60 Bands in vier Tagen „70 000 Tons of Metal“: Heavy-Metal-Bands auf Kreuzfahrt

Rob Schomaker, Bassist bei der Band Axxis, erzählt über vier Tage Dauerbeschallung und wie sich auf dem neuen Album Retro und Revolution mischen.

Vier Tage Kreuzfahrt mit 3000 Heavy-Metal-Fans: Rob Schomaker (v. l.), Bernhard Weiss, Harry Oellers, Stefan Weber und Dirk Brand von Axxis spielten zwischen Florida und Haiti auf diesem Riesenschiff.

Vier Tage Kreuzfahrt mit 3000 Heavy-Metal-Fans: Rob Schomaker (v. l.), Bernhard Weiss, Harry Oellers, Stefan Weber und Dirk Brand von Axxis spielten zwischen Florida und Haiti auf diesem Riesenschiff.

Foto: Rob Schomaker

Wupeprtal. Gigantisch und für Außenstehende reichlich schräg war die Tour, die Axxis gerade absolviert hat: Die erfolgreiche Heavy-Metal-Band, die zwei Wuppertaler Mitglieder hat, war gebucht für die „70 000 Tons of Metal“, eine viertägige Kreuzfahrt zwischen Fort Lauderdale in Florida und einer Insel vor Haiti. Sie dürfte die Erfüllung aller Metal-Träume sein: 3000 Fans aus 74 Nationen kamen auf dem riesigen Schiff zusammen, um 60 Bands zu erleben, die sich auf den vier Bühnen abwechselten.

Rob Schomaker, Bassist bei Axxis, schwärmt: „Das war noch viel größer als die Mittelmeer-Kreuzfahrt, auf der wir vor ein paar Jahren gespielt haben. Und alles völlig friedlich - keine Gewalt, keine Schlägerei, nur zweimal wurde ein Betrunkener rausgetragen.“ Obwohl Axxis in den USA bisher nicht so bekannt sei, komme man ständig ins Gespräch mit Publikum und Kollegen. „Das war echt toll, aber vier Tage Dauerparty und -beschallung reichen dann auch“, sagt der 49-Jährige. Ein schöner Nebeneffekt sei gewesen, dass sie ihr neues Album vorstellen konnten — das offiziell erst morgen erscheint.

„Auf den Titel ,Retrolution’ sind wir ziemlich stolz“, sagt Schomaker. „Denn wir kehren zu unseren Wurzeln, zum Hardrock zurück.“ Zugleich revolutioniere die Retroidee das heutige Musikhören: „Wir haben neue Songs im alten Sound. Das knistert ein bisschen wie früher bei der Röhrentechnik“, sagt der Musiker. „Wir haben schon eine Session mit 100 Leuten zum Probehören in Lünen veranstaltet: Die Reaktionen auf das Album war überwältigend, die Richtung kommt an.“ Im französischen Magazin „RockHard“ ist ,Retrolution’ das Album des Monats — „das waren wir noch nie“. Die Messlatte für den Erfolg liegt allerdings hoch. Denn das vorherige Album „Kingdom of the Night II“ von 2014 erreichte mit Platz 24 die bisher höchste Charts-Platzierung in der Geschichte der 1988 gegründeten Band, die schon mehrere Millionen Tonträger verkauft hat.

Die Themen der Songs, die alle Bandmitglieder beisteuern, sind breit gefächert: „Es gibt einige kritische Anmerkungen zur aktuellen Situation wie dem Rechtsruck in vielen Ländern, aber ohne zu politisch zu werden. Wir sprechen auch Phänomene wie das Komasaufen an. Aber die meisten Texte sind schon partymäßig“, meint der Bassist.

Von Mitte März bis Ende April tourt Axxis durch zunächst 16 deutsche und acht tschechische Städte, in Wuppertal tritt die Band diesmal jedoch nicht auf: „Das hat nicht in den Terminkalender gepasst. Ich fand das auch schade“, sagt Schomaker. Das nächstgelegene Konzert ist am 17. März im Essener Turock. Eine Premiere wird die Teilnahme am Full Metal Mountain im österreichischen Nassfeld: Da beschallen Metalbands eine Woche lang die Skifahrer direkt an der Piste. Axxis sind zwei Tage auf der Bergstation dabei. Im Sommer spielen die fünf Metal-Musiker auf Festivals in Belgien und der Slowakei, im Herbst geht es eventuell nach Frankreich und Spanien.

Auf das umfangreiche Tourprogramm bereitet sich die Band intensiv vor. Dazu gehört auch ein verschärftes Sportprogramm: „Man sollte schon fit sein, denn vor vier oder fünf Uhr kommst du nicht in deine Koje im Bus.“, sagt Schomaker. Er joggt auf der Sambatrasse, früher ging er auch oft im Freibad Neuenhof schwimmen. „Das schaffe ich zeitlich aber nicht mehr, seitdem vor zwei Jahren unser Sohn geboren worden ist“, sagt er. „Drei Mann aus der Band machen außerdem Lowcarb-Diät. Mit ein paar Kilo weniger geht es auf der Bühne einfach besser.“

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