8300 Flüchtlinge leben in Wuppertal

Die Zahl neu ankommender Menschen ist laut Stadt stark zurückgegangen.

8300 Flüchtlinge leben in Wuppertal
Foto: Hendrik Schmidt

Wuppertal. „Das war ein Marathon im Sprint-Tempo“, sagt Wuppertals Sozialdezernent Stefan Kühn über die Zeit von Oktober 2015 bis Anfang 2016. Damals kamen 500 Flüchtlinge pro Monat in Wuppertal an, inzwischen sind es nur noch 50 bis 60. „Jetzt laufen wir im Mittelstrecken-Tempo und hoffen, dass es bald Marathontempo wird“, sagt Kühn.

Heute leben 8300 Flüchtlinge in Wuppertal, etwa die Hälfte davon kommen aus Syrien 2900 davon sind bereits anerkannt und haben Bleiberecht, 5100 gelten noch als Asylbewerber. Dazu kommen 300 geflüchtete Minderjährige ohne Angehörige in Deutschland.

Der größte Teil der Flüchtlinge - etwa 5000 - ist zwischen Herbst 2015 und Anfang 2016 angekommen. Seit Anfang des Jahres seien Neuankömmlinge vor allem Flüchtlinge, die aus Landeseinrichtungen nach Wuppertal kamen, sagt Stefan Kühn, bis März rund 1000, danach etwa 200.

Was die Stadt darüber hinaus feststellt: Es kommen anerkannte Flüchtlinge eigenständig nach Wuppertal, etwa 200 bisher. „Es gibt unter den Flüchtlingen eine Ost-West-Bewegung und eine Bewegung vom Land in die Stadt“, erklärt Stefan Kühn.

Ein Ziel dabei sei Wuppertal. Diese Zuwanderer stellten die Stadt vor eine zusätzliche Herausforderung, denn sie würden bei Vergleichen über die Verteilung von Flüchtlingen nicht mit einbezogen. Bisher dürfen sich anerkannte Flüchtlinge frei bewegen. Eine Wohnsitzauflage sei zwar beschlossen, aber noch nicht umgesetzt.

Nur noch etwa 600 Wuppertaler Flüchtlinge leben in Übergangswohnheimen, die übrigen über 90 Prozent in Wohnungen oder Appartements. „Damit belegen wir bundesweit einen Spitzenplatz“, betont Kühn.

Das sei auch der großen Bereitschaft der Wuppertaler zu verdanken, Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Die Bandbreite reiche von Vermietern, die froh sind, endlich Mieter zu finden — dabei achte die Stadt streng auf Einhaltung von Standards — bis zu Privatpersonen, die sich zusammengetan haben, um Flüchtlingen eine Wohnung zu finanzieren. Unter den 5000 neu angekommenen Personen sind rund ein Drittel Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.

Knapp 800 von ihnen besuchen eine der 93 Seiteneinsteigerklassen in der Stadt, verteilt auf alle Schulformen. In diesen Klassen machen die Flüchtlingskinder 45 Prozent der Schüler aus. 50 Prozent stammt aus EU-Staaten, die restlichen fünf Prozent aus noch anderen Ländern.

In den Kitas spielen etwa 400 Flüchtlingskinder. Von den 300 Jugendlichen, die ohne Angehörige nach Wuppertal geflüchtet sind, sind 90 Prozent Jungen. Die meisten wohnen in Jugendhilfe-Einrichtungen, etwa 50 konnten bei Verwandten untergebracht werden, die in Wuppertal wohnen, einige leben auch in Pflegefamilien.

Etwa die Hälfte wird von ehrenamtlichen Vormunden betreut, die andere Hälfte hat Amtsvormunde. Um die anerkannten erwachsenen Flüchtlinge kümmert sich das Jobcenter, derzeit sind das etwa 4400, berichtet Thomas Lenz, Vorstandschef des Jobcenters. Hier steige die Zahl.

Rund 500 nehmen derzeit an verschiedenen Maßnahmen teil, die ihre Kenntnisse und Fähigkeiten feststellen, sie weiter fördern und ihnen den Weg in den Arbeitsmarkt ermöglichen sollen. Da Sprachkurse knapp sind, gibt es viele Maßnahmen mit zusätzlichen Sprachangeboten. Thomas Lenz stimmt das junge Alter der Flüchtlinge optimistisch. Seiner Meinung nach werden sich die jungen Menschen besonders aus Großstädten schnell integrieren: „Das sind die Fachkräfte von übermorgen.“

Insgesamt habe Wuppertal seit Herbst „einen top Job gemacht“, sagt Kühn. Um den Organisations-Aufwand zu stemmen, sind 40 zusätzliche Stellen geschaffen worden, befristet und unbefristet, bezahlt von Bund und Land.

Wie es mit der Zuwanderung von Flüchtlingen weiter geht, bleibt ungewiss — auch, ob und wann Flüchtlinge ins Art Hotel ziehen. „Alles was heute gilt, kann morgen schon wieder anders aussehen“, sagt Kühn.

Weitere Flüchtlinge für die Stadt seien aber durchaus zu erwarten: neu einreisende Flüchtlinge, anerkannte Flüchtlinge aus anderen Regionen und nachziehende Familienangehörige.

Dazu kämen zudem weitere Zuwanderer aus weiteren Teilen Europas.

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