Arbeitsagentur würdigt den Einsatz von Menschen mit Behinderung

Bäckerei-Inhaber Dirk Polick erhält Inklusionszertifikat. Bislang arbeiten acht Behinderte für sein Unternehmen.

Arbeitsagentur würdigt den Einsatz von Menschen mit Behinderung
Foto: Anna Schwartz

Der Einsatz von Menschen mit Behinderung in seinem Betrieb ist für Dirk Polick ein Gewinn. „Da kommt so viel soziales Verhalten und Freude von den Menschen zurück - für die müssen wir einfach Arbeit haben“, sagt der Inhaber der gleichnamigen Backstube. Am Montag ist er für sein Engagement bei der Einstellung von behinderten Menschen mit dem Inklusionszertifikat der Agentur für Arbeit Solingen-Wuppertal ausgezeichnet worden. Polick hat acht Bäckereien in Wuppertal und beschäftigt etwa 140 Menschen - acht davon haben eine Behinderung.

Mit dem Inklusionszertifikat werde das besondere Engagement Policks für Menschen mit Handicap gewürdigt, erklärt der Chef der Arbeitsagentur Solingen-Wuppertal, Martin Klebe, bei der Übergabe des Dokuments in der Sonnborner Filiale. Das Zertifikat sei erst an vier Betriebe im Städtedreieck vergeben worden. „Menschen mit Handicap werden als Fachkräfte leider oft vergessen und haben immer noch Schwierigkeiten, auf dem ersten Arbeitsmarkt unterzukommen.

Dabei sind sie nicht weniger leistungsfähig“, unterstreicht Klebe. Vielmehr seien solche Menschen „sehr motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihre Chance nutzen“. Ihre Chance genutzt hat auch Caroline Jäger. Die 24-Jährige arbeitet seit November 2016 als Verkäuferin in der Sonnborner Filiale von Polick. Zuvor hatte sie eine zweijährige Ausbildung zur Verkäuferin in einer außerbetrieblichen Einrichtung absolviert.

In einem vierwöchigen Praktikum konnte Jäger, die unter anderem eine Lernschwäche und Sprachschwierigkeiten hat, Dirk Polick und seine Mitarbeiter von ihren Fähigkeiten überzeugen. „Ich fühle mich sehr wohl und aufgehoben hier. Das ist hier meine zweite Familie“, sagt die junge Wuppertalerin.

Derzeit arbeitet Jäger auf Teilzeit in dem Unternehmen und hat einen im November auslaufenden Arbeitsvertrag. Chef Polick ist aber zuversichtlich, dass es auch danach weitergeht. Über einen Mitarbeiter in der Produktion sei man vor acht Jahren auf die Idee gekommen, mit behinderten Menschen zusammenzuarbeiten, erzählt er.

Mittlerweile arbeiteten drei Menschen mit Handicap in der Backstube, fünf weitere seien im Verkauf im Einsatz.

Wie nötig der Einsatz behinderter Menschen auf dem ersten Arbeitsmarkt ist, zeigt auch ein Blick auf die Arbeitslosenstatistik. So waren in diesem Juli 833 Menschen mit einer Schwerbehinderung in Wuppertal arbeitslos. Zwar sei auch bei behinderten Menschen ein leichter Rückgang der Arbeitslosigkeit zu konstatieren, dieser fällt jedoch deutlich niedriger als bei nicht-behinderten Arbeitssuchenden aus: So sank die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vorjahr in Wuppertal um insgesamt 9,1 Prozent auf knapp 15 000, die Zahl bei den Menschen mit einer Schwerbehinderung ging lediglich um 1,0 Prozent auf 833 zurück.

Agenturchef Klebe sieht in dem verstärkten Einsatz von behinderten Menschen einen Weg, um den Fachkräftemangel zu kompensieren: „Arbeitgeber werden in Zukunft neue Wege der Rekrutierung ihres Personals gehen müssen, um ausreichen Fachkräfte für ihre Unternehmen gewinnen, qualifizieren und binden zu können.“ Er wünsche sich, dass „die Unternehmen der Region dem Beispiel von Policks Backstube folgen und mehr Mut haben, sich auf Menschen mit Behinderung einzulassen“.

Das Arbeitsamt unterstützt zudem die Einstellung von behinderten Menschen mit einem Eingliederungszuschuss. „Mehr Mut“ täte den Unternehmen in der Tat gut: Laut Klebe zahlt etwa die Hälfte der Unternehmen im Bergischen Städtedreieck lieber eine Ausgleichsabgabe, als behinderte Menschen einzustellen. Diese Abgabe müssen Unternehmen leisten, die mehr als 20 Beschäftigte haben und nicht ausreichend Behinderte einstellen. Die Höhe der Abgabe ist abhängig von der Beschäftigungsquote schwerbehinderter Menschen in dem jeweiligen Unternehmen.

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