Gastronomie in Wuppertal Außer-Haus-Geschäft kann die meisten Restaurants nicht retten

Wuppertal · Laut Dehoga scheuen viele Wuppertaler Gastronomen das zusätzliche Risiko von Außer-Haus-Geschäften. Der Umsatz bei den Pionieren hält sich aber auch in Grenzen.

Spiridon und Maximos Bekiaris bieten in der Krise jetzt auch einen Lieferservice an.

Spiridon und Maximos Bekiaris bieten in der Krise jetzt auch einen Lieferservice an.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Kann das Außer-Haus-Geschäft die Schäden der Corona-Krise für Wuppertals Gastronomen abfedern? Marie Haus, Vorsitzende der Dehoga Wuppertal, berichtet, dass sich die allermeisten Betriebe mit der Transformation nicht leicht tun. Viele Gaststuben bleiben einfach abgeschlossen. Haus erklärt: „Viele meiner Kollegen können einfach kein weiteres Risiko mehr tragen.“ Die Gefahr sei, dass die Fixkosten die Einnahmen übersteigen.

Leichter sei die Situation für Restaurants, die mit dem Lieferbetrieb bereits Erfahrung haben – etwa Pizzerien. Doch ein klassisches Restaurant könne oftmals nicht von heute auf morgen zum Lieferdienst werden. „Die Ausstattung fehlt erstmal. Man benötigt Boxen, die zum angebotenen Essen passen und wer einen Lieferservice anbietet, benötigt auch ein Auto und einen Fahrer.“

„Den Leuten ist ja irgendwann wieder nach etwas Besonderem.“

Daher würden nur wenige Wuppertaler Restaurants auf einen Lieferbetrieb setzen. Am Arrenberg überlegten derzeit mehrere Gastronomien, mit einer gemeinsamen Küche an den Start zu gehen. Allerdings gestalte sich auch diese Idee in der Umsetzung als schwierig. Haus sieht ein Problem auch in der Kommunikation mit den potentiellen Kunden: „Das kommt ja teilweise gar nicht bei allen an, dass es einen Außer-Haus-Verkauf gibt.“

Da hilft allerdings die neu gegründete Facebook-Gruppe „Wuppertal to go“. Dort können Gastronomen und Kunden auf die Angebote in der Stadt aufmerksam machen. Isabel Hausmann, stellvertretende Geschäftsführerin der Dehoga Nordrhein, ist überzeugt davon, dass nicht nur Pizza im Lieferdienst gut läuft, sondern auch gehobene Küche. Sie sagt: „Den Leuten ist ja irgendwann auch mal wieder nach etwas Besonderem.“

Jörg Breuer vom Bahnhof Burgholz bietet nach der Corona-Schließung seit einigen Tagen wieder Essen zum Mitnehmen an: Pizza und Nudeln. Sein erstes Fazit: „Das wird noch sehr überschaubar angenommen. Momentan lohnt es sich nicht.“ Dabei hat Breuer sogar noch den Vorteil, dass er seine Gastronomie aus dem Eigentum heraus betreibt und somit keine Mietkosten tragen muss. Trotzdem ist der Ertrag ernüchternd: „Wir haben sieben bis acht Prozent von dem Umsatz, den wir vorher hatten.“ Für den Abholservice lege der Bahnhof Burgholz wohl zu abgelegen. Die Möglichkeit, zu liefern hat Breuer nicht.

Ganz zufrieden ist Spiridon Bekiaris, Inhaber des Restaurants Piräus in Barmen. Sie haben sich kurzfristig entschlossen, ihre Speisen auch nach Haus zu liefern. „Die meisten holen sie aber ab“, berichtet der Gastronom. Diese Möglichkeit gab es schon vor der Corona-Pandemie. Deshalb hatten sie auch Verpackungen für die Speisen da. Die können jetzt je nach Wunsch auch nach Hause gebracht werden.

Es bestellten hauptsächlich Stammgäste. Wählen können die Kunden auf der Speisekarte im Internet, allerdings ist nicht alles vorrätig. Deshalb muss mancher Wunsch abgeschlagen werden. Die Speisekarte zu ändern, sei zu aufwändig: „Wir sind keine Internetprofis. Das kostet zu viel Zeit und Geld“, so Bekiaris. Insgesamt sei die Situation aber „grauenvoll“, sagt er. Der große Gastraum koste weiter Miete. Er hat die meisten Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt, Soforthilfe erhalten, nach Absprache die Müllgebühren und die Stromvorauszahlungen reduziert. Und hofft, dass der Außer-Haus-Service ein wenig hilft.

Gegen einen Außer-Haus-Service hat sich Richard Hubinger vom Brauhaus in Barmen entschieden. „Wir sind dafür nicht eingerichtet“, erklärt der Wirt. Für eine Haxe, ein Schnitzel oder eine Wurst brauche man unterschiedliche Behältnisse, das hätten sie alles nicht. Sie hätten auch ihre Mittagsgäste gefragt, ob sie einen solchen Service nutzen würden. „Die meisten haben gesagt: ,Wir sind schon anders versorgt.‘“

Auch Achim Brand vom Café du Congo im Luisenviertel sagt: „Ein Außer-Haus-Service lohnt sich für mich nicht.“ Einerseits hätte er dann wieder Energie- und Personalkosten, andererseits mache er seinen Hauptumsatz über Getränke, nicht über Speisen.

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