AWG: „Wir verbrennen keinen Giftmüll aus Neapel“

Vereinbart ist mit Italien die Anlieferung von Hausmüll und ähnlichen Gewerbe-Abfällen. Sie werden vor der Verbrennung auf Schadstoffe untersucht.

<strong>Wuppertal. Die Nachricht, dass auch in Wuppertal Müll aus Neapel verbrannt werden soll, um das Abfuhr-Chaos in Italien in den Griff zu bekommen, sorgt seit Ende vergangener Woche stadtweit für Diskussionen. Wie berichtet, werden im Zuge einer bundesweiten Hilfsaktion insgesamt fast 70000 Tonnen Abfall aus Italien in deutschen Anlagen verbrannt. Giftmüll - wie von Kritikern befürchtet - werde nicht dabei sein, erklärt Wolfgang Herkenberg, Geschäftsführer der Abfallwirtschaftsgesellschaft (AWG), im Gespräch mit unserer Zeitung.

Die mit der italienischen Seite getroffene Vereinbarung betreffe am Standort Wuppertal ausschließlich die Anlieferung und Entsorgung von Hausmüll und sogenannten "hausmüllähnlichen Gewerbeabfällen".

Im Zuge der üblichen Eingangskontrollen werde man auch vom italienischen Abfall bei dessen Anlieferung per Lkw Proben nehmen und sie umgehend im Labor untersuchen lassen. Danach landen auch diese Mengen im Müllbunker der AWG-Anlage, um wenige Tage später verbrannt zu werden.

Herkenberg rechnet mit der Anlieferung von 4000 bis 5000 Tonnen Müll aus Neapel, der in Italien zunächst in Seecontainer verladen, dann per Eisenbahn nach Deutschland gebracht und schließlich auf Lastwagen verteilt und zur AWG gebracht wird.

Sofern die Behörden grünes Licht geben, könnten die ersten Mülltransporter Mitte April bei der AWG ankommen. Auszugehen ist von insgesamt etwa 250 Lkw-Ladungen, die sich auf acht Wochen verteilen. Danach endet die Vertragsaktion. Gemessen an der Gesamtjahresmenge, die in der AWG-Anlage verbrannt wird, mache der Müll aus Neapel einen Anteil von einem Prozent aus. Herkenberg: "Das erledigen wir im laufenden Geschäft."

"Der italienischen Seite zu helfen, steht dabei im Vordergrund", fügt Herkenberg hinzu. Fest steht aber auch, dass die von der italienischen Regierung bezahlte Aktion einen Ertrag für die AWG abwirft - konkrete Zahlen nennt Herkenberg allerdings nicht.

Dass die AWG in ihrer Anlage über freie Kapazitäten verfügt, habe mit dem Rückgang bei der Anlieferung von Gewerbeabfällen zu tun - und das, obwohl seit 2005 ein bundesweites Deponieverbot gilt. Dieses werde, so Herkenberg, durch die umstrittene Nutzung von Bergbau- und Kiesgruben in Ostdeutschland als Abladeplatz "ausgehebelt" und ermögliche gerade beim Gewerbeabfall Dumping-Angebote: "Man darf nicht vergessen, dass Müll nach wie vor den Weg des geringsten Geldes geht."

Das Kontingent aus Neapel trage seinen Teil dazu bei, die AWG-Anlage "sinnvoll auszulasten", erklärt Herkenberg. Derzeit liege die thermische Auslastung auf Korzert bei etwa 85 Prozent - hauptsächlich durch das Verbrennen von Hausmüll. Auf den langen Anfahrtsweg von Italien aus angesprochen, kontert der AWG-Chef mit einer Gegenrechnung: Große Müllmengen per Lkw durchs Bundesgebiet zu transportieren, sei weitaus fragwürdiger.

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