Angestellte Lehrer streiken für mehr Geld

Gut 300 Lehrer streikten am Dienstag für eine gerechte Bezahlung. Denn nicht jeder Lehrer erhält für die gleiche Arbeit den gleichen Lohn.

Wuppertal. Eine Unterrichtsstunde dauert 45 Minuten. Trotz gleichwertiger Ausbildung und gleicher Arbeit erhalten manche Lehrer am Ende des Monats dafür deutlich weniger Geld als ihre Kollegen. Diese Differenz kann bis zu 500 Euro betragen. Gerecht ist das nicht, finden die angestellten Lehrer, die weniger als ihre Beamten-Kollegen verdienen.

Am Dienstag legten nach Angaben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) 200 angestellte Lehrer einen Warnstreik-Tag ein. Unterstützt wurden sie von weiteren 100 Demonstranten, darunter größtenteils verbeamtete Kollegen, die ihre Solidarität bekundeten.

Rolf Kruwinnus-Rausch war einer von ihnen. Er hatte sich für den Tag beurlauben lassen. Gestern unterrichtete er nicht in seiner Berufsschule, sondern marschierte in roter GEW-Plastikweste als Streikordner mit. „Das ist der dritte Warnstreik seit 2009 und die Situation hat sich eher noch verschlechtert“, sagt Kruwinnus-Rausch. „Wir wollen Druck machen und die Arbeitgeber an den Verhandlungstisch zurückholen.“ Ursache der Gehaltskluft ist der Tarifvertrag (TV-L), der die Vergütung von angestellten Lehrern regelt. Die Gewerkschaften fordern drei Prozent mehr Lohn für den öffentlichen Dienst sowie die Erhöhung des Sockelbetrags um 50 Euro.

Mehr Gerechtigkeit im Lehrerzimmer fordert auch Antje Supprian. Die Hauptschullehrerin ist eine von zirka 600 angestellten Lehrern in Wuppertal. „Der Arbeitgeber ist uns gegenüber nicht loyal und bringt uns keine angemessene Wertschätzung entgegen.“

Als alleinerziehende Mutter von zwei Kindern könne sie es sich im Gegensatz zu Kollegen im Beamtenstatus finanziell nicht leisten, beispielsweise ihre Stundenzahl zu reduzieren. „Ich mag meinen Job. Wirklich“, sagt Supprian. Doch das Gefühl, ungerecht behandelt zu werden, kann dauerhaft ebenso belastend sein, wie die übrigen herausforderungen im Job. Keine sonderlich motivierende Situation.

Speziell für Berufseinsteiger, die es besonders hart zu treffen scheint. „Unterbezahlt“ seien sie in den Augen von Supprian. Eine Kollegin nickt zustimmend. Susanne Beck (29) ist Grundschullehrerin. Vor drei Jahren schloss sie ihr Referendariat ab. Seitdem hangelt sie sich von einem Halbjahresvertrag zum nächsten. „Das ist schon ziemlich demotivierend“, sagt sie. Eine Zukunftsplanung sei derzeit unmöglich. Viele ihrer jungen Kollegen wechseln wegen der niedrigen Einstiegsgehälter in Nachbarbundesländer wie Niedersachsen, die mit schneller Verbeamtung locken. Langfristig auch eine Überlegung der jungen Grundschullehrerin, die nach eigenen Angaben derzeit 500 Euro weniger bekommt, als Kollegen, die genau so lange im Job sind wie sie.

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