Integration 12 000 Flüchtlinge in Wuppertal: „Integration braucht viel Geduld“

Elberfeld. · Die Wuppertaler CDU besuchte das 2018 eröffnete Haus der Integration, wo Jobcenter und Ausländerbehörde zusammenarbeiten.

 Die Wuppertaler CDU informierte sich auf einem Rundgang im Haus der Integration.

Die Wuppertaler CDU informierte sich auf einem Rundgang im Haus der Integration.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Im März 2018 wurde das Haus der Integration an der Friedrich-Engels 28 eröffnet und damals von Joachim Stamp (FDP), NRW-Minister für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration, als „landesweit einmalige Einrichtung“ gelobt. Am Dienstag konnten sich die Mitglieder der Wuppertaler CDU davon überzeugen, dass die Zusammenarbeit von Jobcenter und Ausländerbehörde unter einem Dach die erhofften Vorteile für Kunden und Mitarbeiter gebracht hat.

Uwe Kastien, Vorstandsmitglied des Jobcenters, begrüßte die Gäste zu einem kurzen Rundgang durch die Räumlichkeiten, deren Konzeption ein Schlüssel des Erfolgs ist. „Die Raumaufteilung ist Ergebnis einer eingehenden Analyse der Arbeitsprozesse“, erklärte Ilka Scranowitz, Leiterin der Geschäftsstelle. Diese Geschäftsstelle trägt den Namen Zebera, was als Abkürzung für „Zentrale Erstantrags- und Beratungsstelle für Menschen mit anerkanntem Fluchthintergrund“ steht – ein Name passend für ein Bürokratiemonster. Genau das Gegenteil soll das Haus der Integration aber für die Menschen sein, die dort unbürokratische Hilfe erwarten. Entsprechend kundenfreundlich sind der Empfangsbereich und die offen gestalteten Beratungsplätze eingerichtet. Hinzu kommen die kurzen Wege, die beim Übergang von der Ausländerbehörde zum Jobcenter in einem Haus möglich sind.

Bis zu 1000 Kundenkontakte
pro Tag im Haus der Integration

„Wir haben bis zu 1000 Kundenkontakte pro Tag, und es ist ganz selten, dass es einmal zur Eskalation durch einen Kunden kommt“, sagt Hans-Jürgen Lemmer, Leiter des Ressorts Zuwanderung und Integration. „Hier gibt es keine langen Flure und keine verschlossenen Türen. Es hat sich bewährt, Offenheit zu demonstrieren“, so Lemmer.

Von 2011 bis 2018 sind 28 041 Personen in Wuppertal neu zugewandert, darunter 12 000 Flüchtlinge. Die Zuwanderung erfolgt hauptsächlich aus Polen, Rumänien, Bulgarien, Griechenland und Italien. Die Flüchtlinge stammen in der Mehrzahl aus Syrien/Irak (75 Prozent), vom Balkan (15 Prozent) und zehn Prozent aus weiteren 50 Staaten. Etwa 150 Personen reisen pro Jahr freiwillig aus, 150 werden abgeschoben. Dafür gibt es einen speziellen Bereich im Haus der Integration mit Zugang zur Tiefgarage. „Auch diese räumliche Abtrennung dient der Deeskalation“, sagt Hans-Jürgen Lemmer und nennt als Beispiel die Abschiebung einer Familie, bei der es allein ein zwölfjähriger Junge auf 120 Straftaten gebracht habe.

Der Schwerpunkt liege aber eindeutig auf der Integration. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Hans-Jörg Herhausen hakte bei der Sprachausbildung nach. Als Arbeitgeber habe er die Erfahrung gemacht, dass ein absolvierter Grundkurs noch keine Grundlage für einen Ausbildungsplatz oder eine Anstellung sei. Ilka Scranowitz wies daraufhin, dass Geduld bei der Integration gefragt sei. „Zwei Drittel der syrischen Flüchtlinge sind unter 35 Jahre alt. Viele Arbeitgeber haben 2015 und 2016 Fachkräfte erwartet und wurden enttäuscht. Jetzt sind wir in der Sprachausbildung weiter, und so mancher Arbeitgeber sollte einen zweiten Versuch unternehmen“, sagt Ilka Scranowitz. 2018 lag die Integrationsquote von Flüchtlingen in Wuppertal in den ersten Arbeitsmarkt mit 23,3 Prozent höher als die bei allen SGB II-Empfängern (20,9 Prozent).

Hans-Jürgen Lemmer hob hervor, dass nur zwei Prozent der Geflüchteten in Wuppertal aktuell in Gemeinschaftsunterkünften leben. Das trage wie das große ehrenamtliche Engagement vieler Wuppertaler zur reibungslosen Integration bei. Die Zahl der anerkannten Flüchtlinge in Wuppertal steige durch Familiennachzüge und Wohnungswechsel innerhalb Deutschlands zurzeit wieder leicht an. Johannes Slawig, CDU-Mitglied und Stadtkämmerer, bereiten die Kosten für die geduldeten Flüchtlinge Sorgen. „Die Finanzierungsverantwortung für diese Gruppe trägt die Stadt 2019 mit rund 20 Millionen Euro alleine.“

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