30-Millionen-Euro-Prozess: Fünf Wuppertaler angeklagt

Mit Steuerhinterziehung sollen elf Personen jahrelang den Fiskus betrogen haben. Laut Anklage wurde das Geld für teure Autos, Table-Dance-Bar-Besuche und Ski-Urlaube verbraucht.

Wuppertal. Tabellen mit jeder Menge Zahlen, so sieht die Anklageschrift in weiten Teilen aus. Morgen soll sie vor der Wirtschaftsstrafkammer des Wuppertaler Landgerichts verlesen werden. Auf der Anklagebank: zehn Männer und eine Frau. Der Vorwurf: Steuerhinterziehung. Laut Anklage summierte sich der Steuerschaden von Februar 2004 bis Mai 2009 auf mehr als 30,5Millionen Euro.

Für die angebliche Betrugsmasche der Angeklagten benutzen die Steuerfahnder gerne englische Begriffe wie "missing trader" und "buffer". Zu deutsch handelt es sich um ein Steuer-Karussell mit echten und erfundenen Firmen in Wuppertal und Umgebung rund um den Verkauf von DVD-Brennern und Computerteilen (siehe Kasten rechts). Experten nennen das System "nahezu perfekt".

Fünf Wuppertaler sind unter den Angeklagten. Dazu ein Ehepaar aus Essen, zwei Düsseldorfer, ein Duisburger und ein Salzburger. Vor gut einem Jahr gab es den großen Aufschlag. Reihenweise wurden Haftbefehle vollstreckt. Drei Wuppertaler und ein Essener sitzen noch immer.

Die anderen Beschuldigten wurden nach und nach von der U-Haft verschont. Teilweise gegen sechsstellige Kautionen. Laut WZ-Informationen floß das Geld von einem Schweizer Konto an die Gerichtskasse.

Angeblich gab es bereits Teilgeständnisse. Einige der Angeklagten sollen ausgesagt haben, gar nicht gemerkt zu haben, dass sie im illegalen Steuerkarussell sitzen.

Für die Ermittler steht fest, dass die Angeklagten mit dem Geld einen aufwändigen Lebensstil finanzierten. Wahlweise sollen die Verdächtigen mit einem Porsche oder einem Hummer-Geländewagen unterwegs gewesen sein.

Zum Ski-Fahren seien die Schweizer Berge das bevorzugte Ziel gewesen. Auch im benachbarten Essen soll viel Geld ausgegeben worden sein. Treffpunkt dort war eine Table-Dance-Bar, die ein ebenfalls angeklagtes Ehepaar betrieben haben soll. Die einzig angeklagte Frau im Wuppertaler 30-Millionen-Euro-Prozess soll in der Bar auch als Tänzerin gearbeitet haben.

Der mutmaßliche Steuer-Schwindel flog bei einer Routine-Kontrolle des Finanzamts auf. Damals sollen einige der Verdächtigen ihren Abgang in die Schweiz vorbereitet haben. Da waren die Fahnder schneller. Geld der Zielpersonen soll aber immer noch in der Schweiz liegen.

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