150 Neonazis an der Werther Brücke gestoppt

Gegendemonstranten machten Marsch nach Oberbarmen unmöglich. Kurz vor 18 Uhr war Barmen wieder ohne Sperrungen.

Wuppertal. Es war wohl der meistgesagte Satz des Demo-Samstages in Wuppertal: „So ein Aufwand für so ein paar Leute .“ Mehr als 1000 Polizisten, zwei Wasserwerfer, zwei Hubschrauber, die Hundestaffel und zahllose Einsatzwagen riegelten über den kompletten Nachmittag die B 7 zwischen Barmen und Oberbarmen ab. Grund für dieses Großaufgebot: die Demonstration einer als rechtsextrem eingestuften Partei. Die hatte für Samstag 12 Uhr 300 Teilnehmer angemeldet. 150 kamen zum Barmer Bahnhof, um von dort nach Oberbarmen zu marschieren. Daraus wurde nichts. An der Werther Brücke mussten die Neonazis umkehren.

Wie berichtet, gab es viel Widerstand gegen die Rechtsextremisten. Jeweils schon um 10 Uhr begannen friedliche Gegenkundgebungen. Auf dem Von-der-Heydt-Platz in Elberfeld sprach unter anderem Oberbürgermeister Peter Jung. Die Polizei schätzt die Teilnehmerzahl in Elberfeld auf etwa 100.

Am Alten Markt in Barmen war deutlich mehr los. Mehrere hundert Gegendemonstranten schwenkten dort Friedensflaggen, pusteten Seifenblasen in die Luft und ließen bunte Luftballons steigen. Gegen 12.30 Uhr bewegten sich die Gegendemonstranten — ihre Zahl schätzte die Polizei später auf 1000 — in Richtung des nahe gelegenen Barmer Bahnhofs.

Der war schon am Morgen weiträumig abgeriegelt worden. Weil die Zugverbindung aus Richtung Ruhrgebiet blockiert worden sein soll, begann der Neonazi-Marsch mit einstündiger Verspätung. Gegen 13 Uhr setzte sich der Zug der 150 in Bewegung — eng begleitet von der Polizei, zu Fuß, mit Einsatzwagen und einem Wasserwerfer.

Die Route führte größtenteils über Nebenstraßen der B 7. Immer da, wo er in Sichtweite der Absperrungen und Demonstranten war, ertönten Trillerpfeifen, Buh- und „Nazis-raus“-Rufe.

Einige Anwohner schauten aus den Fenstern ihrer Wohnung auf den merkwürdigen Zug unten auf der Straße. Kopfschütteln und Abwinken: „Das braucht hier kein Mensch“, sagte eine genervte Barmerin.

Dann erreichten die Rechten die Werther Brücke: Zwischenkundgebung um 14.15 Uhr neben einer Baustelle auf der B 7. Von dort sollte es eigentlich bis zum Bahnhof Oberbarmen weitergehen. Doch dazu kam es nicht. Erst gab es am anderen Wupperufer Zusammenstöße zwischen Gegendemonstranten und der Polizei, dann sickerte durch, dass die Route nach Oberbarmen nicht passierbar sei.

Die Neonazis — beäugt von Gegendemonstranten auf einem Spielplatz auf der anderen Wupperseite — setzten sich zwischenzeitlich auf die Straße. Warten, angespannte Atmosphäre. Dann die polizeiliche Auflage: Die Neonazi-Demo muss zurück zum Barmer Bahnhof. 16 .25 Uhr begann der Rückmarsch — wieder mit enger Polizeibegleitung.

Am Barmer Bahnhof hieß es wieder: Warten. Erneut oder noch immer waren auf der Strecke Gleise blockiert worden. Nach 17 Uhr begann die Polizei — kaum merklich — mit dem Rückzug aus Barmen. Kurz vor 18 Uhr waren die Neonazis im Zug. Wenig später wurden alle Sperren aufgehoben. Normalität am Ende des Demo-Samstages. Kommentar einer 78 Jahre alten Wuppertalerin: „Die Nazis haben Wuppertal schon einmal zerstört. Das darf nicht noch einmal passieren.“

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