Wuppertal Auszeichnung: Möbeldesignerin mit Mut zum Besonderen

Vera Aldejohann hat eine Garderobe in Form einer Goldwaage entworfen. Dafür wurde sie auf der internationalen Möbelmesse in Köln mit einem besonderen Preis geehrt.

Wuppertal. Aus der Reihe tanzen — das scheint das Motto zu sein, unter dem Vera Aldejohann (32) arbeitet. Die junge Möbeldesignerin aus Wuppertal hat mit ihrer „Goldwaage“ auf der imm cologne, einer internationalen Möbelmesse, beim Pure Talents Contest einen Preis in der Kategorie „Special Mention“ gewonnen. Ihr Produkt: Eine überdimensionale, analoge Garderobe, die die Form und das Aussehen einer Goldwaage hat.

Die Designerin Vera Aldejohann will gegen die aktuellen Trends der Möbelbranche wirken. Ihr ist es wichtig, Möbel zu gestalten, die den Nutzer auch fordern.

Die Designerin Vera Aldejohann will gegen die aktuellen Trends der Möbelbranche wirken. Ihr ist es wichtig, Möbel zu gestalten, die den Nutzer auch fordern.

Sie ist rund drei Meter breit und hat eine ganz besondere Eigenschaft: Die Goldwaage reagiert auf den Nutzer. Denn hängt man auf der einen Seite etwas auf, senkt oder hebt sich die andere. „Der Mensch wird zu einer Handlung als Konsequenz für die Benutzung der Garderobe aufgefordert“, erklärt Vera Aldejohann. Auf der anderen Seite der Goldwaage befindet sich nämlich eine Waagschale, auf die der Nutzer zum Ausgleich etwas legen kann — auf dem Foto sind es beispielsweise Steine. Damit greift Aldejohann auch das physikalische Gesetz der Schwerkraft auf, wie sie selbst sagt.

Die Garderobe ist im Rahmen von Aldejohanns Masterarbeit entstanden, die sie zum Thema Objektbeziehungen geschrieben hat.

Einen Monat war die 32-Jährige allein mit dem Bau der Garderobe, die aus Messing besteht, beschäftigt. Dabei kamen ihr ihre Fähigkeiten als Goldschmiedin zu Gute, die sie bei einer früheren Arbeitsstelle erworben hat. Dass die Designer des Pure Talents Contest ihre Stücke selber bauen, ist dabei nichts Gewöhnliches — viele geben ihre Produkte in Auftrag.

Die junge Designerin lehnt sich mit ihrer Garderobe gegen das auf, was aktuell in der Möbelbranche Trend ist: Nämlich, dass Möbel „smarter“ werden, dem Menschen also das Leben erleichtern. „Das ist nicht der Weg, den ich einschlagen will“, sagt Aldejohann. So wollte sie mit ihrer Goldwaage das Gegenteil erreichen — nämlich, dass der Mensch noch gefordert wird.

In den Möbeln der Zukunft verlören diese ihre Form, wie Aldejohann sagt. Doch gerade das sei unter anderem das, was sie motiviert hat, Designerin zu werden: Möbeln eine Form zu geben.

Und noch einem anderen Trend schwimmt sie mit ihrem Produkt entgegen. „Es ist eine Gegenreaktion auf die immer kleineren Räumlichkeiten, auf die Möbel angepasst werden“, erklärt sie. Die überdimensionale Garderobe passe dadurch, dass sie zwei Meter in den Raum ragt, kaum irgendwo hinein. Aldejohanns Ziel sei es vor allem, für Geschäfte zu designen. Für die Goldwaage könne sie sich vorstellen, dass diese in Boutiquen zum Einsatz kommt.

Dass die 32-Jährige beim Pure Talents Contest einen Preis erhalten würde, hat sie gar nicht erwartet, wie sie sagt. „Das Wichtigste war für mich, so viele interessante Kontakte zu knüpfen“, so Aldejohann. Durch die Messe habe sie viel mit der Presse zu tun gehabt und erhofft sich, dadurch nun bekannter zu werden.

Für sie war es nicht das erste Mal, dass sie an einem Wettbewerb teilnimmt. Doch die imm cologne ist bisher das Größte, was sie im Hinblick auf Möbeldesign erlebt habe. Neben der Messe in Mailand, dem Salone del Mobile, gebe es kaum etwas Größeres. „Alle, die bei der imm cologne dabei sein durften, haben gewonnen“, sagt Aldejohann.

Positiv bewertet wurden bei Aldejohanns Goldwaage vor allem das Konzept und die Idee. Außerdem auch ihr Mut — denn ihr war bewusst, dass sie mit einem Produkt, das so vom Trend abweicht, eigentlich nicht gewinnen konnte. Mut sei auch das, was sie bei vielen Designern vermisse: „Ich finde es schade, dass Designer heute nicht mehr so viel Mut haben, etwas Neues zu machen und dass sie sich so sehr an den anderen orientieren, um Erfolg zu haben.“

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