Anwohner protestieren gegen Pina-Bausch-Platz in Solingen

Solingen benennt einen Platz im Stadtteil Wald nach der Choreographin. Bisher war er nach Hindenburg benannt. Viele Bürger sind strikt gegen den Beschluss.

Solingen. Als die Hände sich hoben, tobten die Zuschauer im Walder Stadtsaal. Rufe aus der Menge: "Volkskammersitzung!" "Schämt euch!" "Gegen den Bürgerwillen!" Doch Bezirksvorsteherin Birgit Zeier, ihre SPD-Genossen Bernd Kaufel, Petra Kaufel und Ingo Schloßmacher sowie Iris Michelmann und Frank Knoche (Grüne) und Manfred Gräwert (Linkspartei) hatten sich nicht beirren lassen. Sie setzten am Montag in der Bezirksvertretung (BV) mit sieben zu vier Stimmen die Umbenennung in Pina-Bausch-Platz durch.

Damit solle zum einen die weltbekannte Choreographin geehrt werden, begründete Knoche den Grünen-Antrag. "Wir wollen aber auch mit diesem Mief Schluss machen", erklärte er mit Blick auf den Ex-Reichspräsidenten Hindenburg, der Steigbügelhalter Adolf Hitlers gewesen sei. Schon in den 80er Jahren hatten die Grünen vergeblich versucht, den Platz umzubenennen. Diesmal folgte die SPD-Fraktion ihren Argumenten. "Wir haben gründlich diskutiert", so SPD-Sprecher Ingo Schloßmacher. Und knurrte dann: "Die Konservativen in Wald haben für die nächsten Jahre ausgedient!"

Eine Bemerkung, die sicher auf einen Großteil der rund 200 Bürger gemünzt war, die schon in der vorangegangenen Informationsveranstaltung emotional diskutiert hatten. Kulturbüro-Chef Hans Knopper wurde niedergebuht, als er über Pina Bausch referieren wollte. Stadtarchivleiter Rolf Rogge erging es mit Informationen zur Geschichte des Hindenburgplatzes nicht besser.

Einer, der sachlich diskutierte, war Norbert Scheulen, Eigentümer des einzigen Wohnhauses am neuen Pina-Bausch-Platz. "Mit mir haben die Grünen nie gesprochen", kritisierte er. Wer zahle, wenn die Umbenennung ihm Kosten verursache? Wie Scheulen betonten andere Bürger, Bausch habe zu Solingen seit Jahrzehnten keine Beziehung gehabt. Viele wollten auch einfach am gewohnten Namen Hindenburg festhalten. Vorschlag aus der Menge: lieber eine Straße im Südpark nach Bausch benennen.

In Wuppertal ist noch offen, ob es eine Straße oder einen Platz mit Pina Bauschs Namen geben wird. Konkrete Pläne zu Umbenennung, so die Stadt, gibt es bislang nicht.

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