Wuppertal. "In Wuppertal ist kein Platz für Intoleranz, Hass - oder gar Aufrufe zu Gewalt, auch wenn sie im Gewand von Liedtexten daher kommen." Das ist deutlich und Oberbürgermeister Peter Jung macht keinen Hehl daraus, dass er die LesBiSchwule Jugendgruppe in Wuppertal unterstützt.
Grund für den Ärger ist ein Auftritt des jamaikanischen Reggae-Sängers Capleton im Wuppertaler U-Club. In der Vergangenheit hatte Capleton mehrere Lieder veröffentlicht, in denen er zum Mord an Schwulen und Lesben aufgerufen hatte.
"Wir sind der Meinung, dass solche volksverhetzenden Ansichten nicht auf einer öffentlichen Bühne publik gemacht werden sollten", sagen denn auch die Mitglieder der Jugendgruppe. Zusammen mit den Jusos, den Jungen Liberalen und der grünen Jugend rufen sie daher zu einer Demonstration vor dem U-Club auf, um den Konzertbesuchern zu erklären, welches Gedankengut sie mit dem Besuch des Konzertes unterstützen.
Der Kreisverband der Wuppertaler Grünen fordert den U-Club auf, den umstrittenen Sänger wieder auszuladen.
Der jamaikanische Reggaesänger hat bereits 2007 den sogenannten "Reggae Compassionate Act" unterschrieben, in dem er sich dazu verpflichtet hatte, keine Gewaltaufrufe mehr zu verbreiten. Offenbar hat er sich daran jedoch nicht gehalten und im Dezember 2007 erneut zur Gewalt gegen Schwule und Lesben aufgerufen.
Aus diesem Grund rechnen auch die Wuppertaler Lesben und Schwule damit, dass beim Konzert am 2. Dezember zum Mord an ihnen aufgerufen wird, wie sie erklärten. In Basel wurde aus diesen Gründen vor kurzem ein Konzert von Capleton abgesagt.
Warum lädt der U-Club überhaupt einen solchen Sänger ein? Kein Kommentar. U-Club-Inhaber Tilmann Rudorff erklärt auf Nachfrage, mit der WZ nicht sprechen zu wollen.
Anders Thomas Temme von der LesBiSchwule Jugendgruppe. Er sagte: "Ich bin sauer, dass so ein Sänger überhaupt in Wuppertal auftreten darf. Wir versuchen, so viele Leute wie möglich zu mobilisieren, um gegen das Konzert zu demonstrieren." Laut Temme müssen Schwule und Lesben in Jamaika damit rechnen, umgebracht zu werden. Temme freut sich über die Unterstützung von Oberbürgermeister Jung, ergänzt jedoch: "Es wäre schön gewesen, wenn er sich noch mehr eingebracht hätte."
Einer bringt sich am 2. Dezember mit Sicherheit ein - der Staatsschutz. Die Ermittler wissen, wer auf der Bühne singen wird - und sie verstehen bei Mordaufrufen keinen Spaß. "Sollte Capleton wieder Erwarten solche Aufrufe singen, dann werden wir wegen Volksverhetzung ermitteln", sagte Polizeisprecher Gustav Heyer.
Den Auftritt habe die Polizei nicht verhindern können, ebenso wie die Einreise nach Deutschland. Heyer geht davon aus, dass der jamaikanische Musiker vorsichtig ist, weil er die Konsequenzen kenne. "Der Aufritt war nicht zu verhindern", stellt Heyer noch einmal fest - aber der Staatsschutz habe ein waches Auge. Seiner Auskunft nach ist es nicht der erste Aufritt eines schwulenfeindlichen Musikers im U-Club, sondern der vierte. Die anderen drei hätten sich jedoch daran gehalten, nicht zur Gewalt gegen Schwule und Lesben aufzurufen.
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