Oberbarmen. "Einfach nur zusperren und gehen, dass hätte ich nicht gekonnt." Helga Dudda-Artel schüttelt energisch den Kopf: "Das wäre ja so, also wenn ich in den vergangenen 20 Jahren gar nicht richtig hier gewesen wäre." Und weil die beliebte Gastronomin sich angemessen von ihren vielen Stammgästen im Café Restaurant Am Berliner Platz verabschieden wollte, gab es am Sonntag kein leises Servus, sondern eine sang- und klangvolle Abschiedsparty am Oberbarmer Bahnhof.

Solidarität - und Protest gegen die Entscheidungen der Bahn

In Scharen waren Besucher, Nachbarn und Freunde gestern gekommen, um in "ihrem" Stammlokal noch einmal richtig zu feiern, aber auch, um Solidarität zu zeigen - denn die Betreiber-Familie geht nicht freiwillig. Der Vertrag war von der Bahn nicht verlängert worden, anstelle des gutbürgerlichen Restaurants soll ein Fastfood-Laden eingerichtet werden. "Wir sind sehr enttäuscht über das Verhalten der Bahn", sagt Helga Dudda-Stricker. Ihre Gäste, darunter auch viele ältere Oberbarmer, zeigten offen ihre Empörung: "Es ist eine Schande", sagte eine Stammkundin und sprach, was wohl die Mehrheit gestern empfand. Das Lokal ist im Stadtteil weit mehr als nur ein Ort zum Essen und Trinken. Helga Dudda-Artel und ihre Tochter Birgit Stricker waren auch immer so etwas wie die guten Seelen am Berliner Platz, ihr Lokal mit Kiosk eine Anlaufstelle bei Fragen und Sorgen. Und, darin sind sich alle einig, auch ein kleiner Hort sozialen Friedens in einem schwierigen Umfeld. Viele Hände mussten die beiden Wirtinnen gestern schütteln. Gegen Mittag gab es weder draußen noch drinnen mehr Sitzplätze, dafür war die Stimmung riesig.

Ein kleiner Trost bleibt: Noch bis zum 27. September bleibt das Restaurant Am Berliner Platz geöffnet. Genügend Zeit also, noch einmal auf ein Bierchen einzukehren. Auch der Kiosk soll bestehen bleiben. Doch langfristig sucht die engagierte Wirtsfamilie aus Schwerte ein neues Lokal. "Gern in Oberbarmen. Wir mögen die Menschen hier."