Als Wuppertals Polizeipräsident den Vopos Nachhilfe gab

Klaus Koehler war nach der Wende als Berater im Osten tätig.

Wuppertal. Eine gemeinsame Sprache, gemeinsame kulturelle Wurzeln — das Zusammenwachsen der beiden deutschen Staaten verlief nach dem Fall der Mauer auf vielen Gebieten harmonischer als befürchtet. Doch es gab auch viele schwierige Anpassungsprozesse. So zum Beispiel für die Polizisten in der DDR, die sich nicht nur auf neue Gesetze und Vorschriften sowie eine neue Ausrüstung, sondern auch auf die grundlegend andere Ausrichtung ihrer Arbeit einstellen mussten.

Um den Prozess des Wandels der Volkspolizei zu unterstützen, waren zahlreiche Polizisten aus Nordrhein-Westfalen im Einsatz. Klaus Koehler (78), langjähriger Wuppertaler Polizeipräsident, erinnert sich an eine der spannendsten Phase seiner Berufslaufbahn, in der er von 1990 bis 1997 als Berater des damaligen Polizeipräsidiums Oranienburg den Umbruch mitgestaltete. „Es war eine aufregende Zeit. Ich hatte schnell einen guten Kontakt zu dem dortigen Polizeipräsidenten Peter Kirmse. Der vertiefte sich noch, als wir entdeckten, dass wir 1945 in Lauscha im Thüringer Wald gemeinsam die Volksschule besucht haben“, sagt Klaus Koehler schmunzelnd.

Der Übergang habe grundsätzlich erstaunlich gut geklappt. „Die Leute waren willig und bereit, auch wenn es der Nachhilfe in Sachen Bürgerrechte bedurfte. Und ich muss sagen: Nicht jeder, der damals in der SED war, war ein schlechter Mensch.“ Allerdings seien viele höhere Dienstgrade von SED und Stasi zügig aus dem Polizeidienst aussortiert worden. „Personalmangel gab es nicht. Die Volkspolizei war ja mit Überwachungsaufgaben betraut und deshalb personell sehr gut ausgestattet. Die DDR war schließlich ein Polizeistaat.“

Arbeit gab es für die nun auf der Grundlage des Grundgesetzes arbeitende Polizei im Osten mehr als genug. „Ich erinnere mich an eine Vielzahl von schrecklichen Unfällen. Autos mit hohen PS-Zahlen waren auf Straßen unterwegs, die dafür gar nicht ausgelegt waren. Die Zahl der Einbrüche stieg zunächst ebenfalls sehr stark an“, berichtet Klaus Koehler.

Einen kurzen Draht hatte die Wuppertaler Polizei auch zu den Kollegen in Wuppertals Partnerstadt Schwerin. „Die klassenlose Gesellschaft in der DDR war in Wahrheit eine Klassengesellschaft. Die Schweriner Kollegen haben sehr gestaunt, als ich mich als Polizeipräsident in der Kantine bei der Essenausgabe anstellte. Das kannten sie von ihren höheren Dienstgraden jedenfalls nicht.“

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