Konzert Amici del Canto singen gegen das Virus an

Wuppertal · Am Wochenende gab es ein seltenes Doppelkonzert in der Friedhofskirche. Das Motto des Abends: „I will sing“.

 Chorleiter Dennis Hansel-Dinar führte die amici del canto mit viel Elan durch das Konzert in der Friedhofskirche.

Chorleiter Dennis Hansel-Dinar führte die amici del canto mit viel Elan durch das Konzert in der Friedhofskirche.

Foto: Fischer, Andreas

Dieses Konzert war ein Bekenntnis. Unter dem Titel „I will sing“ hatte der Wuppertaler Kammerchor „amici del canto“ in die Elberfelder Friedhofskirche eingeladen und als erstes erklang „I will sing the spirit“, eine freudige Hymne von John Rutter (*1945). Die große Kirche war im Rahmen des Erlaubten voll besetzt, so dass die „Freunde des Gesangs“ 100 Zuhörer mit hoher Klangkultur erfreuen konnten. Einige der Lieder waren schon für März geplant gewesen, doch das Passionskonzert musste zwei Tage nach der Generalprobe abgesagt werden. Dann wurde das Singen verboten. Der Chor versuchte es mit Zoom-Proben, um sich zumindest virtuell zu treffen. Es gab außerdem Quintett-Proben im Freien und Proben in zwei Teilchören, die sich in einer großen Halle im Troxlerhaus trafen.

Nun hatten die „amici“ ein Konzertprogramm ausgearbeitet, in dem sie sich gemeinsam, aber in zwei getrennten Ensembles präsentierten. Das anspruchsvolle und inhaltlich sehr stimmige Programm mit vier- bis sechsstimmigen Psalm-Vertonungen, Klageliedern der Passionszeit, aber auch Liebesliedern, erklang hoch oben von der Empore. Dort standen die Chorgruppen mit viel Abstand und schafften dennoch einen harmonischen Gesamtklang, in dem profund grundierende Männerstimmen und auch in hohen Lagen sichere Soprane angenehm hervortraten. Eine spannende Erfahrung für die Chormitglieder war sicherlich, dass die Teilchöre einander erst bei der Generalprobe hören konnten.

Erfüllt von schmerzlicher Schönheit und mit beeindruckender Klangstärke füllten sie bei der Vertonung von Psalm 23 aus dem Requiem von Herbert Howells (1892-1983) das große Gotteshaus. Die Intonation war stets natürlich und auch in kraftbasierten Momenten frei und leicht. Bei der Krönungsmotette „I was glad“, die Henry Purcell (1659-1695) für König James II. schrieb, wurde es feierlich, und das Wort „glad“ erklang immer wieder freudig in fünfstimmiger Harmonik. Frederik Punsmann begleitete das Ensemble einfühlsam an der Orgel. Ein musikalischer Höhepunkt war die Abendhymne von H.B. Gardinier (1877-1950), die mit einem furiosen Orgelvorspiel begann, dem der Chor den flammenden Aufruf folgen ließ, alle Dunkelheit am ewigen Tag zu vertreiben.

Das Motto des Abends als Zeichen für die Wichtigkeit des Gesangs

Als Zwischenmusik spielte Samuel Stracke (22), das jüngste Amici-Mitglied, ein Violoncello-Solo aus den Suiten von Johann Sebastian Bach.

In der Mitte des Konzerts begrüßte Professor Dennis Hansel-Dinar die Besucher. Er betonte, dass der Programmtitel „I will sing“ kein trotziger Ausruf sein solle, der die Gefahren der laufenden Pandemie klein singen will. Es sei vielmehr ein Bekenntnis: „Wir, die ,amici del canto’ können nicht anders. Ohne Singen fehlt in unserem Leben zu viel, als dass wir es einfach sein lassen könnten.“ Seit 2012 leitet Hansel-Dinar das Ensemble, das derzeit aus 34 Mitgliedern, zur Hälfte Frauen und Männern von Anfang 20 bis etwa 70 Jahren besteht.

Die „amici del canto“ betonten, dass sie sich die Entscheidung, die Konzerte stattfinden zu lassen, nicht leicht gemacht haben. Alles war bereits längerfristig geplant und sorgfältig mit viel Mühe vorbereitet. Letztlich gaben folgende Argumente den Ausschlag: Ein hervorragend organisiertes Hygienekonzept und die Einhaltung der Vorgaben der Politik in allen Punkten.

Damit möglichst viele Menschen das Konzert besuchen konnten, sangen die „amici“ es zweimal hintereinander.  „Wir machen dieses Konzert aus der Überzeugung heraus, dass Kulturveranstaltungen mit einem gut durchdachten Hygienekonzept weiterhin möglich sein müssen. Nicht zuletzt sind wir auch überzeugt davon, dass das Konzert den Besucherinnen Freude und Hoffnung gibt in dieser Zeit, die stark von Unsicherheit geprägt ist“, sagte Karin Rocholl als Sprecherin des Kammerchors. Die Freude war zu spüren. Die Zuhörer applaudierten begeistert.

Ob das für den 23. Dezember geplante Weihnachtskonzert gemeinsam mit dem Bergischen Blechbläserensemble stattfinden können wird, steht zurzeit noch nicht fest.

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