Verkehr Flüsterasphalt flüstert nicht mehr: Ärger um Radstreifen an Berghauser Straße

Wuppertal · Seitdem die Oberfläche zugunsten des Radwegs teilweise abgefräst wurde, ist der Verkehr lauter.

 Der neue Radweg an der Berghauser Straße

Der neue Radweg an der Berghauser Straße

Foto: Fischer, Andreas H503840

„Eine Katastrophe, für die wir als Steuerzahler aufkommen müssen“, schimpft Raffaele Boccia. Und Christine Kramer nennt es schlicht „unprofessionell“. Beide sind Anwohner der Berghauser Straße und meinen damit, dass der 2018 aufgebrachte Flüsterasphalt an der Berghauser Straße in Höhe des vorherigen Mittelstreifens kürzlich zugunsten des an der Kreuzung Unterkirchen beginnenden neuen  Radweges mit erheblichem Geräuschaufwand abgefräst wurde.  Zumal durch das Abfräsen Unebenheiten in der Fahrbahn entstanden sind, die den Verkehrslärm so laut wie vorher erscheinen ließen. „Jetzt ist der Straßenbelag einmal kaputt“, ärgert sich Nachbar Valentin Rietzler, bekräftigt aber gleichzeitig: „Nichts gegen einen Radweg. Aber, der war schon vor zwei Jahren im Gespräch und hätte bei der Aufbringung des Flüsterasphaltes mit bedacht werden müssen.“

So sieht es auch Rolf Tesche, der Vorsitzende des  Cronenberger Heimat- und Bürgervereins: „Die Radspur an der Berghauser Straße ist eine rundum positive Sache, aber die Ausführung gleicht einem teuren  Schildbürgerstreich, weil bei der Erneuerung des Straßenbelags die Installierung einer Radspur nicht mit berücksichtigt worden ist. „Gut gedacht, aber schlecht gemacht“, bringt er seine Sicht der Dinge  prägnant auf den Punkt. Eine Ansicht, die die Bezirksbürgermeisterin Miriam Scherff teilt.

Dem hält die Stadt Wuppertal entgegen: „Bei Aufbringung des Flüsterasphaltes 2018 war die Beschlussfassung bezüglich des Radweges noch nicht angeschlossen“, sagt Stefan Lederer, Leiter der Abteilung Straßenbau innerhalb des Ressorts „Straßen und Verkehr“, und erklärt: „Andererseits mussten wir den Zeitrahmen der Förderung einhalten und konnten die Fahrbahn nicht unmarkiert lassen. Nachdem der Beschluss zur Schaffung eines Radweges gefasst worden war, mussten wir im Herbst die Markierung wieder entfernen, was zur Folge hatte, dass der Straßenbelag aufgeraut worden ist“, wobei Lederer einräumt, dass die „aufgeraute“ Oberfläche an den betroffenen Stellen auch seitens der Anwohner  als „beschädigt“ angesehen werden kann. „Wir werden an verschiedenen Stellen ausbessern, denken aber, dass sich vor allem in der warmen Jahreszeit die Fahrbahnoberfläche von selbst ausgleicht.“

Eine andere Anwohnerin, die aber namentlich nicht genannt werden möchte, fragt: „Warum hat man nicht den alten Zustand  belassen? Unfälle sind hier meines Wissens mit Radfahrern nicht passiert. Deshalb frage ich mich, ob dieser 400 Meter lange Radweg überhaupt angelegt werden musste.“

Bezirksbürgermeisterin Miriam Scherff  wies darauf hin, dass die „Optimierung der Radverkehrsführung auf der Berghauser Straße“ aufgrund eines Antrags der Bezirksvertretung erfolgt sei. Deren Notwendigkeit unterstreicht auch Nora Peinelt, bei der Stadt Wuppertal zuständig für den nicht motorisierten Verkehr.

Radweg soll bis ins Morsbachtal erschlossen werden

Eine Verkehrszählung sei  gar nicht nötig gewesen, da diese keinen Aufschluss über den tatsächlichen Bedarf eines Radwegs oder Radschutzstreifens geben würde, so die Bezirksbürgermeisterin, die hierzu noch kritisch anmerkt, dass das gesamte Radverkehrsnetz in Cronenberg absolut unzureichend sei, da Radwege, Radschutzstreifen oder Ähnliches kaum vorhanden wären. „Hierdurch ergibt sich automatisch, dass seltener das Fahrrad als Verkehrsmittel gewählt wird, obwohl der Wunsch bestünde, genau das zu tun“.

Scherff führt weiter aus, dass die Cronenberger Bürger bei der Anschaffung eines   neuen Fahrrades häufiger auf Pedelecs zurückgreifen, sodass die topografischen Besonderheiten nicht mehr als größeres Hindernis angesehen werden. „Dieser Wandel ist also unbedingt seitens der Politik durch den Ausbau von Radwegen zu unterstützen“, stellt Miriam Scherff unumwunden fest und äußert auch den Wunsch, dass zu einer vollständigen Erschließung eine Verlängerung an den Bereich Sudberg nötig sei.

Ein Plan, den auch Christoph Grothe (Fahrradstadt Wuppertal) begrüßt. „Der neue Radweg Berghauser Straße ist nur der Anfang und soll die Strecke nach Sudberg und darüber hinaus bis ins Morsbachtal für die Radfahrer erschließen. Aber ebenso ist dieser Radweg entlang des stark befahrenen Verkehrswegs Berghauser Straße für den  Alltag der Bürgerinnen und Bürger in Cronenberg von Bedeutung.“

Was den derzeit unbefriedigenden Zustand der Berghauser Straße angeht, hat Miriam Scherff mit der Stadtverwaltung Kontakt aufgenommen. „Selbstverständlich werde ich überprüfen, ob die durch die zweite Maßnahme entstandenen Risse  und Unebenheiten beseitigt werden, sobald es die Wetterlage zulässt.“

Da für viele Neubürger das Fahrrad das erste zur Verfügung stehende Verkehrsmittel ist, hat sich der ADFC entschieden, hier Hilfestellungen in Gestalt von Informationsmaterial  anzubieten. In Zusammenarbeit verschiedener Kreisverbände stehen inzwischen sechs Sprachen zur Verfügung: Albanisch, Arabisch, Deutsch, Englisch, Farsi und Französisch. Der ADFC Wuppertal stellt die Exemplare lokalen Initiativen gerne kostenlos zur Verfügung.

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