Ökologie „Wir retten mehr, als wir fällen“

Wuppertal · Innerstädtische Baumfällungen wie am Von der Heydt-Platz oder am Wall ärgern Bürger.

 Die Platanen im Frühsommer. Im Vordergrund wird weiter am Projekt Wupperpark-Ost gearbeitet.

Die Platanen im Frühsommer. Im Vordergrund wird weiter am Projekt Wupperpark-Ost gearbeitet.

Foto: Claudia Kasemann

„Momentan bin ich bei 1360 Unterschriften“, sagt Thomas Pusinelli. Der Elberfelder Geschäftsmann freut sich über die Resonanz auf seine Petition zum Erhalt der Platanen am Döppersberg: „Zu Anfang habe ich gedacht, wenn 200 Leute mitmachen würden, wäre das schon klasse.“ Nun hofft er, dass sich seine Liste bis Sonntag weiter füllt, denn am kommenden Dienstag will er die Unterschriften Oberbürgermeister Andreas Mucke übergeben.

Bäume, Baumfällungen und Baumsterben beschäftigen Bürger allerorten, und auch in Wuppertal sorgen sich Menschen wie Thomas Pusinelli um den Bestand an Ahorn, Kastanien oder eben Platanen, wie sie am Wupperufer in Elberfeld stehen.  Er ärgert sich auch über die Situation am Von der Heydt-Platz, wo Bäume im Zuge der Neugestaltung des Platzes weg kamen und fragt sich: „Warum müssen bestehende Bäume gefällt werden, damit man neue pflanzen kann?“  Auf diese Frage habe er noch keine ihn befriedigende Antwort erhalten.

Jährlich zwischen 60 und 80 Neupflanzungen im Stadtgebiet

Vielleicht auch deshalb, weil das Thema komplex ist, wie sich im Gespräch mit der Fachverwaltung bei der Stadt zeigt. Denn jeder Ort, jeder Platz ist anders, und was an der einen Stelle an Bepflanzung funktioniert, passt an einer anderen womöglich überhaupt nicht. „Bäume an Straßen und Plätzen zu erhalten, hat für uns zunächst einmal oberste Priorität“, sagt Annette Berendes, Leiterin des städtischen Ressorts Grünflächen und Forsten. Aber es gebe Gründe, die im Einzelfall dagegen sprechen können: „Das fängt schon an mit Leitungsverlegungen, wie sie beispielsweise die WSW vornehmen.“ Oder Widrigkeiten wie Höhenunterschiede bei der Neugestaltung des Von der Heydt-Platzes. Müssten dann Bäume gefällt werden, gebe es neue. „Klar, dass die gerade am Anfang nicht so hoch sind wie die bisher vorhandenen“, sagt Abteilungsleiter Michael Kaiser: Da im innerstädtischen Bereich aber ohnehin kaum sehr alte Bäume zu finden seien, „haben wir relativ schnell wieder den gleichen ökologischen Wert“. Und in der Regel auch  mehr Bäume, als vorher da waren, ergänzt Annette Berendes.

Von solchen Projekten  unabhängig werden laut Stadt jährlich zwischen 60 und 80 Bäumen an Straßen und auf Plätzen neu gepflanzt.

„Insgesamt war es früher grüner“, meint Thomas Pusinelli und verweist auf alte Luftaufnahmen, beispielsweise vom Döppersberg. Er findet, man müsse aktiv nach neuen Standorten für Bäume Ausschau halten. Das sei eine Preisfrage, aber dabei könne man ja durchaus kreativ sein „und beispielsweise Anlieger und Hauseigentümer ansprechen“.

Jetzt geht es ihm zunächst einmal um die Rettung der Platanen am Wupperufer. Laut Stadt hat eine von ihnen innerhalb von zwei Wochen alle Blätter verloren, man habe Fachleute eingeschaltet, sagt Annette Berendes: „Da warten wir noch auf die Ergebnisse, um die Situation weiter beurteilen zu können“.

Stadt: Viele Bürger wollen  Straßenbäume fällen lassen

Und es gibt auch in Wuppertal nicht nur Baumfreunde: „Wir erhalten fast wöchentlich Anfragen von Bürgern, die Bäume vor ihrer Haustür am liebsten entfernen lassen würden“, sagt Abteilungsleiter Michael Kaiser, denn gerade viele der alten Bäume stünden oft  nah an Gebäuden. Dann gebe es Beschwerden über Laub, verstopfte Dachrinnen oder verschmutzte Bürgersteige, so Kaiser: “Wir haben übers Jahr viel mehr Bäume zu retten als zu fällen.“

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