Lesung : Eine türkische Autorin gibt in Wuppertal einen interessanten Einblick in ihr Leben
Wuppertal Emine Sevgi Özdamar ist zu Gast im Café Ada.
Die Mischung aus Erzählung und Lesung macht die Abende im Ada immer wieder besonders. So auch bei der 39. Ausgabe von „Literatur auf der Insel“. „Als ich mit dem Zug vor vielen Jahren einmal durch Wuppertal fuhr, habe ich aus dem offenen Fenster laut ,Else’ gerufen“, erinnert sich die Autorin, Pina-Bausch- und Else-Lasker-Schüler-Fan, Emine Sevgi Özdamar.
Hajo Jahn, Vorsitzender der Else Lasker-Schüler-Gesellschaft wird es freuen, war er doch auch unter den Besuchern der ausverkauften Veranstaltung. Erzählt hat die Episode eine der bekanntesten deutsch-türkischen Autorinnen, die zwischen den Moderatoren Thorsten Krug und Uta Atzpodien Platz nahm. Bescheiden, fast unscheinbar und ein wenig spröde wirkt Emine Sevgi Özdamar zunächst, doch was sie mit ruhiger und ausgeglichener Stimme zu erzählen hat, gibt Einblicke in ein mit Literatur prall gefülltes Leben. „Ich will poetisch leben. Ich will das passive Leben meiner Intelligenz aufwecken, wachrütteln“, war ihr Versprechen an sich selbst bei ihrer Aufnahme an der Schauspielschule in Istanbul.
Der Putsch 1971 in der Türkei änderte auch ihr Leben. Nicht nur Künstler und Intellektuelle fürchteten um ihre Existenz. Özdamar, geboren 1946, die schon in den 1960er-Jahren als Gastarbeiterin in Deutschland war, flüchtet übers Meer nach Europa, den kulturellen Reichtum ihres Landes will sie dort bekannt machen. „In den Putschzeiten war ich wie in einem dunklen Brunnen.“ Die Sprache von Bertold Brecht hat es ihr besonders angetan. „Wie Brecht habe auch ich Erfahrungen mit Faschisten gemacht. In solchen Zeiten konnte man die Muttersprache im eigenen Land verlieren.“