Azubi-Aktion kommt nicht an

Mehr Jugendliche für die „Chance Ausbildung“ zu interessieren, war Ziel des Aktionstags.

Wuppertal. Immer mehr Ausbildungsplätze bleiben unbesetzt. Gleichzeitig sind die Bewerberzahlen rückläufig. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) führt das nicht auf den demografischen Wandel zurück: "Es ist die gefühlte Perspektivlosigkeit der Jugendlichen, die zum Bewerberschwund führt. Viele Jugendlichen glauben nicht an ihre Zukunftschancen oder sind unentschlossen", sagt Carmen Bartl-Zorn von der Wuppertaler IHK. Um mehr Jugendliche für Ausbildungsplätze zu interessieren, fand am Montag der bundesweite Aktionstag "Chance Ausbildung" statt.

Mit orangen Kappen und Taschen ausgerüstet zogen dafür 61 Auszubildende von sechs Wuppertaler Firmen los, um Informationsbroschüren zu verteilen und in Gespräche über ihre Ausbildung zu berichten. An elf Schwebebahnstationen positioniert, wollten die Freiwilligen vor allem Schüler ansprechen, die noch nicht wissen, wie es nach dem Abschluss weitergeht. Gleichzeitig warteten im Berufsinformationszentrum (BIZ) Berufsberater auf Interessenten. "Die Jugendlichen können viel authentischer davon berichten, was ihnen die Ausbildung bringt, als jeder Berufsberater", erklärt Thomas Wängler von der IHK die Idee hinter dem Aktionstag.

Wie schwer ihr Vorhaben war, wurde den Auszubildenden schnell klar: "Viele Leute, die wir ansprechen, glauben wir wollten etwas verkaufen und wiegeln sofort ab", ärgerte sich Florian Schärfer. Der 20-Jährige ist angehender Chemikant bei Dupont und seine Ausbildung macht ihm Spaß. Gerne würde er seine Erfahrungen weitervermitteln, aber die Jugendlichen vor dem Schwebebahnhof Döppersberg machten es ihm am Montag nicht leicht: "Meine Tasche mit Ausbildungsinformationen habe ich grade an eine Mutter verschenkt, deren Tochter zurzeit ein Praktikum macht. Es sind eher die älteren Leute, die wissen wollen, warum wir hier stehen."

Auch Daniela Witte von der Barmenia hatte sich die Aufgabe leichter vorgestellt: "Es ist sehr schwer einzuschätzen, wen man ansprechen soll. Viele Jugendliche sagen uns sofort, dass sie sich gar nicht für einen Ausbildungsplatz interessieren", sagte die 19-Jährige.

Vielleicht war die Taktik von Ida Flehming besser: Die Auszubildende von Bayer wartete nicht vor den Bahnhöfen, sondern sprach in der Station Ohlingsmühle Wartende an - die Ausrede "keine Zeit" ließ sie nicht gelten. "Ich habe grade mit einer Schülerin gesprochen, die sehr unentschlossen war. Vielleicht habe ich ihr wirklich geholfen", freute sich die 18-Jährige.

Der Schülerin Lena Wagner hat der Aktionstag geholfen: "Ich habe ein nettes Gespräch geführt. Ich werde in den nächsten Tagen mal zum BIZ gehen und mich weiter informieren."

Nicht jede Tasche mit Informationen scheint allerdings beim Zielpublikum gelandet zu sein. Als am Montagmittag ein 10-Järiger in der Elberfelder Innenstadt gefragt wurde, warum er die orange Tasche geschenkt bekommen habe, war er ratlos: "Keine Ahnung."

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