Campus Wuppertal „600 Studenten stehen auf unseren Wartelisten“

23 000 Studierende sind an der Bergischen Universität eingeschrieben – 1085 Zimmer in Wohnheimen bietet das Hochschul-Sozialwerk an.

Das Hochschul-Sozialwerk berät Vermieter und versucht mit einer Wohnungsbörse der hohen Nachfrage gerecht zu werden.

Das Hochschul-Sozialwerk berät Vermieter und versucht mit einer Wohnungsbörse der hohen Nachfrage gerecht zu werden.

Foto: dpa/Waltraud Grubitzsch

Laut IT.NRW haben mehr als 100 000 junge Menschen kürzlich ein Studium begonnen. Sie alle strömen in die Uni-Städte und viele von ihnen suchen ein Zimmer. Erste Anlaufstelle sind die Wohnheime der Studierendenwerke oder vielmehr deren Wartelisten, denn die Nachfrage ist groß.

Das kann Fritz Berger, Geschäftsführer des Hochschul-Sozialwerkes Wuppertal (HSW), berichten: „Rund 600 Studenten stehen auf unseren Wartelisten.“ Den rund 23 000 an der Bergischen Universität Wuppertal eingeschrieben Studierenden stehen 1085 Zimmer in 16 Wohnheimen des HSW gegenüber. „Damit erreichen wir eine Unterbringungsquote von rund fünf Prozent“, so Berger.

Er betont zugleich, dass sich mit steigender Studierendenzahl zwar auch der private Wohnungsmarkt in Wuppertal zugespitzt habe, dieser jedoch weiterhin entspannter sei als beispielsweise in Düsseldorf oder Köln. In der Dom-Stadt hat der Allgemeine Studierendenausschuss aufgrund des Wohnungsmangels kostenlose Notschlafstellen eingerichtet.

Aufgrund der hohen Nachfrage versucht das HSW, Studierende mit einer eigenen Wohnungsbörse zu unterstützen. Rund 120 Angebote von privaten Anbietern sind dort derzeit gelistet. „Wir beraten die Vermieter zudem, was die Gestaltung von attraktivem Wohnraum für Studierende angeht“, erklärt Berger. Zugleich ist das Sozialwerk weiter aktiv und errichtet fünf neue Wohnheime mit 132 möblierten Plätzen.

Berger würde gerne mehr tun, sieht dafür aber nicht die Rahmenbedingungen gegeben: „Während früher das Land NRW den Bau von studentischem Wohnraum mit Zuschüssen unterstützte, können heute meist nur noch komplizierte Darlehensförderungen abgerufen werden, die – wie jedes Darlehen – zurückgezahlt werden müssen.“

Einnahmen aus Mieten und Mensen herausgerechnet, finanziert sich das Sozialwerk zu 28 Prozent aus den von den Studierenden gezahlten Sozialbeiträgen. Die restlichen knapp 19 Prozent machen staatliche Zuschüsse aus. „Das führt zu der Situation, dass Studierende Wohnraum finanzieren, den sie selbst gar nicht nutzen“, so Berger, der zudem deutlich macht: „Eine Universität kann ohne gute Infrastruktur nicht richtig funktionieren.“ Deshalb fordern er und seine Kollegen aus NRW einen Hochschul-Sozialpakt, „damit die Studierendenwerke aufgabengerecht finanziert werden“.

Mitte Oktober beantragte die SPD im Landtag NRW eine Aktuelle Stunde zum Thema „bezahlbaren studentischen Wohnraum“. Die angespannte Lage und die steigenden Kosten würden Studierende immer mehr belasten. Zugleich fehlten den Studierendenwerken die finanziellen Mittel, um Wohnanlagen zu sanieren oder neue zu bauen.

Dietmar Bell (SPD) kritisierte in der Debatte die Landesregierung dafür, zum dritten Mal in Folge „keinen Cent“ zusätzlich im Haushalt für die Studierendenwerke zur Verfügung zu stellen und zu wenig in die öffentliche Wohnraumförderung zu investieren.

Bernd Petelkau (CDU) wies die Kritik zurück: Das aktuelle Problem sei das Ergebnis „einer über Jahre verfehlten Wohnungspolitik“ der rot-grünen Vorgängerregierung. CDU und FDP hätten für einen „Neustart“ in der Wohnungspolitik gesorgt und Förderprogramme aufgelegt, die auch Studierendenwerken zur Verfügung stünden.

Die parteilose Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen betonte, dass der Zuschuss für die Studierendenwerke ab 2021 um vier Milliarden Euro auf 44,5 Millionen Euro erhöht werde.

Für Fritz Berger reicht das nicht aus: „Der aktuelle Landeszuschuss liegt unter dem Niveau von 1997. Die angekündigte Erhöhung ist zudem lediglich Teil der mittelfristigen Finanzplanung und keinesfalls garantiert.“

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