Auftritt vor dem Papst:„Das werde ich niemals vergessen.“

Der Wuppertaler Sinfoniker Johann Rindberger spielte vor dem Papst im Petersdom in Rom.

"Das werde ich so schnell nicht vergessen, so viel ist sicher". Der Wuppertaler Sinfoniker Johann Rindberger spielte am Pfingstsonntag mit dem Kölner Kammerorchester Haydns Harmoniemesse im Petersdom - vor Tausenden im gigantischen Gotteshaus und vor Zehntausenden, die die Papst-Messe auf großen Bildschirmen auf dem Petersplatz verfolgten. Damit nicht genug: In vierzehn Länder wurde die Messe live übertragen. "Es war ein riesiges Medienspektakel", formuliert es Rindberger.

Vor einem halben Jahr hatte das Management des Kölner Kammerorchesters den Wuppertaler Hornisten angerufen - ob er Zeit habe, in der Heiligen Messe in Rom zu spielen. Seit seinem Studium hilft er hin und wieder bei den Kölnern aus - wenn es seine Arbeit beim Wuppertaler Sinfonieorchester zulässt. "Als klar war, dass es klappen würde, habe ich sofort zugesagt."

Es war eine besondere Papstmesse: Zum ersten Mal seit 25 Jahren spielte wieder ein Orchester in einem päpstlichen Gottesdienst. "Das wird im Vatikan eigentlich nicht mehr so gerne gesehen. Es war eine Ausnahme", sagt der Hornist und fügt an: "Zuletzt war es kein anderer als Karajan, der dirigierte."

Nach nur vier Proben ging es am Pfingstsamstag in aller Frühe los. Punkt sechs Uhr startete der Bus in Richtung Frankfurter Flughafen. Ein langer Tag; schon für den Abend war die Fernsehprobe in der Peterskirche angesetzt. "Das Kirchenschiff und die Kuppel übertreffen alles, was ich bisher erlebt habe - es sind wirklich unglaubliche Dimensionen", sagt Rindberger immer noch begeistert. "So einen Nachhall habe ich noch nicht erlebt. Es klang wie ein gewaltiges Grollen, unglaublich imposant."

Die Probe lief glatt. Am nächsten Morgen dann, nach einer kurzen Nacht im Hotel, wurde es ernst. Für Lampenfieber blieb keine Zeit: "Der Bus holte uns vom Hotel ab und fuhr auf dem Gelände des Vatikan vor. Durch einen Seiteneingang gelangten wir in die Kirche. Es verlief alles reibungslos - wir hatten mit viel mehr Sicherheitsvorkehrungen gerechnet."

Vom Ablauf der Messe selbst hat Rindberger wenig mitbekommen. "Ich habe mich vor allem auf die Arbeit konzentriert." Einige Bilder hat er aber noch im Kopf: "Als der Papst vorbei schritt, begrüßte er uns mit einer Handbewegung. Von ganz Nahem habe ich ihn aber nicht gesehen." Die Stimmung während der Messe kann er schwer in Worte fassen. "Es ist einfach nur beeindruckend - die Macht der Kirche wird einem in vollen Zügen bewusst."

Während des Spielens selbst war er nicht einmal aufgeregt. "Durch die Dimensionen verliert man den Überblick, die Tragweite wird einem gar nicht so bewusst." Auch von dem Trubel auf dem Petersplatz bekamen die Musiker wenig mit. "Erst im Nachhinein haben wir realisiert: Das war warscheinlich der Aufrtritt vor den meisten Menschen in unserem Leben."

Als nach der Messe allmählich Ruhe einkehrte, waren alle Musiker euphorisch und erleichtert zugleich. Viel Zeit, um Rom zu besichtigen, blieb dennoch nicht. Am Abend gab es noch ein Benefizkonzert, am nächsten Morgen ging es wieder nach Hause. "Schön war für mich, dass meine Familie vor dem Fernseher zugesehen hat", sagt der gebürtige Salzburger. "Ich komme selten nach Österreich. Meine Mutter rief begeistert an, sie habe mich ein paar Mal in Nahaufnahme gesehen. Das freut einen natürlich." Zumal er gewissermaßen eine Familien-Tradition fortgeführt hat: "Mein Vater spielte auch schon vor dem Papst, allerdings war es damals Johannes Paul II.", sagt der Sinfoniker und lacht: Auch Johann Rindberger senior ist Musiker, und dessen Papst-Auftritt fand bei einem Salzburg-Besuch statt. Dass sich solch ein Ereignis aber so schnell nicht wiederholen werde, das ist dem Musiker klar.

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