Bergische Universität Wuppertal : Was die Firmen Gucci und Jackstädt gemein haben
Professorrin Christine Volkmann über 100 Jahre Gucci und Familienunternehmen aus Wuppertal.
1921 gründete der Sattlermeister Guccio Gucci eine kleine Lederwerkstatt in Florenz, aus der sich ein Weltkonzern entwickeln sollte. Sind Gründer eigentlich risikobereiter als andere Menschen?
Volkmann: Die Risikoeinstellungen von Gründern im Verhältnis zu Nicht-Gründern wurden in der Vergangenheit häufig einer wirtschaftswissenschaftlichen Betrachtung unterzogen. Die Frage nach der Risikoneigung von Gründern ist komplex und konnte bis heute in der Forschung noch nicht eindeutig beantwortet werden. Unterschiedliche Studien zeigen, dass nicht eindeutig belegt werden kann, dass Gründer risikoaffiner sind. In diesem Sinne wurden in der Forschung weitere Eigenschaftsdimensionen, wie Mut, Wettbewerbsbereitschaft sowie Selbstvertrauen und -wirksamkeit untersucht. Hiernach ist etwa Mut ein wesentlicher Aspekt einer Gründung. Guccio Gucci hatte Mut zur Umsetzung seiner eigenen Idee. Er ist dabei allerdings nicht leichtfertig, sondern geplant durch eingehende Beobachtung der Umwelt und des Marktes, vorgegangen. Denn er beobachtete über mehrere Jahre hinweg die Konsumgewohnheiten der gehobenen Klasse in London, bevor er 1921 sein Lederwarengeschäft eröffnete. Aus seinen Beobachtungen heraus wusste er, dass er Produkte von höchster Qualität herstellen musste, um dem Kaufinteresse der reichen Kaufleute zu entsprechen und um zeitgleich eine Marktlücke zu adressieren.
Aus der Ressourcenknappheit des Nachkriegseuropas entwickelte Gucci 1947 erstmals eine Damenhandtasche mit Bambusgriff, die sogenannte Bamboo Bag, in die er günstiges Naturmaterial in die Luxuswelt integrierte. Wie innovativ müssen Gründer heute sein, um sich dem ständig wechselnden Markt anzupassen?
Volkmann: Die angesprochene Bamboo Bag ist ein gutes Beispiel dafür, wie Unternehmer „unternehmerische Gelegenheiten erkennen” und nutzen, um einen zusätzlichen Wert zu schaffen. Guccio Gucci erkannte, dass die Materialien, trotz ihres günstigen Preises von Kunden als qualitativ hochwertig und exotisch wahrgenommen wurden und diese daher bereit waren, einen höheren Preis zu zahlen. Die Bedeutung von Innovationen für Unternehmen hat sich hierbei seit den 1950er Jahren nicht verändert und ist stark mit wichtigen Erfolgsgrößen wie Umsatz und Gewinn verknüpft. Um die Innovationskraft zu gewährleisten und sich in einem immer wechselnden Markt langfristig anzupassen, spielt auch die Fokussierung auf die Kernkompetenzen im Gründungsteam eine zentrale Rolle.
Erst 1960 wurde das bis heute bekannte Symbol der Firma, zwei miteinander verbundene Steigbügel – oder die ineinander verschlungenen Gs für Guccio Gucci – kreiert. Wie wichtig ist die richtige Marketingstrategie für ein Start-up-Unternehmen?