Wirtschaft 31 Prozent der Dienstleister sind von Insolvenz bedroht

In der Bergischen Wirtschaft geht es bergauf, das sagt die IHK nach den Ergebnissen der Konjunkturumfrage. Gleichzeitig zeigen die Daten, dass 31 Prozent der Befragten von einer „schlechten Geschäftslage“ ausgehen. Bei Dienstleistern befürchten 31 Prozent die Insolvenz.

 IHK-Präsident Thomas Meyer.

IHK-Präsident Thomas Meyer.

Foto: Roland Keusch

In der Bergischen Wirtschaft geht es bergauf, das sagt die IHK nach den Ergebnissen der Konjunkturumfrage bei 544 Unternehmen aus Wuppertal, Solingen und Remscheid. Gleichzeitig zeigen die Daten, dass 31 Prozent der Befragten von einer „schlechten Geschäftslage“ ausgehen. Bei Dienstleistern befürchten 31 Prozent die Insolvenz. Das hat vor allem mit den coronabedingten Einschränkungen zu tun und trifft maßgeblich Einzelhandel, Verkehr, Hotellerie, Gastronomie und Touristik.

Thomas Meyer, Präsident der Bergischen IHK, sagt, man müsse sehr differenziert auf die Bewertungen schauen: Denn während die einen Branchen massiv von den Einschränkungen betroffen seien, gehe es anderen relativ gut. „Der Industriebereich ist halbwegs gut durch das Jahr 2020 gekommen.“ Und in diesem Bereich gebe es auch einen optimistischen Ausblick auf das laufende Jahr. „Auch wenn die Impfstoffverteilung sehr schleppend läuft, ist es doch ein Licht am Ende des Tunnels.“

Gleichwohl sei wegen der aktuellen Einschränkungen und der langsamen Impf-Fortschritte mit einem geringeren Wirtschaftswachstum für 2021 zu rechnen als ursprünglich angenommen.

Die Umfrage der IHK war für viele Unternehmer wohl auch Anlass, ihr Leid zu klagen. Denn mit 544 Unternehmen haben 113 mehr teilgenommen als noch bei der letzten im dritten Quartal. Von ihnen beklagen 31 Prozent die „schlechte“ Lage, 26 Prozent sprechen von einer „guten Geschäftslage“ und 43 Prozent sehen sie als „befriedigend“. Damals – vor dem zweiten Lockdown – sah die Lage etwas anders aus. Von den 431 Firmen, die damals befragt wurden, schätzten 17 Prozent ihre Geschäftslage als „gut“ ein, 40 Prozent sahen sie als „befriedigend“ und 43 Prozent als „schlecht“. Damit lag der Geschäftslagenindex, der sich aus der Differenz zwischen „gut“ und „schlecht“ ergibt, bei -26. Das ist besser als bei der vorausgegangenen Umfrage im zweiten Quartal (-35). Aktuell liegt die Differenz bei -6. Wobei der Wert in den letzten Jahren immer deutlich positiver war – zwischen 2017 und dem ersten Quartal 2019 lag er zwischen +29 und +16.

Unternehmen fahren
die Ausbildung zurück

Meyer betont, dass vor allem Wuppertal mit einem Wert von -13 einen schlechten Wert habe, weil dort viele Dienstleistungsbetriebe mit schwierigen Lagen angesiedelt seien. Das hat Folgen, die bis zur Sorge um die Existenz gehen. Schon jetzt zeichne sich ab, dass im Gastgewerbe rund 31 Prozent der Bergischen Unternehmen sich akut von einer Insolvenz bedroht sehen. Immerhin 13 Prozent sind es im Einzelhandel. Zehn Prozent bei Verkehrsbetrieben, etwa Taxiunternehmen.

Für Meyer sind in der aktuellen Situation drei Dinge besorgniserregend. Erstens würden trotz des Kurzarbeitergeldes voraussichtlich nicht alle Betriebe ihre Mitarbeiter halten können. Er rechnet mit Entlassungen. Zweitens sieht er die „fatale“ Entwicklung, dass Unternehmen die Ausbildung zurückfahren. Es sendet den Appell, „wann immer es geht, an der Ausbildung festzuhalten, sonst machen wir uns die Zukunft kaputt“, sonst verschärfe man den Fachkräftemangel. Drittens fehle es an Investitionen, das Niveau steige nicht mehr an.

Meyer sieht in der Lage aktuell auch Probleme für die Zukunft und über die Geschäftsfelder hinweg. Die Krisen des Einzelhandels seien irgendwann auch die der Großhändler und der Industrie. „Die Schuhe, die heute nicht gekauft werden, werden irgendwann nicht mehr produziert und dann werden dafür keine Maschinen aus dem Bergischen Land bestellt.“ Die Wirtschaft sei eng miteinander verflochten, stellt er klar.

Corona hat auch Einfluss auf den Warenverkehr. Thomas Wängler, Geschäftsführer der IHK im Bereich Verkehr, sagt, dass die verschiedenen Corona-Betroffenheiten – Risiko-, Hochrisiko- und Mutationsgebiet – zu komplizierteren Einreisebedingungen führten. Bisher sei das machbar, aber je weiter die Mutationen sich ausbreiteten, desto komplizierter werde es. Aber „im Augenblick ist die Versorgung sicher“, sagt er mit Blick auf die Regale in den Supermärkten.

Was die Impfsituation angeht, sagt Meyer, dass er als Unternehmer mehr investiert hätte, um in jedem Fall genug Impfstoff zu haben. Aber Politik sei eben kein Geschäft. Dafür müsse man Verständnis haben.

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