Wuppertal An den Schulen fehlen 55 Lehrer

Zum Schuljahresstart sind in Wuppertal erst die Hälfte der offenen Stellen besetzt. Besonders an Grundschulen fehlen Lehrkräfte.

Wuppertal: An den Schulen fehlen 55 Lehrer
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Wuppertal. 3164 Kinder haben gerade ihren ersten Schultag hinter sich. Mit ihnen haben auch 56 neue Lehrer ihren Dienst in Wuppertal angetreten. Leider müssten es mehr als doppelt so viele sein: 55 Stellen sind noch nicht besetzt.

Das sind weniger als vor einem Jahr (da waren es 81 offene Stellen), aber die Zahl ist noch immer hoch. Besonders betroffen sind die Grundschulen mit 16 offenen Stellen, die Gesamtschulen mit 14 und die Berufskollegs mit ebenfalls 14 offenen Stellen. Die Bezirksregierung erklärt, derzeit fänden sich nicht ausreichend Bewerber. Die Stellen würden aber sofort wieder für Einstellungen zum 1. November ausgeschrieben. Denn zum 31. Oktober beendeten viele Lehramtsanwärter ihren Vorbereitungsdienst.

Michael Goecke, Vorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) Wuppertal und Leiter der Grundschule Sankt-Michael-Schule in Uellendahl, bestätigt: „Es sind nicht genug Lehrer auf dem Markt.“ Denn die Schülerzahlen steigen und „die Lehrer rücken nicht nach“. Helga Krüger von der Lehrergewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) weist darauf hin, dass zudem weitere Kollegen wegen Elternzeit oder längerer Erkrankung fehlen. Und Michael Goecke verweist auf die Kinder, die im Laufe des Schuljahrs aus den Seiteneinsteigerklassen in die Regelklassen integriert werden. Schon jetzt seien viele Klassen bis zur Höchstzahl gefüllt — je nach Größe der Grundschule 27 bis 29 Kinder —, weitere Zugänge könnten möglicherweise dazu führen, dass die Grenze überschritten wird. Dazu kämen die Aufgaben der Inklusion: „Die Belastung für den Einzelnen wird immer größer.“

Reinhart Herfort, Leiter der Erich-Fried-Gesamtschule in Ronsdorf und Sprecher der Wuppertaler Gesamtschulen, erklärt, dass an allen Gesamtschulen der Stadt noch Stellen offen sind: „Wir können den Mangel nicht beseitigen, sondern nur durch Abordnungen gleichmäßig verteilen.“ Auch für die Gesamtschulen fehlten Bewerber: „Für die Sekundarstufe I ist die Bewerberlage desolat.“ Auswirkungen seien Kürzungen zum Beispiel im Ganztag, bei Förderunterricht und Arbeitsgemeinschaften. „Den Fachunterricht zu kürzen, ist das letzte Mittel“, betont er. Es sei denn, es gebe einen Mangel in einem Fach.

Die neue Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hat bereits ein paar Vorschläge zur Verbesserung der Lage: Sie will mehr Seiteneinsteiger anwerben und gleichzeitig mit einer Werbekampagne das Image der Lehrer verbessern. Zudem sollen Lehrkräfte vom Gymnasium vorübergehend an Grundschulen unterrichten.

Helga Krüger glaubt nicht an den Erfolg solcher Maßnahmen. Der Aufruf an pensionierte Lehrer im letzten Jahr habe in Wuppertal nur vier Kollegen motiviert, für einige Stunden auszuhelfen. Sie ist überzeugt, dass nur eine bessere Bezahlung der Grundschullehrer dazu führen wird, dass mehr junge Menschen diesen Beruf ergreifen. Die GEW unterstütze bereits Musterklagen gegen die ungleiche Bezahlung. Zudem müsse die Zahl der Studienplätze erhöht werden — das dürfe nicht den Unis überlassen werden, die eher in Fächer investierten, die Drittmittel bringen.

Eine Angleichung der Besoldung aller Lehrer fordert auch Reiner Herfort. Denn viele Studierende entschieden sich im Lehramt für die Sekundarstufe II, weil das besser bezahlt werde. Helga Krüger fordert: „Es muss endlich Geld in die Hand genommen werden. Gute Bildung kostet Geld!“

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