Kommentar Bahnärger in Wuppertal: Verkehrswende auf Feldwegen

Meinung | Wuppertal · WZ-Redakteurin Anne Palka findet: So lange das Auto verlässlicher ist und das System der Ticketpreise ein ausführliches Studium benötigt, gibt es als Option zum Wenden nur eine sehr unattraktiv erscheinende Route.

 Wuppertal, Anne Palka

Wuppertal, Anne Palka

Foto: ANNA SCHWARTZ

Wenn das Navigationssystem im Auto sagt: „Bitte wenden!“, dann muss die Voraussetzung dafür stimmen. Es muss eine Verkehrsführung geben, die es möglich macht, abzubiegen statt weiter geradeaus zu fahren. Was auf der Autobahn gilt, gilt auch für die Mobilitätswende. Dabei sind die Optionen zum Wenden bisher noch sehr begrenzt, zumindest die akzeptablen. Auf der Autobahn fährt man ja auch ab und in Gegenrichtung wieder auf, nimmt nicht den holprigen Feldweg zurück. Doch genauso fühlt sich der öffentliche Nahverkehr derzeit noch an. Kommt der Bus oder Zug überhaupt? Und ist er pünktlich? Oder zumindest so pünktlich, dass der Anschluss noch erreichbar ist? Solange das Auto verlässlicher ist und das System der Ticketpreise ein ausführliches Studium benötigt, gibt es als Option zum Wenden eben nur den sehr unattraktiv erscheinenden Feldweg. Es scheitert, mal wieder, am Geld und am Personal. Für die Mobilitätswende gibt es viele gute Argumente, nicht zuletzt das Klima, die großzügige Investitionen rechtfertigen. Dabei geht es um die Infrastruktur, um finanzielle Anerkennung für die Mitarbeiter – und nicht nur um das Klein-Klein, ob ein Nachfolger des 9-Euro-Tickets nun 29, 49 oder 69 Euro kosten soll. Auch das muss geklärt werden. Die nötigen Voraussetzungen zum Wenden sind aber sehr viel umfassender.