25 000 Steine für ein neues Kuppeldach

St. Laurentius: Die Bauarbeiten an der Kirche dauern noch bis 2009. Eine Kuppel ist fertig, der Abbruch abgeschlossen.

Wuppertal. Für die gewohnten Gottesdienste am Sonntag ist die Kirche St. Laurentius schon seit einiger Zeit wieder geöffnet, ansonsten gleicht das Gotteshaus einer Baustelle: Gerüste entlang der Pfeiler, ein Teil des linken Seitenschiffes ist für die Baumaterialien abgetrennt und vor allem ist die Ausstattung der Kirche wie etwa die Beichtstühle und die Altäre aus Schutz vor dem gefährlichen Baustaub eingehaust, das heißt sicher hinter Pressspanplatten verborgen. Ganz wichtig: Die wertvolle Orgel wurde für die Dauer der Arbeiten abgebaut und bei einem Experten eingelagert.

Und das wird auch noch einige Zeit so bleiben: Nach Angaben der Bauleitung wird die Renovierung der Gewölbekuppeln im Langschiff der klassizistischen Kirche voraussichtlich erst im Laufe des Jahres 2009 abgeschlossen sein. Die Kosten liegen bei 2,5 Millionen Euro. "Natürlich fragen viele Gemeindemitglieder, wann ihre Kirche endlich wieder fertig ist. Aber das wird mit Hoffnung auf das Schöne, das kommt, akzeptiert", sagt Franz-Heinz Fiebach, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstandes.

Die lange Bauzeit hat mehrere Gründe: Alleine die Vermessungsarbeiten, an denen auch die Denkmalbehörde beteiligt war, dauerten über ein Jahr. Außerdem haben die Spezialsteine, die verwendet werden, lange Trockenzeiten - werden sie nicht eingehalten, drohen neue Risse in der Decke der Kirche.

Zum Hintergrund: Durch Zufall waren in der Decke der Kirche Risse aufgefallen. Daraufhin wurde ihr Zustand von zwei Statikerbüros begutachtet. Das Ergebnis: Offensichtlich war bei den Wiederaufbau-Arbeiten nach dem Zweiten Weltkrieg unsauber gearbeitet worden. Das Material für die Kuppeln war nicht stark genug, außerdem war sie von ihrem Wölbungs-Verlauf her um 40 Zentimeter zu flach gemauert worden. So bestand die Gefahr, dass das Mittelschiff dem Druck der Seitenschiffe langfristig nicht standhalten würde.

Das Generalvikariat in Köln entschied sich, dass Gewölbe austauschen zu lassen. Architekt und Diplomingenieur Arthur Hoffmann aus Wuppertal, Experte für denkmalgerechte Kirchenrenovierungen, bekam den Auftrag, die Baustelle zu leiten. Bauherr ist die Pfarrgemeinde St. Laurentius.

Vom Mittelschiff aus hat der Besucher keinen freien Blick auf die eigentliche Baustelle in rund 23 Meter Höhe, die Sicht darauf versperrt eine zwölf Meter hohe Arbeitsplattform.

Allein die Vorarbeiten, der Abbruch des Gewölbes, der inzwischen abgeschlossen ist, hatte es in sich: Nach ausreichender Abstützung waren die Gewölbekuppeln Stein um Stein von oben abgetragen worden. Zuerst wurden dabei drei der mächtigen Querbögen, die den Druck der Seitenschiffe auf das Mittelschiff abfangen, ersetzt. Allein der erste besteht aus mehr als 5000 zwei Kilogramm schweren Spezialklinkern.

Derzeit sind die Bauarbeiter, Spezialisten für Kirchenrenovierungen, damit beschäftigt, die Holz-Verschalung zu zimmern, auf der dann die nächste Kuppel entsteht. Sie wird aus druckfestem Bimsstein gemauert - aus Gründen der Statik Ring für Ring horizontal. Sind die Steine nach etwa drei Wochen getrocknet und ausgehärtet, können die Arbeiten an der nächsten Kuppel beginnen. Eine Kuppel mit einer Grundfläche von 100 Quadratmetern ist bereits fertig, fünf weitere fehlen noch.

Zahlen 25000 Bimssteine wurden für die Gewölbe hergestellt. Ein Querbogen wiegt 28 Tonnen.

Kuppel Als Kuppel bezeichnet man den halbkugel- oder glockenförmigen oberen Teil eines Raumes, der aus Steinen, Ziegeln oder Beton gebildet wird. Die eigentliche Kuppel ist aber die aus keilförmigen Steinen zusammengesetzte Decke, die den Raum überspannt. In St. Laurentius machen sechs Kuppeln die Decke des Langschiffes aus. Das ist ungewöhnlich: Im Gegensatz dazu hat der Kölner Dom ein Gewölbe.

Orgel Erst nach den Arbeiten kann die Orgel wieder eingebaut werden und muss dann aufwändig gestimmt werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort