Altkleider: Nicht jede Spende ist eine gute Tat

Gebrauchte Hemden und Hosen lassen sich auf vielen Wegen loswerden. In Wuppertal werden jedes Jahr 70 illegale Container entfernt.

Altkleider: Nicht jede Spende ist eine gute Tat
Foto: dpa

Wuppertal. Immer wieder liegen solche Zettel im Briefkasten: Da sollen alte Kleidung und Schuhe, manchmal auch Bettwäsche und gebrauchtes Spielzeug gebündelt in Säcken, Körben oder Eimern auf die Straße gestellt werden. Häufig stecken dahinter nicht Wohlfahrtsorganisationen, sondern kommerzielle Sammler, manche durchaus dubios. Auch mancher Sammelcontainer gehört windigen Geschäftemachern.

Ordnungsamtsleiter Michael Wolff sagt: „Wenn eine Sammlung ordnungsgemäß angemeldet ist, hat der Unternehmer alles richtig gemacht.“ Altkleidersammlungen müssen grundsätzlich angemeldet werden, unabhängig davon ob sie kommerziell sind oder gemeinnützig. Gewerbliche Sammler müssen zudem ihr Gewerbe anmelden. Problematisch sei es, sagt Wolff, wenn Zettel irreführend den Eindruck erwecken, die Kleider würden für wohltätige Zwecke verwendet: „Bei Betrugsverdacht ist die Polizei zuständig.“

Drei solcher Zettel, die in der vergangenen Woche in Wuppertaler Briefkästen lagen, liegen der WZ vor. Der Hinweis „Kommerzielles Sammelunternehmen“ ist zweimal eher klein zu lesen. Telefonnummern führen nicht weiter: Einmal heißt es: „Die Voicemail ist voll“, das andere Mal ist nur eine Ansage in fremder Sprache zu hören. Ein Zettel wirbt groß mit einem Verein, der dem Namen nach kranken Kindern hilft. Viel kleiner ist wieder „Kommerzielles Unternehmen“ zu lesen.

Wenn nicht eindeutig eine Wohlfahrtsorganisation erkennbar sei, „dann ist ja klar, das ist gewerblich“, sagt Stadtsprecherin Martina Eckermann. Wer mit seinen Altkleidern Bedürftigen helfen will, solle sie lieber bekannten Organisationen wie der Tafel, Flüchtlings-Initiativen, Caritas oder Diakonie bringen.

Den Rat hat auch Julia Ogiermann von der Verbraucherzentrale: „Wenn Sie ihre Klamotten schnell loswerden wollen, können Sie solche Straßensammlungen nutzen. Wer verantwortungsvoller damit umgehen will, sollte sich den Zettel genauer ansehen.“ Sie verweist auf Siegel, die für Einhaltung von Standards stehen. Und rät ebenfalls, Altkleider zu bekannten Einrichtungen zu bringen (siehe Kasten).

Eine weitere Abgabemöglichkeit sind Altkleider-Container. Auch hier gilt es, genau hinzusehen. Was in den 211 Kleidercontainern der AWG landet, wird verkauft, teils zum Weiterverkauf, teils zur Verwertung als Putzlappen. Der Erlös von knapp 300 000 Euro im Jahr helfe, die Abfallgebühren niedrig zu halten, sagt AWG-Chef Martin Bickenbach.

Beim Roten Kreuz komme ein Großteil der Spenden aus den zehn Containern der Organisation in den eigenen Kleiderladen, sagt Bettina Pfeiffer vom Roten Kreuz. Da könnten Bedürftige sie für kleines Geld erstehen. Nur völlig Unbrauchbares werde für weitere Verwertung verkauft. „Der Erlös geht in die Bezahlung der Kleiderladen-Mitarbeiter“, erklärt Bettina Pfeiffer. Man könne Altkleider auch direkt beim Roten Kreuz abgeben, bei Bedarf würden sie auch abgeholt.

Ein Ärgernis für die seriösen Organisationen sind die wild aufgestellten Container, oft ohne klare Beschriftung. „Wir gehen da rigoros vor“, sagt Martin Bickenbach. Auf städtischem Boden müssten Container genehmigt werden. Oft landen sie auf Privatgrund, teils ohne Wissen der Grundstücksbesitzer. Die AWG spürt sie auf, lässt sich von den Grundstücksbesitzern den Auftrag zum Entfernen geben. Trotzdem „wachsen die immer wieder nach“, sagt Bickenbach. Etwa 70 solcher Container räumten sie im Jahr weg.

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