Gesundheit 2019 wurden bei 27 Wuppertalern resistente Keime gefunden

Wuppertal · Gesundheitsamt sieht Wuppertal bei Bekämpfung auf gutem Weg.

 So sehen MRSA-Keime in 1000-facher Vergrößerung unter dem Mikroskop aus.

So sehen MRSA-Keime in 1000-facher Vergrößerung unter dem Mikroskop aus.

Foto: Daniel Reinhardt

Bei Infektionen hilft ein Antibiotikum – das funktioniert inzwischen nicht mehr in jedem Fall. „Man findet immer mehr resistente Bakterien“, erklärt Matthias Buntrock-Schweer, Abteilungsleiter im Gesundheitsamt. Diese resistenten Keime seien ein „totales Gesundheitsrisiko“. Doch die Zunahme der Resistenzen sei nicht dramatisch. Und die Mechanismen, die Gefahr einzudämmen, würden besser.

Beim Keim MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus), der auf Haut und Schleimhäuten siedelt und lange im Mittelpunkt der Diskussion stand, ist die Tendenz inzwischen rückläufig. Dagegen nehmen andere resistente Bakterien zu, die im Magen-Darm-Trakt, auf der Haut oder im Nasen-Rachen-Raum auftreten und MRGN (Multiresistente gramnegative Bakterien) und VRE (Vancomycin-resistente Enterokokken) heißen. Wie MRSA schaden sie gesunden Menschen nicht, können aber bei geschwächten Menschen schwere Erkrankungen wie etwa Lungenentzündungen oder Wund­infektionen auslösen.

Zwei Ausbrüche in den vergangenen fünf Jahren

Die Krankenhäuser nehmen bei Risikopatienten Abstriche, müssen Befall melden. Das war in diesem Jahr in Wuppertal bisher bei 27 Patienten der Fall, so Matthias Buntrock-Schweer. Dazu zählten sowohl Personen, die ohne Erkrankung von dem Keim besiedelt waren, als auch solche mit einer Infektion durch diese Keime. Die Zahl der Meldungen sei zwar im Vergleich zu 2018 gestiegen, so Buntrock-Schweer, doch das könne auch mit dem verbesserten Screening der Patienten zusammenhängen. Bei einer WZ-Umfrage bei Wuppertaler Kliniken gab es dazu keine konkreten Zahlen.

Nach Angaben von Matthias Buntrock-Schweer gab es in den vergangenen fünf Jahren zwei sogenannte „Ausbrüche“ – wenn sich mindestens zwei Menschen im Krankenhaus infizieren. Einmal sei bei zehn Patienten VRE gefunden worden, in allen Fällen habe es sich nur um eine Besiedelung gehandelt. Bei dem anderem Ausbruch wurde bei sechs Patienten Acinetobacter baumannii, ein MRGN-Bakterium, gefunden, einige Patienten waren auch erkrankt. Ob es Todesfälle deswegen gab, sei „schwierig zu sagen“, betont er. Denn es sei schwierig zu klären, ob Patienten an der Infektion oder an ihren Vorerkrankungen gestorben sind.

Bei einem „Ausbruch“ organisiert das Gesundheitsamt mit der betroffenen Klinik den Umgang damit: „Wir bilden ein Team, planen, was zu tun ist, und überlegen, wie es zu der Übertragung kommen konnte.“ Unter anderem werden die Patienten isoliert und die Hygienevorschriften verschärft. „Wichtig ist die Offenheit des Umgangs damit“, sagt Matthias Buntrock-Schweer.

Dabei, so betont er, werde der größere Teil der resistenten Keime von außerhalb des Krankenhauses mitgebracht. Dann bestehe die Gefahr der Übertragung, aber man könne sehen, dass die Mechanismen zur Bekämpfung gut greifen.

„Ein gutes Hygienemanagement“ nennen alle drei Wuppertaler Kliniken als unerlässlich. Marie Weidauer vom Helios-Klinikum zählt auf, dass es regelmäßige Schulungen und Kontrollbegehungen gibt, der Verbrauch von Desinfektionsmitteln gemessen wird. Die Klinik ist ausgezeichnet worden für ihr Projekt, mit Hilfe kleiner tragbarer Sensoren die Händedesinfektion der Pflegekräfte zu registrieren und sie bei Vergessen daran zu erinnern. Maren Esser vom Bethesda Krankenhaus berichtet von speziellen Waschlösungen, die Patienten vor Operationen zu Hause anwenden können. Bethesda und Helios-Klinik erklären zudem, dass sie Programmen zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika folgen.

Felix Giebel, Leitender Arzt für Krankenhaushygiene im Helios-Klinikum, betont: „Um das Risiko von im Krankenhaus erworbenen Infektionen auf ein Minimum zu reduzieren, unternehmen wir bereits sehr viel. Dennoch ist man damit nie am Ziel, denn jede verhinderte Infektion kann Leid mindern oder Leben retten.“

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