Streik Busse stehen heute still: Tausende Fahrgäste sind von Streik betroffen

Wuppertal · Verdi fordert Arbeitsniederlegungen im öffentlichen Nahverkehr – auch Schulbusse und Schwebebahn-Express fallen aus.

 Verdi hat für Dienstag zum Streik aufgerufen.

Verdi hat für Dienstag zum Streik aufgerufen.

Foto: Christian Beier

Die Gewerkschaft Verdi fordert die Mitarbeiter im öffentlichen Nahverkehr zum bundesweiten Streik am Dienstag auf. Das sorgt auch in Wuppertal für große Probleme und könnte in einem Verkehrschaos enden: Laut WSW werden knapp 300 Busse stillstehen. Auch der Schwebebahn-Express und die Schulbusse werden nicht fahren. Laut Rainer Friedrich, Sprecher der Stadtwerke, sind „15 000 Schüler und insgesamt 160 000 Fahrgäste vom Streik betroffen“. Der Stadt drohtdeshalb deutlich mehr Verkehr - inklusive der zu erwartenden Elternaxis. Die Nahverkehrszüge der Deutschen Bahn sind nicht vom Streik betroffen.

Stefan Wollny vom Stadtbetrieb Schulen macht klar, dass der Schulbetrieb nicht ausfallen wird. „Wir haben eine Schulpflicht. Deshalb wird es wegen den Streiks auch keine Schulschließungen geben.“ Außerdem sieht Wollny besonders bei jüngeren Schülern keine Probleme: „Bei den Grundschulen können die meisten Schüler ja ohnehin zu Fuß zur Schule gehen.“

Für Rüdiger Bein, Schulpflegschaftsvorsitzender, könnte der Streik sogar etwas Positives haben. „Die Schulen sind gefordert zu zeigen, dass das Konzept vom Distanzunterricht funktioniert.“ Aufgrund der Corona-Pandemie mussten die Schulen Konzepte entwickeln, die einen Distanzunterricht möglich machen. Bein ist gespannt und will dann auch gleich Noten für die jeweiligen Konzepte verteilen: „Haben die Schulen gut gearbeitet oder gibt es eine glatte Sechs?“

Distanzunterricht aktuell keine Alternative

Für Richard Voß, Schulleiter der Grundschule am Nützenberg ist „Distanzunterricht so kurzfristig nicht umsetzbar.“ Man wisse ja nicht, wie viele Schüler anwesend sein werden und wie viele Schüler am Distanzunterricht teilnehmen würden. „Außerdem können wir den Distanzunterricht nicht simultan zum normalen Unterricht stattfinden lassen. Da fehlt uns einfach das Personal.“ Voß, selbst im Führungsteam der Lehrergewerkschaft GEW, versteht die Forderung der Gewerkschaft, auch wenn sie für „die Schulen gerade in Corona-Zeiten logistisch ungünstig ist“. Laut Voß „verdienen die öffentlichen Bereiche jedoch eine höhere Wertschätzung.“

Schüler, die aufgrund des Streiks nicht zur Schule kommen können, benötigen eine Entschuldigung, schließlich gebe es eine Schulpflicht, so Voß. Er habe jedoch alle Lehrer auf die Ausnahmesituation eingestellt und werde keinen Schüler bestrafen, der nicht zur Schule kommen kann. „Der versäumte Stoff muss dann im Rahmen des Nacharbeitens aufgeholt werden.“

Stadt verweist auf das Grundrecht auf Streik

Rüdiger Bein schlägt unterdessen Alternativen zum Bus vor. „Ein paar Meter mehr laufen schadet den Schülern ja nicht. Grundschüler werden ja ohnehin zu 99 Prozent von den Eltern zur Schule gefahren. Daran wird sich dann auch morgen nichts ändern.“

Bein glaubt auch nicht, dass die Schulen „jemanden bestrafen, wenn er morgen aufgrund des Streiks ein paar Minuten zu spät kommen wird.“

Sozialdezernent Stefan Kühn ist sich bewusst, dass „viele Menschen von dem Streik betroffen sein werden“. Er stellt jedoch klar, dass „das Recht auf einen Streik, zu den Grundrechten gehört und dass es in Deutschland ja sehr maßvoll angewendet wird“. Kühn hofft allerdings, dass „beide Seiten schnell zu einer Lösung kommen“.

Ebenfalls vom Streik betroffen sind die vielen Pendler. Rund 50 000 Menschen verlassen täglich Wuppertal, um zum Beispiel in Köln, Düsseldorf oder auch Dortmund zu arbeiten. Auch kommen jeden Tag bis zu 50 000 Menschen aus dem Umland, um in Wuppertal zu arbeiten. Viele, die sonst den ÖPNV nutzen, werden vermutlich auf das Auto umsteigen. In Düsseldorf wird die Rheinbahn nicht fahren und in Köln soll die KVB die Arbeit ruhen lassen.

Die Gewerkschaft Verdi kritisiert den Umgang mit den Beschäftigten im öffentlichen Nahverkehr trotz der höheren Belastung durch die Corona-Pandemie. „Unsere Kollegen im Nahverkehr sind empört. Trotz Corona haben die Beschäftigten im ÖPNV wie gewohnt alles gegeben. Statt ihre Arbeit wertzuschätzen, blockieren die Arbeitgeber und nutzen die aktuelle Krise, um tarifliche Verbesserungen zu verhindern. Das ist respektlos“, sagt Verdi-Bezirksgeschäftsführerin Stephanie Peifer.

Arbeitsniederlegung auch bei privaten Busunternehmen

Auch die Warnstreiks der Tarifrunde im öffentlichen Dienst werden fortgesetzt. Am Dienstag sind deshalb die Mitarbeiter der WSW zur Arbeitsniederlegung aufgerufen. Ebenso gilt das im Rahmen der aktuellen Tarifverhandlungen mit dem privaten Omnibusgewerbe (NWO) für die Mitarbeiter der Betriebe Kraftverkehr Gebr. Wiedehopf und Rheingold-Reise-Wuppertal Blankennagel.

Verdi fordert in dem Tarifkonflikt für bundesweit 87 000 Beschäftigte im Öffentlichen Personennahverkehr einheitliche Regelungen in Fragen wie Nachwuchsförderung, Entlastung sowie den Ausgleich von Überstunden und Zulagen für Schichtdienste. Darüber hinaus soll die Ungleichbehandlung in den Bundesländern beendet und zentrale Regelungen wie 30 Urlaubstage oder Sonderzahlungen künftig bundesweit vereinheitlicht werden. Seit März fordert Verdi die Verhandlung eines bundesweiten Rahmentarifvertrages.

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