Umweltschutz : Autofasten soll Umdenken bewirken
Ökumenisches Projekt soll die Verkehrswende in Wuppertal voranbringen. 40 Autofahrer verzichten freiwillig auf ihren Pkw und können dafür gratis den ÖPNV testen.
Auch wenn Sabine Schmidt schon vorher regelmäßig mit dem Fahrrad unterwegs war und nah an der Nordbahntrasse wohnt – als sie sich Anfang März entschloss, für gut sechs Wochen auf ihr Auto zu verzichten, da musste sie doch erst einmal ihren „inneren Schweinehund“ überwinden. Seit Aschermittwoch verzichtet sie auf das Auto, nimmt dafür den Linienbus, das Fahrrad oder geht im Zweifelsfall zu Fuß.
Schmidt gehört zu der Gruppe von 40 Wuppertalern, die sich derzeit an dem ökumenischen kirchlichen Projekt „Autofasten“ beteiligen, den Pkw ungenutzt stehen lassen und für den Erprobungszeitraum gratis ein Ticket 2000 von den Wuppertaler Stadtwerken (WSW) bekommen haben, um damit den öffentlichen Personennahverkehr zu erproben.
Bruno Kurth: „Die Leute sind bereit, sich zu bewegen“
Das Projekt ist eine von mehreren Aktionen, die bundesweit in mehreren Regionen stattfinden. In Wuppertal wird es unterstützt vom Erzbistum Köln und der katholischen Citykirche: Auch Stadtdechant Bruno Kurth geht mit gutem Beispiel voran und verzichtet noch bis Ostern auf sein Auto. „In Wuppertal bewegt sich viel. Und die Leute sind auch bereit, sich zu bewegen“, hatte er kurz vor dem Start des Projekts gesagt. Die Aktion sei „ein guter Ansatzpunkt“, um deutlich zu machen, worum es beim Fasten gehe: Dass der einzelne durch individuellen Verzicht mehr Freiheit und Lebensqualität gewinnt.
Das sieht auch Sabine Schmidt so. Der Umstieg auf den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) habe sie „entschleunigt“ und sei für sie und ihren Freund ein „Versuchsballon“, um zu testen, ob sie möglicherweise auf eines von derzeit noch zwei Autos verzichten können. Die Verbindungen mit dem Bus seien „sehr gut“, die Information über die App der WSW helfe „super“. Einschränkungen in ihrer Mobilität habe sie nicht erlebt, sagt sie der WZ. Die allgemeine Befürchtung, dass sie viele Wege einsparen müsse, weil sie kein Auto mehr nutze, habe sich so nicht erfüllt. Gleichwohl gebe es natürlich die eine oder andere Strecke – zum Beispiel in weiter entfernte Stadtteile wie Cronenberg –, die umständlicher zu erreichen seien, als wenn sie das eigene Kfz nutzt. „Ich kann nicht mehr jeden Weg sofort machen!“
Mit kleinen Schritten vorangehen und den Menschen ein alternatives Verständnis von Mobilität nahebringen. Das kann dauern – das wissen auch die Organisatoren des Projekts. Dieses Jahr verstehe sich als Startpunkt für einen auf drei Jahre angelegten Prozess, sagt Stadtentwickler Tobias Maria Freitag, der das Projekt mitentwickelt hat. „Wir wollen den Begriff ‚Autofasten‘ langsam ins Bewusstsein der Bürger bringen.“ Positiv sei unter anderem, dass auf großen Plakatwänden entlang der B 7 für das Projekt geworben wurde.