Wuppertal Barmen spielt die zweite Geige

Die Rollen sind neu verteilt: Elberfeld ist das Oberzentrum, während der Osten der Stadt attraktiven Wohnraum bieten soll.

Wuppertal: Barmen spielt die zweite Geige
Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Elberfeld ist das Oberzentrum, die Barmer City hat als Bezirkszentrum lediglich eine mittelzentrale Funktion für die östlichen Teile des Stadtgebietes. Dass Barmen die zweite Geige spielen soll, hätte vor 20 Jahren noch für erbitterte Diskussionen zwischen Barmern und Elberfeldern gesorgt. Nun werden die Aufgaben im sogenannten Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) für Barmen so festgeschrieben. Zustimmung gab es dafür sogar von den Barmer Bezirksvertretern. Die Entscheidung über das ISEK fällt allerdings erst am 20. Februar im Rat der Stadt.

„Die Grundlage für die zukünftige Entwicklung der beiden größten Wuppertaler Zentren ist die Arbeitsteilung zwischen der Elberfelder City als oberzentralem Versorgungsbereich und der Barmer Innenstadt als Bezirkszentrum mit mittelzentraler Funktion“, heißt es in dem Beschlussvorschlag der Verwaltung. Die Entwicklungschancen Barmens werden in der Profilierung als Einzelhandels-, Dienstleistungs- und insbesondere als attraktiver Wohnstandort gesehen.

Einstimmig begrüßten die Barmer Bezirksvertreter den vorgeschlagenen Weg. Stadtdirektor Johannes Slawig hatte den Bezirksvertretern zuvor finanzielle Argumente geliefert. Er erinnerte daran, dass das Land NRW im vergangenen Jahr die Förderung von Projekten in Barmen mit der Begründung abgelehnt hatte, der Barmer City fehle es an einem Profil in Abgrenzung zur Elberfelder City. „Mit dem Integrierten Entwicklungskonzept ist nun die Maßgabe erfüllt, dass die von uns gewünschten Maßnahmen zur Entwicklung der Barmer City in die Städtebauförderung des Landes NRW aufgenommen werden“, erklärte Slawig. Einzelprojekte wie die Neugestaltung des Vorplatzes am Alten Markt, des „Ankunftsortes“ Adlerbrücke, die Erschließung des Innenhofes im Haus der Jugend und des Neubaus am Historischen Zentrum addieren sich auf Millionenbeträge.

Im Klartext: Fördermittel des Landes NRW für die Qualitätsoffensive Barmen gibt es nur dann, wenn sich die Stadt konsequent von dem Gedanken verabschiedet, dass in Elberfeld und Barmen — überspitzt formuliert — alles in doppelter Ausführung und in doppeltem Angebot vorhanden sein muss. Vor dem Hintergrund der Ansiedlung von Einzelhandel am neugestalteten Döppersberg mit dem geplanten Factory Outlet-Center hat die Frage der Arbeitsteilung noch an Bedeutung gewonnen.

Bezirksbürgermeister Hans-Hermann Lücke (CDU) begrüßte das vorgelegte Konzept und stellte es in einen zeitlichen Zusammenhang mit dem bevorstehenden Auslaufen der Immobilien-Standort-Gemeinschaft Barmen-Werth. Satzungsgemäß endet die Zusammenarbeit der privaten Immobilienbesitzer vom Barmer Werth fünf Jahre nach ihrer Gründung. Ende 2017 müsste deshalb eine neue ISG Werth gegründet werden.

„Wir wünschen den Bemühungen um eine zweite Auflage der ISG Barmen-Werth viel Erfolg“, sagte Lücke. Thomas Helbig, Vorstandsmitglied der ISG, ist zuversichtlich. „Die jetzige ISG ist finanziell und mit vielen Aktionen zur Steigerung der Attraktivität der Barmer City in Vorleistung getreten. Nun gilt es, die Immobilienbesitzer davon zu überzeugen, dass sie sich erneut finanziell beteiligen. Es würde die Chancen einer Neugründung der ISG wesentlich erhöhen, wenn die finanzielle Förderung durch den Bund und das Land NRW anlaufen würde“, sagt Thomas Helbig. Die Einordnung als Bezirkszentrum empfindet er nicht als Zurückstufung. „Das wäre früher ein Thema gewesen, aber die Entwicklung der Stadt lässt sich nicht verleugnen. Barmen bietet attraktiven Wohnraum, und die Barmer City wird auch in Zukunft ein attraktiver Standort für Einzelhandel sein. Wuppertal ist die Schwebebahnstadt mit der besonderen Topographie, in der man an jeder Station in einem anderen Quartier ankommt. Es wird sich niemals alles auf Elberfeld konzentrieren“, ist Helbig überzeugt. “ S. 16

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