Natur Artenschutz in Wuppertal: Insekten lieben Magerwiesen

Wuppertal · Betreten verboten: Nur einmal im Jahr wird an 15 Stellen mit der Sense gemäht.

 Dezernent Frank Meyer setzt sich mit Michael Kaiser vom Grünflachenamt dafür ein, dass Insekten in der Stadt einen Landeplatz finden.

Dezernent Frank Meyer setzt sich mit Michael Kaiser vom Grünflachenamt dafür ein, dass Insekten in der Stadt einen Landeplatz finden.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Gräser wachsen kniehoch, dazwischen einzelne blühende Disteln. In der Mitte steht ein dicker Busch. Auf mehr als 1000 Quadratmetern lässt das Grünflächenamt an der Pahlkestraße auf beiden Seiten der Kita Pusteblume der Natur freien Lauf. Nur einmal im Jahr wird die Wiese per Sense geschnitten und die Maht entfernt, um trotz der Wuppertaler Bodenverhältnisse eine möglichst magere Wiese zu schaffen. Magerwiesen gelten als Oase für Insekten: Dort wachsen viele Pflanzen, die auf intensiver gedüngten Wiesen keine Chance haben. Etliche werden gerade von gefährdeten Insekten angeflogen.

„Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass wir uns bemühen, dem Insektensterben entgegenzuwirken“, sagt Umweltdezernent Frank Meyer. Für solche Magerwiesen eignen sich vor allem Flächen im städtischen Randgebiet. „Im Stadtzentrum ist der Freizeitdruck immens“, erklärt Meyer. Dort muss das Grünflächenamt die Wiesen regelmäßig schneiden, weil die Menschen dort liegen oder Federball spielen wollen.

Eine Magerwiese hingegen sollte nicht betreten werden, damit die Gräser ungestört wachsen können. Auf diese Tatsache soll jetzt ein neues Schild hinweisen: „Insektenlandeplatz“ steht darauf. Dazu ist eine dicke Biene gemalt. Das Schild soll die Menschen davon abhalten, auf die hochgewachsenen Wiesen zu laufen. Auch Hunde und ihre Hinterlassenschaften haben dort nichts zu suchen. 15 dieser Schilder möchte das Grünflächenamt anbringen, bei Erfolg noch mehr. Die Projektgruppe von Urban Gardening hat ebenfalls Interesse an dem Schild angemeldet.

Rund 30 Prozent der insgesamt 340 Hektar Grünflächen in Wuppertal werden extensiv bewirtschaftet, also möglichst wenig in ihrem natürlichen Wachstum eingeschränkt. Ein- bis zweimal im Jahr mähen müssen die städtischen Gärtner aber doch – sonst würde aus der Magerwiese nach ein paar Jahren erst ein Buschland und dann ein Wald. Davon hätten Bienen und Schmetterlinge wenig. Die Maht wird kompostiert. Bei großen Flächen übernehmen Landwirte das Mähen und verfüttern das Heu an ihre Tiere.

Am Briller Kreuz wird ein
Grünstreifen zur Magerwiese

Auch mancher Grünstreifen an den städtischen Straßen wird als Magerwiese behandelt. Super funktioniert das am Briller Kreuz: „Da fuhr früher die Straßenbahn und der Schotter liegt noch unter dem Grünstreifen. Dadurch gibt es dort wenig Nährstoffe“, erklärt Michael Kaiser, Abteilungsleiter Grünflächenunterhaltung im Ressort Grünflächen und Forsten. Dort blühen heute bunte Blumen. Blumenmischungen hingegen streuen die städtischen Gärtner nicht aus. „Das würde bei einer normalen Wiese ja nichts bringen, da müsste man ja alle drei Jahre den Boden komplett austauschen“, findet Michael Kaiser. Wichtiger sei der Entzug von Nährstoffen. 54 Hektar umfasst das „Straßenbegleitgrün“.

Auf anderen Flächen, etwa an der Stadthalle oder am Kreisel Hofkamp, hat die Stadt Stauden gepflanzt. Dort soll es hübsch aussehen und die Bienen trotzdem Nektar und Pollen finden. „Hier in den städtischen Randbereichen darf es hingegen auch mal unordentlich aussehen“, sagt Frank Meyer. Wobei unordentlich vielleicht der falsche Ausdruck ist; natürlich wirkt die Wiese, sanft wiegen sich die Gräser im Wind. „Und wenn man reingeht, sieht man auch, dass dort die Blüten und Insekten sind“, erklärt Michael Kaiser. Aber das genau sollen die Passanten nicht tun. Deshalb müssen sie sich auf das neue Schild verlassen.

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