Diskussion : Auf Engels-Spurensuche in Wuppertal-Oberbarmen
Wuppertal Bei der Veranstaltung zum Engels-Jahr ging es um die Lebenssituation von Menschen in prekären Verhältnissen
Das Geburtshaus von Friedrich Engels liegt von Wupperfeld und Berliner Platz zwar einige Kilometer entfernt, doch zum 200. Geburtstag des Philosophen, Journalisten und Unternehmers lohnt ein Blick gen Osten gleichwohl. Gerade in einem so vielschichtigen Quartier wie Oberbarmen finden sich etliche Menschen und Schicksale, die ein Schlaglicht auf das Leben und Arbeiten in spätkapitalistischen Verhältnissen werfen. Wie sieht Arbeit aus, was ist der Wert derselben, wie definiert sich ein Mensch dadurch oder wird dadurch definiert?
Eine Mischung aus Performance,
Wissenschaft und Alltagsdoku
Auf die Spur dieser Fragen hat sich am Dienstagabend das Kunstprojekt „Mobile Oase Oberbarmen“ gemacht. In der Färberei präsentiert es eine „Artist Lecture“, so Moderator und Oase-Verantwortlicher Roland Brus – eine multimediale Mischung aus Performance, Wissenschaft und Alltagsdokumentation.
Im Mittelpunkt stehen Videos mit etwa zehn Protagonistinnen und Protagonisten, die in Gesprächen mit Brus über Arbeiten und Leben in Oberbarmen berichten. Ergänzt werden die Ausführungen der „Alltagsexperten“ durch Zitate von Friedrich Engels, die per Oberlichtprojektoren von Hans-Dieter Westhoff und Hans Neubauer an die Wände der Färberei geworfen, vorgetragen und interpretiert werden.
Etwa 30 Besucher sind zu dem Termin gekommen – darunter etliche, die in den Videos selbst zu sehen sind. Man habe Menschen in Ladenlokalen und auf Plätzen in Oberbarmen zu ihrer Situation interviewt, erklärt Brus. Die „Mobile Oase“ verstehe ihre Arbeit als Forschungsprojekt und sei bereits seit ein paar Jahren „im Auftrag Engels‘ unterwegs“.
In den Videos kommen unter anderem ein Hausmeister der Färberei, ein junger Arbeitssuchender aus dem Libanon, eine schauspielernde Rentnerin, ein Schausteller in Existenznot und eine Floristin zu Wort, die wegen einer Behinderung ihren ursprünglichen Beruf nicht mehr ausüben kann und auf Hartz IV angewiesen ist. All das ergebe ein „Kaleidoskop“ (Brus) von Fragen, die vor dem Hintergrund der Ausführungen von Friedrich Engels gestellt und bewertet werden.