Analyse: Ein virtuoses Spiel auf der Klaviatur des Bangemachens

BUND und Wuppertal Bewegung haben sich geeinigt – doch es bestehen sehr große Differenzen.

<strong>Wuppertal. Mehr oder weniger ungläubig verfolgen derzeit die Wuppertaler, wie der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) die geplante Nordbahntrasse mit andauerndem Störfeuer belegt. Ob die nun erzielte Einigung mit der Wuppertal Bewegung von Dauer ist, bleibt mehr als fraglich. Die Argumentation des BUND-Vorsitzenden Jörg Liesendahl war in den vergangenen Tagen zu drastisch und eingleisig, als dass nun zu erwarten ist, dass die Differenzen dauerhaft beigelegt sind. Unter der Maßgabe, Fledermäuse schützen zu wollen, würde Liesendahl wohl hinnehmen, die Trasse und alle mit ihr verbundenen Vorteile zu torpedieren.

Die Trasse leistet einen Beitrag zum Klimaschutz

Das ist jedoch aus mehreren Gründen falsch: Die Nordbahntrasse wird, so sie denn von den Menschen wie erwartet genutzt wird, einen merklichen Beitrag in Wuppertal zum Klimaschutz leisten. Menschen die wandern, radeln oder skaten fahren nutzen die Trasse - weder Auto noch Bus werden sie befahren. Hinzu kommt, dass die Wuppertal Bewegung sich ihrer Verantwortung für die Natur durchaus bewusst ist. Schon jetzt planen Carsten Gerhardt und seine Mitstreiter, links und rechts von der Trasse Rückzugsräume für Tiere einzurichten und kündigen an, dabei auf die Vorschläge der Naturschützer hören zu wollen. Tümpel und Biotope möchten die Trassenbauer dort installieren.

Bevor die Mitglieder der Bewegung im vergangenen Jahr damit begonnen hatten, sich um die Trasse zu kümmern, gab es dort fast ausschließlich Dreckecken: Müllsäcke aus Plastik, Kühlschränke und anderer Unrat hatte sich dort angesammelt.

Weshalb also ging der BUND-Vorsitzende auf die Barrikaden? Liesendahl erklärte im Gespräch mit der WZ, dass die Argumentation, es habe in den Trassentunnels ja auch keine Fledermäuse gegeben, als dort noch Bahnverkehr war, für ihn nicht zähle. Jetzt seien die Tiere da und damit auch zu schützen. Und Liesendahl stellte immer wieder kategorisch fest, dass er nur fordere, bestehendes Recht einzuhalten.

Selbst wenn dies so ist, so sind doch Gesetze für Menschen gemacht. Natur- und Umweltschutz gilt doch wohl in allererster Linie, um für Menschen eine lebenswerte Natur zu erhalten. Sie sind kein Selbstzweck. Die Wuppertal Bewegung hat niemals erklärt, dass sie dies nicht wolle oder gar die Tiere vertreiben möchte. Im Gegenteil, in der Ankündigung mit Biologielehrern oder Studenten bei der Kartierung unter fachlicher Aufsicht von Profis helfen zu wollen, ging es alleine darum, keine hohen Kosten für Fachgutachten zahlen zu wollen.

Noch deutlicher wird die undurchsichtige Gemengelage, wenn nun fest steht, dass die Stadt verpflichtet ist, Angebote für die Fledermaus-Gutachten einzuholen. Das hätte man auch früher wissen können, sagen Kritiker hinter vorgehaltener Hand.

Daher ist die Stadt peinlichst darauf bedacht, keine Fehler bei der Planung zu machen, die einer Klage vor dem Europäischen Gerichtshof Tür und Tor öffnen würde. Oberbürgermeister Jung weiß ganz genau, dass die Trasse nicht nur Freunde hat.

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