Appell an junge Jobsuchende: Es gibt nicht nur Wunschberufe

Agentur für Arbeit, Handwerkerschaft, IHK und Schulen werben für Flexibilität und Vielseitigkeit bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz.

Wuppertal. Der Kraftfahrzeugmechatroniker ist bei den Jungs die Nummer eins. Die Top Ten der gefragtesten Ausbildungsberufe bei den Mädchen werden von der Medizinischen Fachangestellten angeführt — so die Erfahrung der Agentur für Arbeit Wuppertal. Gefolgt von Berufen wie Verkäuferin, Bürokauffrau und Friseurin. „60 Prozent der Mädchen und 43 Prozent der Jungen, die sich um eine Ausbildungsstelle bewerben, legen sich im Regelfall auf die zehn beliebtesten Berufe fest“, sagt Martin Klebe, Chef der Agentur für Arbeit Wuppertal, der am Donnerstag die aktuellen Arbeitsmarktzahlen und die Situation des Wuppertaler Ausbildungsmarkts vorstellte.

Auch die 16-jährige Jana Pätzold interessiert sich für einen Ausbildungsberuf, um den sich klassischerweise mehr junge Frauen bewerben, als es offene Lehrstellen gibt: Bürokauffrau. Die Schülerin der Erich-Fried-Gesamtschule Ronsdorf fühlt sich jedoch gut vorbereitet, denn ihre Schule bietet insbesondere mit dem Berufsorientierungsbüro (BOB) Informationen zu Berufen, Bewerbungsschreiben und Vorstellungstraining. Allein in diesem Schuljahr hat Claudius Kopietz, einer der zuständigen Sozialpädagogen an der Gesamtschule, mit jungen Leuten 118 Ausbildungsmappen erstellt. Schulleiter Reinhart Herfort unterstreicht die Bedeutung des seit 2009 bestehenden Angebots und lobt die gute Kooperation zwischen Schule und Berufsberatung. Auch in diesem Jahr kann das von der Bundesagentur für Arbeit mitfinanzierte Angebot für Jobsuchende fortgeführt werden.

Deren Perspektiven sind im Bergischen Land nicht schlecht, wie auch IHK und Handwerkskammer berichten. „Die gute konjunkturelle Entwicklung hat sich auf den Ausbildungsmarkt sehr gut ausgewirkt“, sagt Thomas Wängler von der IHK Wuppertal-Solingen-Remscheid. „Wir haben von Januar bis Dezember 2011 insgesamt 2649 neue Ausbildungsverträge registriert, 142 oder 5,7 Prozent mehr als im Vorjahr.“ Im gewerblich-technischen Bereich konnten 132 neue Ausbildungsverträge mehr abgeschlossen werden — ein Anstieg um 17,7 Prozent. Die meisten Zuwächse gab es im Bereich Metalltechnik.

2011 wurden im Handwerk 6,1 Prozent mehr Ausbildungsverträge als im Jahr 2010 abgeschlossen, wie Annika Farazandeh von der Kreishandwerkerschaft Wuppertal berichtet. „Die größten Steigerungen ließen sich bei Bäckern, Dachdeckern und im Elektrohandwerk feststellen.“ Freie Ausbildungsplätze gebe es zurzeit insbesondere im Bäcker- und Dachdeckerhandwerk. Einig ist man sich bei IHK, Kreishandwerkerschaft, Agentur für Arbeit und Gesamtschule, dass die Vermittlung von Lehrstellen dann problematisch ist, wenn Angebot und Nachfrage nicht zusammenpassen, weil Bewerber entweder nicht geeignet oder zu wenig informiert seien über Ausbildungsmöglichkeiten abseits der bekannten „Top Ten“-Berufe. Die Berufsberater empfehlen Jugendlichen, nicht zu festgelegt an die Jobsuche zu gehen und „über den Tellerrand zu schauen“. Jana Pätzold hat genau das vor. Sie will sich jetzt auch um einen Ausbildungsplatz zur Luftverkehrskauffrau bewerben.

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