Bergische Universität Wuppertal : Auf der Suche nach Plagiaten
An der Bergischen Uni entwickeln Forscher eine Software, um zuverlässiger Fälschungen in akademischen Arbeiten zu entdecken.
In mehr als 200 Fällen haben die Plagiatssucher der Website Vroniplag Wiki schon Fälle aufgedeckt, in denen in Doktorarbeiten plagiiert wurde – abgeschrieben, ohne dass die Autoren das kenntlich gemacht hätten. In einigen Fällen führte das zur Aberkennung des Doktortitels – einer der prominentesten Fälle und einer der ersten war Karl-Theodor zu Guttenberg, damals Verteidigungsminister – aber nicht mehr lange.
Seitdem ist die Sensibilität für Plagiate in akademischen Arbeiten gestiegen – zumal bei Politikern. Die Suche nach Textübernahmen ist aber nicht einfacher geworden. Auch weil viele Arbeiten aus mehr als Text bestehen.
Das zu verbessern, daran arbeitet aber ein Team der Bergischen Universität. Norman Meuschke vom Lehrstuhl für Data & Knowledge Engineering arbeitet mit Professor Bela Gipp und weiteren Mitarbeitern an einer Software, die sich „HyPlag“ (Hybrid Plagiarism Detection) nennt.
Die Software sucht nicht nur abgeschriebene Textpassagen
Das Besondere: Sie untersucht nicht nur den Text auf 1:1-Kopien, sondern auch auf Paraphrasen, also umformulierte Sätze, Übersetzungen und ähnliche Formeln. Als ein Hilfsmittel dient dazu unter anderem das Quellenverzeichnis. Norman Meuschke erklärt: „Die Quellenverweise innerhalb des Textes oder in Fußnoten hat bisher jedes System ignoriert. Bei Übersetzungen oder Paraphrasen werden diese aber häufig auch übernommen. Guttenberg zum Beispiel hat Teile seiner Arbeit wörtlich aus dem Englischen übersetzt, einschließlich der Quellenverweise. Da die beiden Texte in verschiedenen Sprachen vorlagen, haben andere Systeme das nicht erkannt. Dabei sind die Quellenverweise so etwas wie ein Fingerabdruck einer akademischen Arbeit.“
Plagiate sind kein kleines Problem in der Wissenschaft, aber eines über das man nicht gerne redet. „Es gibt sehr viele Studien, die versuchen etwas nachzuweisen, von dem eigentlich niemand möchte, dass es nachgewiesen wird“, fasst Meuschke zusammen. Befragungen unter Studenten zeigten teils erschreckend hohe Zahlen. Unter Wissenschaftlern gebe so ein Verhalten aber keiner mehr zu. Immerhin hingen Existenzen daran. „Wenn ich als Wissenschaftler erwischt werde, bin ich gebrandmarkt. Schlimmstenfalls beruflich tot.“