7000 Schrauben und Bolzen für das Rückgrat der Schwebebahn

Nach diversen Statik-Prüfungen gehen die Gerüst-Arbeiten nun in die Vollen – so auch an der Werther Brücke.

Wuppertal. 850 Winkel aus Stahl, dazu noch etwa 7000 Schrauben und Bolzen - und das bei einem Material-Gesamtgewicht von bis zu 60 Tonnen: Wer nach einem chirurgischen Eingriff solche Mengen in seinem Rückgrat trägt, kann im Grunde genommen nicht von dieser Welt sein. So steht die Schwebebahn auch als Reparatur-"Patient" für Superlative - und wird bis zum Abschluss aller Gerüstarbeiten schmerzlich vermisst.

Damit das unrühmliche Kapitel in der Geschichte des Wuppertaler Wahrzeichens bald Geschichte ist, wird nun im Zwei-Schichten-Betrieb und von sechs Arbeitsbühnen aus am Gerüst gearbeitet.

"Jede Schwebebahn-Brücke ist anders und musste vor Beginn der Arbeiten auf ihre Statik hin überprüft werden", sagt Klaus-Dieter Fahl. Der Mann muss es wissen: Bei den Stadtwerken leitet er die Instandhaltung des Fahrgerüsts, ist seit 1970 mit dem stählernen Wahrzeichen befasst und kennt nach eigenen Worten "da oben" jede Schraube. "Da oben", das ist beim WZ-Ortstermin die historische Haltestelle Werther Brücke - als Teil genau jenes Gerüst-Abschnitts, der im Zuge des großen Umbaus bislang noch nicht ersetzt wurde und nun aus Sicherheitsgründen verstärkt werden muss.

"Es ist ja nicht so, dass wir nicht auch vorher schon Teile im Gerüst ausgetauscht haben", erklärt Fahl auf dem Weg nach oben. Dass die alte Bausubstanz jetzt in einem Stück verstärkt wird, bevor sie, wie ursprünglich geplant, in einigen Jahren endgültig ausgemustert wird, dient - wie berichtet - der Vorsorge: Um auszuschließen, dass Gerüstteile bei hoher Beanspruchung und extrem wechselnden Temperaturen reißen oder brechen, werden im Rückgrat nun die Verstrebungen erneuert.

Dabei werden alte Schrauben, Nieten und Bolzen zwar abgeflext - am Altgerüst selbst darf allerdings nicht geschweißt werden. Das liegt am besonderen Kohlenstoffgehalt seines Stahls: "Die Schweißnaht würde sofort reißen", erklärt Fahl mit Respekt in der Stimme. So wird bei den aktuellen Arbeiten vernietet, verbolzt und verschraubt. "Risse im Material haben wir bislang aber nicht gefunden." Pro Schwebebahnbrücke darf immer nur ein Baufeld bearbeitet werden - danach muss ein Ingenieur die Gerüstverstärkung erst einmal prüfen, bevor es weitergeht.

Ob er im Freundeskreis oft auf die "alte Dame" an der Wupper angesprochen wird? Klaus-Dieter Fahl schmunzelt und wirft nach dem Abstieg noch einmal einen Blick nach oben. "Natürlich wollen alle wissen, was hier los ist." Und auch er geht davon aus, dass die Zeit "oben ohne" im April erst einmal zu Ende ist.

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