48 Stunden Kultur: Künstler unter der Brücke

Bei „48 Stunden Kunst und Kultur“ gab es Bilder, Musik und Tanz.

Eine Kettensäge lärmt, ein von starker Hand geführter Hammer tanzt auf dem Amboss, der Geruch von Feuer liegt in der Luft. An vielen Stellen im Freien und in Zelten buhlen Bilder und Skulpturen um die Gunst der Besucher. Dazwischen spielt eine Harfenistin ruhige Melodien.

Keine Frage, die zweite Auflage von „48 Stunden Kunst und Kultur”, die an diesem Wochenende im Müngstener Brückenpark zu Gast war, hatte einiges zu bieten. Wer bereit war, sich von der zwei- und dreidimensionalen Kunst gefangen nehmen zu lassen, der musste schon ein großzügiges Zeitpolster mitbringen. Immerhin präsentierten 140 Künstler aus Deutschland ihre Werke.

So manches der Kunstwerke verlangte ein längeres Hinsehen, weil es sich nicht von selbst erschließen wollte, wie die Ansammlung von sechs Kaninchen in kleinen Schalen auf der Müngstener Brücke oder die zahlreichen abstrakten Skulpturen. Aber auch ein ganz anderer Aspekt war erkennbar. „Zwei schöne Menschen, die Beiden”, sagte eine Frau. Gemeint waren zwei Schmiedekünstler, die so selbst zum Motiv der Betrachtung wurden. Zentraler Ort des Geschehens war die alte Schmiede im Brückenpark: Von der Tanz-Performance über Rockmusik bis zur DJ-Party reichte das Klangspektrum auf einer kleinen Bühne. Die Schmiede trug das ihre zum akustischen Gesamtkunstwerk bei.

Auch mit dabei: Das Projekt „Erstes Wuppertaler Kunstbankett”, eine Collage aus ruhenden Kunstwerken und Leben vor Ort. Dabei war der zweite Blick des Betrachters wichtig. Was sich oberflächlich als opulent gedeckte Tafel darstellte, war in Wirklichkeit eine Mischung von echten und künstlichen oder künstlerisch veränderten Lebensmitteln und Dekorationsgegenständen. Da fand sich ein Brot mit Rädern ebenso wie eine Flasche, auf deren Etikett schön gestaltet lediglich „Alkohol” stand. Gleich nebenan wurde ein Aktmodell von einer Malerin auf die Leinwand gebannt. „Thematisch haben sich die Künstler mit der Ess- und Trinkkultur beschäftigt. Sie haben ihre kontroversen Ansichten auf einer Tafel vereinigt, die das Ergebnis jetzt wie ein flach liegendes Bild zeigt”, erläuterte Anni Roolf das Konzept. Gemeinsam mit André Kern hat sie die Vorbereitung der Künstler koordiniert. Die Besucher reagierten ganz unterschiedlich auf das Werk. „Einige gehen belustigt weiter, andere suchen das Gespräch mit den Künstlern”, formulierte Anni Roolf ihre Erlebnisse.

Dank des schönen Wetters sorgte „48 Stunden Kunst und Kultur” unter der altehrwürdigen Eisenbahnbrücke für viel Leben — welch ein Kontrast zu der seit langem in Tiefschlaf liegenden, immer noch für Züge gesperrten Müngstener Brücke.

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