Kunstdiebstahl Der Kunstschatz ist nicht versichert

Wuppertal · Nach dem Raub in Dresden werden die Sicherheitsstandards im Von der Heydt-Museum überprüft.

 Alexej von Jawlenskys „Mädchen mit Pfingstrosen“ gehört zu den meist verliehenen Bildern des Von der Heydt-Museums. Es hat einen Versicherungswert von etwa fünf Millionen Euro.

Alexej von Jawlenskys „Mädchen mit Pfingstrosen“ gehört zu den meist verliehenen Bildern des Von der Heydt-Museums. Es hat einen Versicherungswert von etwa fünf Millionen Euro.

Foto: ja/VDHM

Der Kunstraub in Dresden hat für internationales Aufsehen gesorgt. Von einer Beute im Wert von einer Milliarde Euro ist die Rede. Angesichts des Schadens, den unbekannte Täter in der Schatzkammer August des Starken in Dresden angerichtet haben, wird auch in Wuppertal über Sicherheitsstandards nachgedacht werden müssen. Vergleichbare Schätze hat die Stadt Wuppertal zwar nicht in Form von Schmuck und Juwelen zu bieten - dafür hat das Von der Heydt-Museum eine Sammlung von Gemälden und Skulpturen in einer vergleichbaren Größenordnung.

Mit 750 Millionen Euro hat allein die Stadt Wuppertal in ihrer Bilanz die Kostbarkeiten ausgewiesen, die am Turmhof zu sehen sind beziehungsweise im Depot lagern. Hinzu kommen Gemälde im Besitz des Kunst- und Museumsvereins, die etwa ein Drittel der Sammlung des Museums ausmachen. Der Schwerpunkt liegt auf Werken des Impressionismus, Expressionismus und der 1920er Jahre, und es kommen Werte zusammen, die über der besagten Milliarde Euro liegen dürften.

Wie in Dresden sind die Kunstschätze in Wuppertal nicht versichert. Das bestätigen Stadtdirektor Johannes Slawig und Joachim Schmidt-Hermesdorf, Vorstandsvorsitzender des Kunst- und Museumsvereins, auf Anfrage der WZ. „Es ist nicht bezahlbar und es ist zwecklos, weil man den Verlust eines solchen Gemäldes nicht durch Geld ersetzen kann“, sagt der Stadtdirektor. In Dresden, so schätzen Experten, wäre eine Versicherungsprämie von 150 000 Euro pro Jahr fällig gewesen. Vergleichbare Summen würden auf die Stadt Wuppertal zukommen.

„Nach einem Vorfall wie in Dresden ist es selbstverständlich, dass man Sicherheitsstandards hinterfragt und falls erforderlich Verbesserungen vornimmt“, sagt Slawig. 700 000 Euro wurden 2015 in die Sicherheitstechnik des Gebäudes zum Schutz vor Einbrechern und Dieben investiert. Absolute Sicherheit könne es aber an einem öffentlichen Ort wie dem Museum nicht geben.

Bilder aus dem Wuppertaler Museum sind viele Millionen Wert

Das Thema Sicherheit und Versicherungen spielte in den vergangenen Jahren bei den großen Ausstellungen im Von der Heydt-Museum und bei Ausleihen eine wichtige Rolle. Die Bilder aus Wuppertal sind in aller Welt gefragt. „Das Gemälde Mädchen mit Pfingstrosen von Alexej von Jawlensky hat bei einer Ausleihe einen Versicherungswert von fünf Millionen Euro“, sagt Joachim Schmidt-Hermesdorf.

Verleiht Wuppertal Gemälde an andere Museen, dann übernehmen diese alle Transport- und Versicherungskosten. Im Gegenzug fallen jedoch immer höhere Kosten an, wenn Gemälde für Sonderausstellungen nach Wuppertal verliehen werden. Aus Kostengründen werde es daher die Block-Buster-Ausstellungen, wie sie in Wuppertal zum Beispiel mit Werken von Monet und Manet zusehen waren, nicht mehr geben“, kündigte Schmidt-Hermesdorf an. Der Kunst- und Museumsverein machte neben der Jackstädt-Stiftung und der Brennscheidt-Stiftung diese publikumswirksamen Sonderschauen erst möglich. Der finanzielle Aufwand sei aber zu hoch.

Dass Wuppertal seine Bilder nicht versichert, hat zumindest für eine Tätergruppe abschreckende Wirkung, die beim Diebstahl bekannter Bilder darauf spekuliert, dass Versicherungen die gestohlenen Bilder unter dem Versicherungswert für ihre Besitzer zurückkaufen. Experten warnen davor, dass weltweit der Kunstdiebstahl zunehmen wird.

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