni 1911. Als die Elberfelder 1973 ihr 100-jähriges Bestehen feierten, schlossen sie sich mit den Barmern zur Schwesternschaft Wuppertal zusammen.

Steffi Kegler, heutige Oberin, warf einen ausgedehnten Blick zurück auf 100 ereignisreiche Jahre. 1912, als die Titanic sank, hatte Oberin Betty Zander das Team aus der Taufe gehoben. 1913 folgte ihr Juliane Husstedt ins Amt. Damals waren Zucht und Ordnung die ehernen Leitmotive.

Um die Aura von einst aufleben zu lassen, schlüpfte Schwester Irma Testagrossa ins historische Gewand und verlas Leitsätze aus der damaligen Hausordnung: Nach 22 Uhr hatte kein Licht mehr in den Zimmern zu brennen. Im Übrigen mussten sich die Schwestern vor jedem Ausgang bei der Oberin abmelden. Die heutige Praxis sieht gänzlich anders aus, zumal seit 2008 das System der mobilen Schwestern einen unbürokratischen Einsatz vor Ort erfordert.

Gewandelt hat sich auch das Rollenverständnis. War es früher undenkbar, dass Männer unter einem Dach mit der Schwesternschaft arbeiteten, so gehören sie heute zum Team — etwa im Haus Vivo, das seit 2005 besteht und sich der Intensivpflege von Komapatienten widmet.

Auf ihre zwölf männlichen Kollegen warfen die Schwestern zum Jubiläum aber auch einen amüsierten Blick. Einen Stammtisch hätten sie ebenso wie eine Bastelgruppe. Nur mit dem Häkeln gehe es noch nicht so recht voran.

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