Konzert : Amici del Canto singen gegen das Virus an
Wuppertal Am Wochenende gab es ein seltenes Doppelkonzert in der Friedhofskirche. Das Motto des Abends: „I will sing“.
Dieses Konzert war ein Bekenntnis. Unter dem Titel „I will sing“ hatte der Wuppertaler Kammerchor „amici del canto“ in die Elberfelder Friedhofskirche eingeladen und als erstes erklang „I will sing the spirit“, eine freudige Hymne von John Rutter (*1945). Die große Kirche war im Rahmen des Erlaubten voll besetzt, so dass die „Freunde des Gesangs“ 100 Zuhörer mit hoher Klangkultur erfreuen konnten. Einige der Lieder waren schon für März geplant gewesen, doch das Passionskonzert musste zwei Tage nach der Generalprobe abgesagt werden. Dann wurde das Singen verboten. Der Chor versuchte es mit Zoom-Proben, um sich zumindest virtuell zu treffen. Es gab außerdem Quintett-Proben im Freien und Proben in zwei Teilchören, die sich in einer großen Halle im Troxlerhaus trafen.
Nun hatten die „amici“ ein Konzertprogramm ausgearbeitet, in dem sie sich gemeinsam, aber in zwei getrennten Ensembles präsentierten. Das anspruchsvolle und inhaltlich sehr stimmige Programm mit vier- bis sechsstimmigen Psalm-Vertonungen, Klageliedern der Passionszeit, aber auch Liebesliedern, erklang hoch oben von der Empore. Dort standen die Chorgruppen mit viel Abstand und schafften dennoch einen harmonischen Gesamtklang, in dem profund grundierende Männerstimmen und auch in hohen Lagen sichere Soprane angenehm hervortraten. Eine spannende Erfahrung für die Chormitglieder war sicherlich, dass die Teilchöre einander erst bei der Generalprobe hören konnten.
Erfüllt von schmerzlicher Schönheit und mit beeindruckender Klangstärke füllten sie bei der Vertonung von Psalm 23 aus dem Requiem von Herbert Howells (1892-1983) das große Gotteshaus. Die Intonation war stets natürlich und auch in kraftbasierten Momenten frei und leicht. Bei der Krönungsmotette „I was glad“, die Henry Purcell (1659-1695) für König James II. schrieb, wurde es feierlich, und das Wort „glad“ erklang immer wieder freudig in fünfstimmiger Harmonik. Frederik Punsmann begleitete das Ensemble einfühlsam an der Orgel. Ein musikalischer Höhepunkt war die Abendhymne von H.B. Gardinier (1877-1950), die mit einem furiosen Orgelvorspiel begann, dem der Chor den flammenden Aufruf folgen ließ, alle Dunkelheit am ewigen Tag zu vertreiben.