170 Einsätze: Alles wegen Xynthia

Reihenweise knickte der Sturm gestern Bäume um und ließ Dachziegeln tieffliegen. Feuerwehr und THW waren bis tief in die Nacht im Dauereinsatz.

Wuppertal. Kurz nach 12 Uhr kündigte sich Xynthia in Wuppertal an. "Wir saßen in der Antonius-Kirche und das Dach rappelte", erzählt eine Barmerin. Beim harmlosen Rappeln blieb es nicht. Bei Feuerwehr und Polizei stand ab 13.15 Uhr das Telefon nicht mehr still. Reihenweise gaben Bäume nach, blockierten Straße und Wege. Im gesamten Stadtgebiet flogen Dachziegeln tief. An der Turnhalle Buschenburg in Langerfeld deckte der Sturm das Dach auf. Die Folge: Es regnete in die eben erst sanierte Halle, in der unter anderem die Damen des TVBeyeröhde und der LTV Handball spielen. Wie hoch der Schaden ist, war am Sonntag offen.

An der Uellendahler Straße kippte Xynthia die Mauer des Malerbetriebs Theo Küster um und ließ dabei die überdimensionale Pinguin-Figur der Firma auf die Straße fliegen. Ein Auto wurde dabei demoliert. In Ronsdorf knickte an der Dickestraße ein Schornstein um. Die Feuerwehr kletterte bei Windböen mit Geschwindigkeiten von mehr als 100Stundenkilometern aufs Dach und behob den Schaden fürs erste.

Berufsfeuerwehr, Freiwillige Feuerwehr und Technisches Hilfswerk: Alles was verfügbar war und in der Lage ist eine Kettensäge zu bedienen, war im Einsatz. Die gute Nachricht: Verletzte oder Tote - in Pulheim bei Köln wurde gestern ein Joggerin im Wald von einem umgeknickten Baum erschlagen - gab es in Wuppertal bis zum Abend nicht.

Die Gefahr war allerdings latent spürbar: Die Straßen in Richtung Cronenberg beispielsweise waren von Ästen übersät. Auf der A46 kippten Schilder um, wehte manche Leitplanke bedrohlich im Wind. An der A1 machte der Sturm der Baustelle an der Schwelmetalbrücke auf etwa 100 Metern Länge den Garaus. Die Autobahn und die darunterliegend Bahnlinien mussten gesperrt werden, weil das THW die meterlange Zeltbespannung abbaute.

Viele Zug-Verbindungen waren schon am Nachmittag erheblich gestört. Am Abend ging die Bahn dann ganz auf Nummer sicher und stellte den gesamten Bahnverkehr vorübergehend ein. Der Hauptbahnhof wurde somit zum ICE-Parkplatz.

Große Probleme machten am Sonntag die Dächer. Feuerwehr-Sprecher Andreas Steinhard: "Da müssen wir mit Drehleitern ran. Und von denen haben wir nur vier."

Drei Einsatzleiter waren gestern pausenlos in der Stadt unterwegs, koordinierten die Einsätze nach Wichtigkeit. So drohte in der Lüntenbeck am Abend ein Baum eine Hochspannungsleitung zu kappen. Feuerwehr-Sprecher Andreas Steinhard: "Das hat natürlich Priorität."

An der Kurt-Schuhmacher-Straße am Uellendahl mussten die Höhenretter ran. Der Grund: Auf einer Fläche von fast 200 Quadratmetern drohte die Dachpappe weggeweht zu werden. Ein Ende dieses und vieler anderer Einsätze, war am Abend noch nicht absehbar. Steinhard zur WZ: "Das wird noch Stunden dauern.

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