Trend Barbier will eine Oase für Männer schaffen

Elberfeld. · Der Trend geht zur Bartpflege. Auch die Friseurinnung begrüßt die Spezialgeschäfte.

 Ibrahim Tas ist kein Friseur oder Barbier, er ist Geschäftsführer des Ladens Barbier 46, der am Freitag eröffnet.

Ibrahim Tas ist kein Friseur oder Barbier, er ist Geschäftsführer des Ladens Barbier 46, der am Freitag eröffnet.

Foto: Fischer, Andreas H503840

In dem frisch eingerichteten Friseurlokal an der Grünstraße weht einem ein Ambiente vergangener Tage entgegen. Friseurstühle aus rotem Leder, ebenso eine Couch und Sessel in dunkelrot. Hinten steht eine Bar aus Holz, 90 Jahre alt, dahinter eine Bar mit Whisky, Gin und Rum. Nebenan ein hölzerner Billardtisch - Handarbeit aus Kanada, sagt Geschäftsführer Ibrahim Tas. Alles sieht alt aus, aber nicht altbacken. Frisch, aber orientiert an einer früheren Zeit.

Zusammen mit seinem Cousin Emra Tas eröffnet Ibrahim Tas am Freitag, 6. September, den „Barbier 46“ in Elberfeld. Es soll eine „Wohlfühl-Oase für Männer“ werden. Ein Ort, an dem Mann sich pflegen lassen kann, entspannen kann. An dem Männer unter sich sind. Und ein Ort, an dem das Barbier-Handwerk gepflegt werde, so Tas.

Er selbst gehe zwei Mal die Woche zum Friseur, sagt er. Und er habe genug von der schnellen Abfertigung. Deswegen will er in seinem Laden Ruhe und Qualität in den Mittelpunkt stellen. Und den Bart: „Der Bart ist das A und O“, sagt Tas.

Barbiere sind im Trend,
die Bartpflege steht im Fokus

Und damit steht er nicht alleine da. In Wuppertal sieht man immer öfter den typischen blau-weiß-roten Barbierstab vor den Türen. In Barmen sticht etwa der Shecher Barbershop von Emmanuel Sanwogou heraus, der sowohl von der Friseurinnung empfohlen wird, als auch von den Kunden, die bereit sind, mehrere Wochen auf einen Termin zu warten. Bärte sind im Trend. Das sieht man auch an den Bartpflege-Linien, die Drogerien mittlerweile standardmäßig im Programm haben.

Auch „Barbier 46“ will den Trend nutzen – und darüber hinaus etwas bieten. Neben dem Handwerk eben auch durch das Rundum-Programm mit Bar, Zigarren, Billard und den Sitzmöbeln. „So etwas gibt es in Wuppertal noch nicht“, ist sich Tas sicher, „höchstens in Berlin, Düsseldorf, Köln.“

Tas und Partner haben fünf Monate in den Umbau des ehemaligen Porno-Video-Verleihs investiert. Und sie wollen noch weitermachen. Neben den 180 Quadratmetern im Erdgeschoss sollen unten noch 120 Quadratmeter entstehen – für Herrentoupets. Einen weiteren Markt, den Tas im Aufwind sieht.

Bisher habe man fünf Friseure angestellt, drei weitere sollen folgen. Leicht sei das nicht. Es sei schwierig, Leute zu finden, die mit Leidenschaft bei der Sache seien. Man habe Friseure angestellt, die woanders „zu langsam“ gewesen seien, die viel Wert auf ihre Arbeit legten, so Tas. Das passe zum Konzept: Man wolle eben nicht drei Kunden pro Stunde bedienen, sondern einen bis zwei.

Das bisherige Team sei Anfang der Woche in Wiesbaden auf einer Schulung gewesen, sagt Tas. Mitte der Woche würden dann die Abläufe einstudiert, Freitag eröffnet. Stilecht, in Einheitskleidung. Alle tragen Baseball-Hemden. An den Wänden hängen Metallschilder, die für Whisky oder Cola werben. Ein Playboy-Foto steht gerahmt neben einer James-Dean-Büste. US-inspirierte Männerwelt.

Dabei wird neben einem alten Männerbild eben auch der moderne Mann betont. Der, der sich pflegt. „Männer geben mehr Geld für Pflege aus als Frauen“, spekuliert Tas. Und bekommt im Grunde Zuspruch von Innungs-Obermeisterin Carmen Langowski. Man könne nicht pauschalisieren, aber Männer legten schon mehr Wert auf ihr Äußeres, sagt sie. Sie sehe das sehr positiv – ebenso wie die Zunahme von Barbieren in der Stadt.

„Wenn Barbiere das professionell machen, ist das eine tolle Entwicklung“, auch weil das nicht so „die Billigschiene“ bediene, die jahrelang die Städte dominiert habe. Das werte auch den Beruf an sich auf. Für Langowski macht es auch Sinn, sich als Friseur zu spezialisieren – und wie im Fall von Barbier 46 einen Rahmen zu schaffen, „in dem sich Männer wohlfühlen“.

Solche Anbieter sorgen laut Langowki auch für eine gute Durchmischung der Branche. Durch hochpreisigere Läden käme auch in der Außenwirkung das Friseurhandwerk wieder besser weg. Gerade durch die Billigläden habe der Ruf gelitten. Dadurch sei es eben auch schwerer, Nachwuchs für die Branche zu begeistern.

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