Stadtradeln Öfter mal das Rad nehmen

Aktion „Stadtradeln“ startete mit Kultur, Reparatur und Infos. 117 Teams haben sich bisher angemeldet.

Salome Amend zeigt, wie vielseitig Räder eingesetzt werden können und trommelt auf einem herum.  Fotos: Stefan Fries

Salome Amend zeigt, wie vielseitig Räder eingesetzt werden können und trommelt auf einem herum.  Fotos: Stefan Fries

Foto: Fries, Stefan (fri)

Auch wenn es in Sachen Fahrradverkehr in Wuppertal sicherlich noch Nachholbedarf gibt: So weit, dass der umweltfreundliche Verkehrsträger gleich auf die Intensivstation gebracht werden muss, ist es zum Glück noch nicht. Insofern war die Performance des Kunstprojekts Mobile Oase Oberbarmen am Samstag wohl vornehmlich ironisch-verfremdend gemeint. Über einen Roten Teppich am Geschwister-Scholl-Platz trugen Akteure des Projekts ein etwas ramponiertes Fahrrad zum „Blutdruckmessen“, für das schlimmste Aua gab es auch gleich noch ein Pflaster. Und wer eher auf Musik steht, die auf einem Radrahmen getrommelt wird, der konnte den Vorführungen von Salome Amend lauschen.

Der Auftakt fand bewusst nicht
auf der Nordbahntrasse statt

Mit ungewöhnlichen Kunstaktionen sowie Infoständen und einer Open-Air-Werkstatt für Fahrräder wurde am Samstag im Barmer Werth der Auftakt für die Aktion „Stadtradeln“ begangen. Die Aktion läuft bis zum 22. September und soll dafür sorgen, dass mehr Wuppertaler vom motorisierten auf den muskelbetriebenen Individualverkehr wechseln. Familien, Vereine, Schulklassen, Unternehmen und Initiativen haben sich bereits in Teams zusammengefunden - insgesamt 117 (Stand Sonntag Abend), um so viele Kilometer wie möglich per Rad zurückzulegen. Weitere Teams können sich über die Homepage stadtradeln.de registrieren und die gefahrenen Kilometer melden.

Dass die Aktion in der Barmer Innenstadt und nicht an der Nordbahntrasse stattfand, geschah mit gutem Grund. „Wir wollten in die Öffentlichkeit gehen und vor allem jene Menschen vom Radfahren überzeugen, die ansonsten nicht so rad-affin sind“, sagte Katharina Nowak von der Katholischen Citykirche Wuppertal. Die Citykirche hatte die Auftaktveranstaltung mit der Stadtverwaltung, dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Wuppertal/Solingen, dem Freien Netz-Werk Kultur und Utopiastadt organisiert.

Vom Mirker Bahnhof kamen denn auch ein gutes Dutzend Fahrradfrickler, die ansonsten in der Fahrradwerkstatt von Utopiastadt beim Reparieren von Rädern helfen. „Wir haben heute unsere halbe Werkstatt mitgebracht“, erzählte Tobias M. Freitag von den „Mirker Schrauban“, wie sich die Gruppe nennt. Dabei gehe es allerdings nicht darum, dass die Bürger die Räder von den Fachleuten reparieren lassen; sondern getreu dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ soll frau oder man selbst Hand anlegen und sein Zweirad wieder in Schuss bringen – unter freundlicher Anleitung der „Mirker Schrauba“, die ihnen über die Schulter schauen.

Die Reparaturhilfe
wurde viel genutzt

Gerade zu Beginn des Tages wurde der Reparaturservice reichlich genutzt. Vor allem Defekte am Licht, an der Schaltung, an der Kette oder den Bremsen mussten immer wieder repariert werden, konstatierte Martin Wenker, ein weiterer „Schrauba“. In der Regel waren die Reparaturen aber schnell erledigt. „In einer Viertelstunde sind wir meist fertig“, sagte Wenker.

Unterstützung erhielt die Veranstaltung vom Erzbistum Köln. Von dort war der Umweltbeauftragte Tobias Welz gekommen. Er erinnerte daran, dass vom 1. September bis zum 4. Oktober die von Papst Franziskus ausgerufene Zeit der Schöpfung begangen wird. Und der Erhaltung der Schöpfung sollten sich wohl nicht nur die Kirchen verpflichtet fühlen. „Wir möchten den Leuten deutlich machen, welche Alternativen es bei Strecken von bis zu zwölf Kilometern gibt“, erklärte Welz. Wichtig sei dabei auch, dass die lokale Politik sich an den Aktionen zum Thema „Verkehrswende“ beteiligt.

In Wuppertal gab es da in jedem Fall nichts zu meckern. Auch Oberbürgermeister Andreas Mucke kam extra mit seinem Rennrad zum Geschwister-Scholl-Platz gefahren. Er unterstütze die Aktion „Stadtradeln“ gerne, weil sie ein „wichtiger Schritt in Richtung Fahrradstadt“ sei. Der OB betonte, dass er in den kommenden Wochen möglichst oft das Fahrrad nutzen wolle. Es gebe immer einige Strecken, für die man kein Auto brauche. Deshalb werde er seinem Fahrer nun etwas öfter freigeben können als bislang.

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