Rheiner Rhefus über Engels’ Flucht 1848 in Folge einer drohenden Verhaftung Friedrich Engels sucht Zuflucht in Barmen – Mutter ist besorgt

Barmen. · Reiner Rhefus hat sich intensiv mit dem berühmten Sohn der Stadt Wuppertal befasst. In seinem Buch schildert er, wie Engels Zuflucht in Barmen suchte und seine Mutter in Sorge versetzte.

 Die satirische Darstellung der zwei Zeitungsleser zeigt die Bedeutung der „Neuen Rheinischen Zeitung“. Links der Revolutionär mit Heckerhut, langem Haar, Vollbart  und NRhZ, rechts der konservative Zeitungsleser mit Zylinder und der „Neuen Preußischen Zeitung“.

Die satirische Darstellung der zwei Zeitungsleser zeigt die Bedeutung der „Neuen Rheinischen Zeitung“. Links der Revolutionär mit Heckerhut, langem Haar, Vollbart  und NRhZ, rechts der konservative Zeitungsleser mit Zylinder und der „Neuen Preußischen Zeitung“.

Foto: Stadtarchiv Wuppertal

Seit März 1848 – Revolution in Deutschland. Friedrich Engels war als stellvertretender Chefredakteur der „Neuen Rheinischen Zeitung“ weit über Köln hinaus bekannt. Er trat gelegentlich als Redner auf Volksversammlungen auf. Im September 1848 drehte sich der revolutionäre Wind in Europa, die Konterrevolution wurde stärker. In Frankfurt wurden Truppen gegen Barrikadenkämpfer eingesetzt, in Baden-Württemberg eine republikanische Erhebung niedergeschlagen. In Köln organisierte man große Kundgebungen. Auch Friedrich Engels trat als Redner auf. Über seine Reden wurde in überregionalen Zeitungen berichtet. Die Kölner Justizbehörden erließen einen Haftbefehl. Durch den Steckbrief war der Name Engels nun im Wupper- und im Rheintal in aller Munde. Der Kölner Festungskommandant verhängte den Belagerungszustand über Köln.

Bei einer Hausdurchsuchung suchte man vergeblich nach dem Beklagten. Es ist nicht gesichert, doch mehreren Biographien zufolge hielt er sich zunächst in Barmen versteckt. Er nutzte den Umstand, dass sich seine Eltern in diesen Tagen bei der Fabrik und auf dem zweiten Wohnsitz in Engelskirchen aufhielten. In Barmen vernichtete er „einen großen Teil seiner Privatkorrespondenz, die er sonst mit kaufmännischer Sorgfalt aufhob, darunter auch die ersten Briefe Marxens“. Nach der Rückkehr der Eltern soll es zu einem schweren Konflikt zwischen Vater und Sohn gekommen sein, bei dem „die Mutter beschwichtigend zwischen die Männer trat“.

Fast ohne Geldmittel und ohne die Eltern in Kenntnis zu setzen, floh Engels nun über Belgien nach Paris und zog von dort zu Fuß in die Schweiz. Seine Mutter machte sich die allergrößten Sorgen und wies den Bruder an, in Köln Nachforschungen über Friedrichs Verbleib anzustellen. Später schrieb die Mutter: „Mit Beben nahm ich die Zeitung und mußte darin den Steckbrief meines Sohnes lesen. Ich kann an nichts anders denken wie an dich, und da seh ich dich dann oft wie ein kleines Kind um mich herumspielen. Wie glücklich war ich damals, und was für Hoffnungen setzte ich auf dich. Lieber Friedrich, wenn das Wort einer armen trauernden Mutter noch etwas bei Dir gilt, dann folge des Vaters Rat, gehe nach Amerika und verlaß den Weg, den du bis jetzt gegangen bist.“

 Autor Reiner Rhefus

Autor Reiner Rhefus

Foto: medienzentrum stadt wtal/Gerd Neumann

Es sind etwa 200 Briefe der Mutter an ihren Sohn Friedrich erhalten, fast immer liebe- und oft auch sorgenvoll. Gerade in der Zeit der Revolution war die Sorge der Mutter wohl am größten. Der Flüchtling antwortete warmherzig und genoss zugleich die Weinlese im herbstlichen Burgund. „Überall Fässer und Keltern, und die ganze Einwohnerschaft unter Lachen und Scherzen beschäftigt, Most zu keltern, in Fässern zu pumpen oder in großen Kufen über die Straße zu tragen. (…) Auf jedem Schritt fand ich die heiterste Gesellschaft, die süßesten Trauben und die hübschesten Mädchen“.

Erst im Januar des Jahres 1849, nach der Aufhebung des Belagerungszustandes, konnte Engels wieder gefahrlos nach Köln zurückkehren und nahm seinen Platz bei der Zeitung wieder ein.

 Zu seiner Mutter hatte Friedrich Engels ein liebevolles Verhältnis.

Zu seiner Mutter hatte Friedrich Engels ein liebevolles Verhältnis.

Foto: Stadtarchiv Wuppertal
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